Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Das Street-Art-Projekt hat begonnen
Viele Interessierte bei der Eröffnung – Wo und wann die Kunstwerke entstehen werden
- Es war ein Auftakt bei Bilderbuchwetter: Zur Eröffnung der Ausstellung „Wand.Farbe.Kunst - Street Art 2024 “, die auch den Beginn des gleichnamigen Projekts markiert, haben sich am Samstagnachmittag zahlreiche Interessierte im Innenhof des Heimatmuseums eingefunden. Der Leutkircher Musiker Joe Styppa setzte mit seiner Urban-Pop/Rap-Musik ebenso stimmige wie anspruchsvolle Akzente. Das Publikum war bunt gemischt: Künstler waren ebenso anwesend wie Vertreter der Stadt, der Schulen, des Gemeinderats, Jugendgemeinderats und des Galeriekreises Leutkirch, der das Projekt initiiert hat.
„Heute eröffnen wir ein Kunstprojekt der ganz besonderen Art“, erklärte Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle in seinem Grußwort. Die Ausstellung stelle „etwas Neues“für die Stadt dar. „Nach den spektakulären Skulpturen-Ausstellungen 2016 und 2022 bespielen wir nun mit einer Kunstform den öffentlichen Raum, die genau dort entstanden ist: in den Straßen der großen Städte, an vergessenen Orten, aber auch mitten im Straßenbild.“
Gleichzeitig würden auch die Ausstellungsräume im Gotischen Haus und im Kornhaus genutzt, um die Kunstwerke zu zeigen. Eine Chance sieht Henle gerade in der Vielfältigkeit des Projekts mit Workshops und Ausstellungen, das Menschen generationenübergreifend verbinde.
Im Namen der Stadt dankte Henle allen Mitwirkenden, vor allem aber dem Sprecher des Galeriekreises, Otto Schöllhorn, der als Ideengeber und Motor der
Ausstellung das Projekt mit „Begeisterung und bewundernswerter Ausdauer“begleite. Henles Dank auch den Sponsoren, die zur Realisierung des Projekts beigetragen hätten. „Eine kurze Kontaktaufnahme genügte, und die Leutkircher Firmen machten sofort mit.“
So habe zum Beispiel das „Sporthaus Dörner seine Außenwände für das Projekt auf eigene Kosten vorbereitet, die Eigentümer des Rewe-Marktes fördern das Projekt, die Firmen Christ und Wagenseil sowie Pfleiderer
leisteten großzügige Materialspenden.“„Warum machen wir das?“fragte Otto Schöllhorn bei seinem Rückblick auf den Werdegang des Kunstprojekts. „Einmal, um frischen Wind in den Galeriebetrieb zu bekommen. Aber auch, um eine Kunstform aufzugreifen, die bei Jugendlichen auf Interesse stößt. Und um die Stadt Leutkirch temporär zu beleben, Farbakzente zu setzen.“Street Art-Gemälde seien „Lichtblicke auf grauen Fassaden“, aber nicht jeder zeige sich gegenüber dieser Kunstrichtung offen und tolerant.
Ihre Unvorhersehbarkeit und direkte Wirkung im öffentlichen Raum verunsichere auch manche Betrachter. „Und Verunsicherung ist heute manchmal leider gepaart mit Aggression.“
Das Spannende an den Ausstellungen im Gotischen Haus und im Kornhaus sei der „Dialog, den die Arbeiten von Profis mit Schülerarbeiten“eingingen, hob Schöllhorn hervor. In Zusammenarbeit mit der Gemeinschaftsschule (Patricia Nikas), dem Hans-Multscher-Gymnasiums (Judith Simmler), der Förderschule (Sandra Broger), der Realschule (Michael Waizenegger) und der Kunstschule (Elisabeth Sauterleute, Sarah Breimaier) sei etwas ganz Besonderes entstanden. Sein Dank galt allen, die beim Erstellen der Ausstellung mitgeholfen haben: Rita Winter, Dieter Bader, Sarah Breimaier, dem Bauhof – vor allem aber Sinika Kreitmaier. „Ohne sie wäre das Projekt nicht zu organisieren gewesen.“
„Wir freuen uns sehr auf die Workshops“, betonte Melissa Altergott,
Vertreterin des Jugendgemeinderats. Sie dankte dem Galeriekreis für die Initiative, etwas für die Jugendlichen zu machen, das sie wirklich interessiert.“Constantin Künst erklärte, das Projekt zeige, „dass Leutkirch modern, bunt und vielfältig sein kann.“Er dankte dem Galeriekreis für die „tolle Offenheit“. Als der Galeriekreis das Projekt im Jugendgemeinderat vorgestellt habe, sei spürbar gewesen, dass es allen Beteiligten wichtig war, die Meinungen der Jugendlichen zu hören. „Wir haben gespürt: Wir sind den alten Hasen nicht egal.“
Die Wände für die Projekte seien sorgfältig ausgesucht worden, betonte Schöllhorn. Und erntete hörbare Schmunzler, als er berichtete, wie ein Bürger ihn ängstlich gefragt habe, ob da auch sein Haus mal drankommen könnte. Das Spannende an dieser Ausstellung sei, dass man vorher nicht wisse, welches Bild auf einer Fassade entstehe. „Aber wir vertrauen den Künstlern.“