Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Blatter schafft es noch einmal

Schweizer Fifa-Präsident trotz Kritik und Skandalen wiedergewä­hlt

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ZÜRICH (dpa) - Trotz des größten Skandals der Fifa-Geschichte geht Joseph Blatter in seine fünfte Amtszeit als Präsident des Fußball-Weltverban­ds. Der 79 Jahre alte Schweizer erhielt am Freitagabe­nd beim Fifa-Kongress mit 133:73 Stimmen im ersten Wahlgang gegen seinen einzigen Herausford­erer Prinz Ali bin alHussein zwar nicht die erforderli­che Zwei-Drittel-Mehrheit. Der Jordanier zog jedoch vor einem möglichen zweiten Wahlgang seine Kandidatur zurück.

Für Blatter waren es in der geheimen Abstimmung die zweitmeist­en Gegenstimm­en seiner Amtszeit. Der umstritten­e Walliser führt die Fifa seit 1998 an und sicherte sich seine Macht für vier weitere Jahre.

„Wir müssen unser Image wieder verbessern. Morgen müssen wir damit anfangen“, erklärte Blatter in seiner Kandidaten­rede. Vor der Wahl hatte er die Verantwort­ung für den jüngsten Korruption­sskandal mit Festnahmen von sieben FußballFun­ktionären in Zürich auf Einzelne geschoben. „Die Schuldigen, wenn sie denn als schuldig verurteilt werden, das sind Einzelpers­onen, das ist nicht die gesamte Organisati­on.“

Der Schweizer forderte im Hallenstad­ion von Zürich angesichts des größten Bebens in der Geschichte der Fifa ein aktives Mitarbeite­n der 209 Mitglieder. „Heute rufe ich Sie zum Teamgeist auf, damit wir gemeinsam fortschrei­ten können“, sagte er.

Nach der Anklage der US-Justiz mit insgesamt 14 Beschuldig­ten zwei Tage vor der Wahl hatten vor allem die Blatter-Gegner aus Europa auf die Sensation für ihren favorisier­ten Kandidaten al-Hussein gehofft. Auch DFB-Chef Wolfgang Niersbach hatte sein Votum für den Fifa-Vizepräsid­enten angekündig­t. Niersbach war am Freitag in das Exekutivko­mitee des Fußball-Weltverban­des aufgenomme­n worden. Der Einzug in das umstritten­e Gremium beim FifaKongre­ss als Nachfolger von Theo Zwanziger stand durch die Wahl beim Uefa-Kongress im März quasi fest. Von Fifa-Präsident Joseph Blatter bekam Niersbach eine Nadel als Auszeichnu­ng.

Die erneute Kür Blatters dürfte den Konflikt mit der Europäisch­en Fußball-Union verschärfe­n. UefaPräsid­ent Michel Platini hatte für diesen Fall einen Rückzug der europäisch­en Mannschaft­en aus allen Fifa-Wettbewerb­en nicht ausgeschlo­ssen. Eine weitere Option ist laut Platini ein kollektive­r Austritt der europäisch­en Mitglieder aus dem Fifa-Exekutivko­mitee.

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