Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Athen kündigt neue Vorschläge an
Heute Sondergipfel in Brüssel – Erleichterung über Rücktritt von Varoufakis
BRÜSSEL - Griechenland will den Euro-Partnern bei ihrem Sondergipfel am Dienstag in Brüssel neue Vorschläge gegen die Schuldenkrise vorlegen. Ministerpräsident Alexis Tsipras versprach dies Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einem Telefongespräch am Tag nach dem griechischen Referendum
Nach dem überraschenden Rücktritt des griechischen Finanzministers Gianis Varoufakis soll der bisherige stellvertretende Außenminister Euklides Tsakalotos das Amt übernehmen. Der 55-jährige Syriza-Politiker werde noch am Montagabend vereidigt, teilte die griechische Präsidentschaft in Athen mit. Bei den Verhandlungen mit den internationalen Gläubigern aus Europäischer Union, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds über die griechischen Schulden hatte der Wirtschaftsprofessor zuletzt als „Koordinator“fungiert. Der Rücktritt von Varoufakis war von diesem theatralisch damit begründet worden, dass man ihn bei den Gesprächen mit der EU nicht gerne dabeihaben wollte. Ob sich diese Bemerkung auch an seinen Kabinettschef richtete, ließ er dabei offen.
Der deutliche Sieg des „Nein“-Lagers hat in Brüssel viele überrascht. Am Montag erklärte der für die Eurozone zuständige EU-Kommissar Valdis Dombrovskis: „Das Ergebnis verbreitert den Riss zwischen Griechenland und den anderen Mitgliedern der Eurozone.“Seiner Behörde seien die Hände gebunden, solange die Finanzminister ihm keinen neuen Verhandlungsauftrag erteilten. Das könnte am heutigen Dienstag geschehen. In Brüssel wollen sich am Nachmittag Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und seine Kollegen aus den anderen Euroländern treffen, um sich zu beraten, bevor abends die Regierungschefs bei einem weiteren Krisengipfel ihren Handlungsfahrplan abstimmen.
Die bisher demonstrierte Einigkeit der übrigen 18 Euroländer gegenüber Griechenland wird allerdings brüchiger. Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos erklärte, sein Land sei offen für Verhandlungen über ein drittes Rettungspaket. Der sozialistische französische Wirtschaftsminister Em- manuel Macron warnte vor einem neuen „Versailler Vertrag“, also zu harte Sparbedingungen, die Europa auseinanderreißen könnten. Am Montagabend stimmten sich in Paris Staatspräsident Hollande und Bundeskanzlerin Merkel ab, um beim Eurogipfel möglichst einheitlich auftreten zu können.