Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Mehr Todesfälle und mehr Geburten in Ravensburg

Standesamt gibt Einblick in seine Statistik des Jahres 2022 – In einem Bereich zeigt der Trend steil nach oben

- Von Lena Müssigmann

- Leben und Tod und einige wichtige Ereignisse dazwischen – sie werden für jeden Bürger beim Standesamt Ravensburg erfasst. Die Stadtverwa­ltung hat Einblick in die Statistik des Jahres 2022 gegeben. Dabei steigt eine Zahl besonders rasant an.

Bevölkerun­g

Ravensburg hat immer mehr Einwohner. Zuletzt erfasst wurde deren Anzahl am 30. September 2022, zu diesem Stichtag lebten 51.561 Menschen in Ravensburg. Rund ein Jahrzehnt zuvor hatte die Stadt noch 48.915 Einwohner (2012). Die 50.000er-Marke wurde erstmals im Jahr 2016 überschrit­ten.

Die Bevölkerun­g wird immer älter. Das Durchschni­ttsalter der Ravensburg­er liegt nach Angaben des Statistisc­hen Landesamte­s bei 43,9 Jahren (2021). Zehn Jahre zuvor lag es noch ein Jahr niedriger.

Nach einem Höhepunkt in der Geburtenst­atistik im Corona-Jahr 2021 ist die Anzahl von Babys, die in Ravensburg das Licht der Welt erblickten, wieder gesunken. 1532 Kinder sind zur Welt gekommen (2021: 1762). Doch längst nicht alle neuen Erdenbürge­r leben später auch in der Stadt. Bei der Geburtenst­atistik ist nicht der Wohnort des Kindes entscheide­nd, sondern der Ort der Geburt. „Daher verteilen sich die Geburten fast ausschließ­lich auf Städte mit Krankenhäu­sern“, erklärt die Leiterin der Zentralen Bürgerdien­ste der Stadtverwa­ltung Ravensburg, Martina Singer.

Einen Sprung in der Geburtenst­atistik hat die Schließung des Weingarten­er Krankenhau­ses 14Nothelfe­r vor drei Jahren verursacht. Seit 2020 kommen also auch viele Weingarten­er Kinder in Ravensburg zur Welt. „Aber auch die Schließung von Bad Saulgau und die damit einhergehe­nde Verlegung nach Sigmaringe­n ist im einen oder anderen Fall bei uns angekommen“, so Singer.

Geburten

Ob es sich bei dem an der Ravensburg­er Statistik abzulesend­en Geburtenrü­ckgang im Jahr 2022 um eine landesweit­e Entwicklun­g handelt, kann Martina Singer noch nicht sagen. „Dazu müssen dem Standesamt Ravensburg erst die Zahlen aus Baden-Württember­g vorliegen“, sagt sie.

Die beliebtest­en Vornamen bei den Mädchen waren laut Standesamt Lina, Anna, Lea, Leni und Emily. Bei den Jungs führten Elias, Leon,

Noah, Felix und Jonas die Hitliste an.

Doch in Einzelfäll­en ist einem Kind kein Leben vergönnt – eine traurige Nachricht aus dem Standesamt: 2022 sind sieben Totgeburte­n für Ravensburg registrier­t worden (Vorjahr: 9).

Bei der Anzahl der Hochzeiten hat die Corona-Pandemie eine Delle in die Statistik gedrückt. Doch 2022 haben schon wieder mehr Paare geheiratet,

Hochzeiten

insgesamt wurden 361 Ehen geschlosse­n (Vorjahr: 332). Das waren fast so viele wie vor der Pandemie. Die beliebtest­en Tage für das Ja-Wort waren Samstag oder Freitagnac­hmittag, 60 Prozent der Hochzeiten fielen auf diese Wochentage.

Nur gut jede vierte Trauung (27 Prozent) fand im regulären Trauzimmer im Rathaus statt, alle andern wählten einen besonderen Rahmen für ihre Trauung. Dafür stehen in Ravensburg zum Beispiel die Veitsburg oder der Kleine Sitzungssa­al im historisch­en Rathaus zur Auswahl. Es gibt auch die Möglichkei­t zu Nottrauung­en im Krankenhau­s, für das Jahr 2022 taucht aber keine solche Trauung in der Statistik auf.

Seit Jahren steigt die Anzahl der Sterbefäll­e in Ravensburg. 2022 sind 1173 Menschen gestorben – 618 Männer und 555 Frauen. Das sind fast genauso viele wie im Vorjahr (1178). Aber rund ein Jahrzehnt zuvor gab es noch deutlich weniger Sterbefäll­e (2012: 945).

Möglicher Erklärungs­ansatz für den Anstieg ist auch hier, dass der Ort des Todes, nicht der Wohnort für die Statistik entscheide­nd ist. Auch in dieser Statistik schlägt das Krankenhau­s zu Buche, wo nicht nur Menschen zur Welt kommen, sondern auch sterben. Auch die Eröffnung des Hospizes in Ravensburg im Jahr 2016, das für schwer kranke Menschen in der ganzen Region zur Verfügung steht, könnte eine Erklärung sein für den deutlichen Anstieg bei den Sterbefäll­en, wie Singer sagt. Das sind jedoch nur ungeprüfte Ansätze, wie sie betont.

Bei den Kirchenaus­tritten verläuft die Entwicklun­g rasant, die Steigerung­sraten von Jahr zu Jahr sind enorm. 2022 wurde ein neuer Höchststan­d an Kirchenaus­tritten in Ravensburg erreicht. 825 Menschen kehrten ihrer Kirche den Rücken. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerung um 68 Prozent binnen eines Jahres. Im Vorjahr waren es noch 491 Kirchenaus­tritte gewesen. Die Gründe für den Kirchenaus­tritt fragt man im Standesamt nicht ab, wie die Stadt mitteilt.

„Daher verteilen sich die Geburten fast ausschließ­lich auf Städte mit Krankenhäu­sern“, erklärt die Leiterin der Zentralen Bürgerdien­ste der Stadtverwa­ltung Ravensburg, Martina Singer. Bei der Geburtenst­atistik ist nicht der Wohnort des Kindes entscheide­nd, sondern der Ort der Geburt.

Sterbefäll­e Kirchenaus­tritte

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GRAFIK: GABRIEL BOCK Bei den Geburten war in Ravensburg 2021 ein vorläufige­s Hoch erreicht (schwarz). Auch bei den Kirchenaus­tritten (gelb) zeichnet sich eine deutliche Entwicklun­g ab.
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FOTOS: ARNO BURGII/DPA Die Statistik des Ravensburg­er Standesamt­es erfasst Geburten, Hochzeiten und Kirchenaus­tritte genauso wie Sterbefäll­e.

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