Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ansichtssachen einer Biologin in Öl
Ulrike Hüppeler gestaltet erste Ausstellung des Jahres im Naturschutzzentrum Wurzacher Ried
- Die promovierte Biologin Ulrike Hüppeler stellt derzeit ihre fotorealistischen großformatigen Ölgemälde unter dem Titel „Ansichtssache“im Gewölbegang für die Wechselausstellungen des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried in Maria Rosengarten aus.
Siegfried Roth, Leiter des Naturschutzzentrums, begrüßte bei der Vernissage die Besucher, nachdem Harfenspieler Jonathan Dentler mit einem Musikstück die Vernissage musikalisch eröffnet hatte. „Wer Pflanzen bestimmen will, muss genau hinsehen, und das kann Ulrike Hüppeler sehr gut: Der genaue Blick für Details und die Besonderheiten zeichnet ihre Bilder aus.“Ihre Motive finde sie auf Wanderungen und Streifzügen durch die Natur auf der Suche nach außergewöhnlichen Motiven mit ihrer Kamera. Dort entstehen Ideen, die dann im Atelier malerisch Gestalt annehmen.
Die Ausstellung zeige „Ansichten“im wahrsten und auch übertragenen Sinne des Wortes. Dargestellt in großformatigen Ölgemälden, die die faszinierende und majestätische Natur nicht einfach nur wiedergeben, sondern in Beziehung zum Menschen und der heutigen Zeit setzen. „Unser ambivalentes Verhältnis zur Natur, einerseits Distanz und Ausbeutung, gar Zerstörung, andererseits die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, wird darin thematisiert“, so Roth
Ihre Verbindung zur Natur und zur Kunst begleitet die Künstlerin und Biologin schon ihr ganzes Leben. Die gebürtige Kölnerin, die seit 2001 in Amtzell lebt, war 2019 Preisträgerin des Westallgäuer Kunstpreises, gewann mit ihrem in der Ausstellung gezeigten Bild „Lichtblick“im vergangenen Jahr den MeckatzerKunstpreis und mit dem ebenfalls gezeigten „Eine Geschichte von Feuer, Hoffnung und Leben“den Publikumspreis der 56. Westallgäuer Kunstausstellung. 2021 war sie eine der Preisträgerinnen der Kunstausstellung „Natur-Mensch“in St. Andreasburg im Harz. Sie ist Mitglied in mehreren Kunstvereinen.
Das naturwissenschaftliche Studium mit dem Schwerpunkt Botanik hat ihre Seh- und Sichtweise auf die Natur geprägt. Das Zeichnen wissenschaftlicher Illustrationen führte zu einer Liebe zum Detail und in oft überraschende Perspektiven, die sich in vielen ihrer gegenständlichen Gemälde wiederfinden.
Ingo Maier, der Ehemann der Künstlerin, war von ihr gebeten worden, „etwas Intelligentes“zu ihren Bildern zu sagen. „Ich muss sie warnen – ich bin da gewissermaßen befangen“, so der Redner schmunzelnd. „Die Gemälde mögen auf den ersten Blick schöne Landschaften zeigen. Sie scheinen uns vertraut – vordergründig. Bei näherem Betrachten zeigt sich: Sie sind Oberflächen, jeweils eine Bühne, auf der sich weitere Bilder und Geschichten entwickeln.“Diese Geschichten, die beim jeweiligen Betrachter entstünden durch die Auseinandersetzung mit bildlichen Details, könnten rätselhaft, merkwürdig, ja sogar provokativ erscheinen. Man könne dabei unterschiedlicher Ansicht sein, es sei eben „Ansichtsache“.
Eines der Beispiele, das Maier an diesem Abend beschrieb, war das aus der ersten Phase der CoronaPandemie stammende „Komm mit“. Durch die Einschränkungen habe es mehr Menschen in die Natur gezogen. Es sei ein Plädoyer für den Wald als Oase, für die Hinwendung zur Natur. Im Hintergrund des alten Buchenwaldes der „Lichtschein der Hoffnung – für uns und den Wald.“