Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Für Bello war es zu heiß im Auto
Weil ein Mann seinen Hund bei hohen Temperaturen im Auto gelassen haben soll, steht er vor dem Amtsgericht
KEMPTEN/OBERALLGÄU (lw) - Die Hitze staut sich im Auto und keine Abkühlung ist in Sicht – so geht es manchem Hund im Sommer während Herrchen oder Frauchen beim Einkaufen oder am See sind. „Schon im Schatten heizt sich das Auto bei Temperaturen über 20 Grad stark auf“, sagte Iris Thalhofer, Vorsitzende des Tierschutzvereins Immenstadt-Oberstaufen.
Am Mittwoch begann vor dem Kemptener Amtsgericht die Verhandlung gegen einen 65-Jährigen, der im August 2020 seinen Hund unbeaufsichtigt bei über 30 Grad im Auto gelassen haben soll. Passanten wurden auf das Tier am Parkplatz am Grüntensee in Oy-Mittelberg aufmerksam. Erschöpft und träge habe der Hund gewirkt, sagte eine Polizistin und Hundeführerin, die als Zeugin geladen war und sich unmittelbar nach dem Vorfall um das Tier gekümmert hat.„Drei Liter Wasser hat der Hund getrunken, als er uns übergeben wurde“, sagte die Polizistin. Das sei eine enorme Menge. Der Angeklagte widerspricht: „Drei Liter können das niemals gewesen sein. Der Hund hatte getrunken, wir waren spazieren und meine Frau war nur kurz weg, um Wasser zu holen.“
Laut einer Oberallgäuer Amtstierärztin, die den Hund untersucht hat und als Zeugin aussagte, seien drei Liter für einen Hund von 75 Kilogramm durchaus realistisch. „Dass er so viel auf einmal getrunken hat, zeigt aber, dass der Hund massiven Durst hatte.“
Für den Tagesbedarf an Flüssigkeit gebe es eine Faustformel: Etwa 50 bis 150 Milliliter Wasser brauche ein Hund pro Kilogramm Gewicht. Die Menge variiere je nach Temperatur und Bewegung. Ob der untersuchte Hund tatsächlich dehydriert war, könne die Ärztin aber nicht mit Sicherheit sagen. „Der Hund hatte ja bereits Wasser bekommen.“
Ansonsten sei sein Zustand grundsätzlich gut gewesen. Die etwa 70 Zentimeter breite Zwingerbox im Auto sei jedoch auf Dauer zu klein für das Tier. Außerdem sei darin kein Wassernapf gewesen. Situationen, die auch Tierschützerin Thalhofer kennt. „Für längere Fahrten geht das gar nicht“, sagte sie auf Anfrage unserer Redaktion.
Zur Urlaubszeit würden die Tiere während der Fahrt oft in kleinen Boxen oder ohne Sicherung in den Kofferraum gequetscht. „Die Hunde brauchen Platz, Luft und bei hohen Temperaturen eine Klimatisierung“, sagte sie. Unbeaufsichtigt solle man seinen Hund auf keinen Fall im Auto lassen. Wenn ein Hund Wasser oder eine Abkühlung braucht, könne man das am Hecheln und dem starken Speichelfluss erkennen. „Hunde können nur wenig über die Pfoten schwitzen“, sagte Thalhofer. Wer eine solche Situation beobachtet, solle sich an die Polizei wenden.
Ob in dem Fall vor dem Kemptener Amtsgericht nun eine Verletzung des Tierschutzgesetzes vorliegt oder nicht, wird sich am 4. August zeigen. Richter Sebastian Kühn will dann einen weiteren Polizisten hören, der vor Ort war. Dem Beschuldigten droht im Fall einer Verurteilung ein Bußgeld.