Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ravensburg plant Denkmal für Flüchtlinge
Gedenkstein soll im Herbst eingeweiht werden
RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg plant ein „Denkmal zur Erinnerung an Flucht und Vertreibung“. Das Mahnmal soll am Rümelinplatz in der Weststadt aufgestellt werden. Der Gemeinderat beschloss diesen Verwaltungsvorschlag einstimmig.
Flüchtlinge: ein Thema, das hochaktuell ist. Doch durch Flucht und Vertreibung kamen bereits zwischen 1945 und 1960 über 6000 Menschen nach Ravensburg - zumeist Heimatvertriebene und Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Die größten Gruppen stammten aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien, aus dem Sudetenland, Westpreußen und Danzig. Auch eine größere Zahl an Donauschwaben fand in der Türmestadt eine neue Heimat. Ihnen folgten Aussiedler aus den Ostblock-Staaten; nach 1990 kamen viele Spätaussiedler.
Die Initiative zu dem Denkmal ging vom Bund der Vertriebenen aus. Denn während etwa in Biberach, Weingarten oder Friedrichshafen derartige Mahnmale existieren, gibt es in Ravensburg bisher keines.
OB Daniel Rapp lobte die „ausgeprägte Gedenkkultur“in der Stadt, mehrere Stadträte unterstrichen den Bezug zur aktuellen Flüchtlingsproblematik. Wolfgang Engelberger (SPD) fand es wichtig, dass gerade in der Weststadt, wo sich Widerstand gegen ein Asylbewerberheim etabliere, das Denkmal entstehen soll.
Das Mahnmal soll ein Stein sein, der am 2. Oktober eingeweiht wird. Es wird aus Spenden des Bundes der Vertriebenen finanziert, der Stein ist eine Spende der Oberschwäbischen Kiesindustrie. Zu lesen wird die Inschrift sein: „Flucht, Vertreibung, Verlust der Heimat, Versöhnung: 1945, 1950, 1990, 2015“. Diese Gravur reichte Stadtrat Wilfried Krauss (Bürger für Ravensburg) nicht. Er plädierte dafür, die Jahreszahl „1933“ebenfalls auf den Stein zu schreiben, das Jahr, in dem das, was später folgte - Flucht und Vertreibung - seinen Anfang nahm. Oliver Schneider (FDP) sprach sich dagegen aus; schließlich wolle man mit dem Mahnmal auch des Schicksals aktueller Flüchtlinge gedenken. Schließlich einigte sich das Gremium auf eine erläuternde Zusatztafel.