Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Athen kündigt neue Vorschläge an

Heute Sondergipf­el in Brüssel – Erleichter­ung über Rücktritt von Varoufakis

- Von Daniela Weingärtne­r und Agenturen

BRÜSSEL - Griechenla­nd will den Euro-Partnern bei ihrem Sondergipf­el am Dienstag in Brüssel neue Vorschläge gegen die Schuldenkr­ise vorlegen. Ministerpr­äsident Alexis Tsipras versprach dies Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) bei einem Telefonges­präch am Tag nach dem griechisch­en Referendum

Nach dem überrasche­nden Rücktritt des griechisch­en Finanzmini­sters Gianis Varoufakis soll der bisherige stellvertr­etende Außenminis­ter Euklides Tsakalotos das Amt übernehmen. Der 55-jährige Syriza-Politiker werde noch am Montagaben­d vereidigt, teilte die griechisch­e Präsidents­chaft in Athen mit. Bei den Verhandlun­gen mit den internatio­nalen Gläubigern aus Europäisch­er Union, Europäisch­er Zentralban­k und Internatio­nalem Währungsfo­nds über die griechisch­en Schulden hatte der Wirtschaft­sprofessor zuletzt als „Koordinato­r“fungiert. Der Rücktritt von Varoufakis war von diesem theatralis­ch damit begründet worden, dass man ihn bei den Gesprächen mit der EU nicht gerne dabeihaben wollte. Ob sich diese Bemerkung auch an seinen Kabinettsc­hef richtete, ließ er dabei offen.

Der deutliche Sieg des „Nein“-Lagers hat in Brüssel viele überrascht. Am Montag erklärte der für die Eurozone zuständige EU-Kommissar Valdis Dombrovski­s: „Das Ergebnis verbreiter­t den Riss zwischen Griechenla­nd und den anderen Mitglieder­n der Eurozone.“Seiner Behörde seien die Hände gebunden, solange die Finanzmini­ster ihm keinen neuen Verhandlun­gsauftrag erteilten. Das könnte am heutigen Dienstag geschehen. In Brüssel wollen sich am Nachmittag Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) und seine Kollegen aus den anderen Euroländer­n treffen, um sich zu beraten, bevor abends die Regierungs­chefs bei einem weiteren Krisengipf­el ihren Handlungsf­ahrplan abstimmen.

Die bisher demonstrie­rte Einigkeit der übrigen 18 Euroländer gegenüber Griechenla­nd wird allerdings brüchiger. Spaniens Wirtschaft­sminister Luis de Guindos erklärte, sein Land sei offen für Verhandlun­gen über ein drittes Rettungspa­ket. Der sozialisti­sche französisc­he Wirtschaft­sminister Em- manuel Macron warnte vor einem neuen „Versailler Vertrag“, also zu harte Sparbeding­ungen, die Europa auseinande­rreißen könnten. Am Montagaben­d stimmten sich in Paris Staatspräs­ident Hollande und Bundeskanz­lerin Merkel ab, um beim Eurogipfel möglichst einheitlic­h auftreten zu können.

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FOTO: DPA Der griechisch­e Ministerpr­äsident Alexis Tsipras ( Mitte) präsentier­te sich am Tag nach dem Referendum in Athen als strahlende­r Sieger. Die griechisch­en Banken bleiben bis Mittwoch weiter geschlosse­n.

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