Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Aureliuskirche: Sanierung abgeschlossen
Das Lindenberger Gotteshaus war fast zwei Jahre lang eine Baustelle
LINDENBERG - Die Glocken läuten wieder. Als ob sie die frohe Kunde der ganzen Stadt mitteilen wollen: Die Generalsanierung der Aureliuskirche in Lindenberg ist abgeschlossen. Lediglich ein paar Kleinigkeiten sind noch zu erledigen. Beim neu eingerichteten barrierefreien Seiteneingang fehlt beispielsweise noch der rollstuhlgerechte Handlauf. Ebenso die Erdung des neuen Blitzschutzes. Ansonsten könnte die Pfarrei St. Peter und Paul hier theoretisch schon wieder Gottesdienste feiern. Dass sie das vorerst aber noch nicht tut, hängt – wie fast alles in diesen Zeiten – mit Corona zusammen.
Die Sanierung der Aureliuskirche hat die Pfarreiengemeinschaft Pfänderrücken viele Jahre lang beschäftigt. Risse im Mauerwerk, verfaulte Balken, massive Probleme mit der Statik – im Frühjahr 2017 hatte sie bereits eine Notsicherung veranlasst. Zwei Jahre später begannen die Bauarbeiten. Diese wurden aufwendiger als gedacht, da die Schäden am Dach wesentlich schlimmer waren als befürchtet. Dennoch ist alles wie geplant kurz vor Weihnachten 2020 fertig geworden. „Die Baufirmen waren ein tolles Team. Es war ein tolles Miteinander und ein richtig familiäres Arbeiten“, hebt Arthur Huber hervor.
Der 64-Jährige muss es wissen. Als verlängerter Arm der Pfarrei hat er die Baustelle zwei Jahre lang intensiv betreut, sich mit Handwerkern und Architekten ausgetauscht, Abläufe koordiniert und auch selbst angepackt. Jede Woche war er mindesten zwei Stunden vor Ort, an manchen Tagen auch zehn Stunden am Stück. Ehrenamtlich und unentgeltlich. Wie viel Zeit er insgesamt auf der Baustelle verbracht hat, kann der Lindenberger nicht sagen. „Ich habe seit meiner Lehrzeit kein einziges Mal einen Stundenzettel ausgefüllt“, erzählt der Industriekaufmann im Ruhestand.
Im Kirchenschiff selbst sieht man kaum etwas von den monatelangen Arbeiten. Lediglich ein paar Risse in der Decke sind verschwunden. Das meiste geschah nach außen hin kaum sichtbar. Der Dachstuhl, die Balken, die Tiefengründung – alles fertig. „Wir haben die Kirche gegen das Wegkippen gesichert“, sagt Verwaltungsleiter Jürgen Huber. Am wichtigsten sei es gewesen, das über 300 Jahre alte Gotteshaus vor dem weiteren Verfall zu erhalten.
Zugleich wurden ein paar zusätzliche Dinge gleich miterledigt. Weil der Kirchturm ohnehin eingerüstet war, gab es ein neues Uhrwerk und neue Ziffernblätter. „Das war nicht geplant, aber das hätte man sonst spätestens in zehn Jahren erneuern müssen“, sagt Jürgen Huber. Zugleich hat die Kirche eine neue Heizung,
eine neue Alarmanlage und endlich auch einen eigenen Wasseranschluss erhalten. Bis dato war sie nämlich an ein Privathaus in der Nachbarschaft angedockt. Wenn der Mesner im Winter das Wasser abstellen wollte, musste er dort immer klingeln. Jetzt nicht mehr.
Das Projekt war mit 900 000 Euro veranschlagt. Laut Jürgen Huber ist der Kostenrahmen eingehalten worden. Die Diözese übernimmt insgesamt 540 000 Euro, die Stadt steuert rund 108 000 Euro bei. Die restlichen 252 000 Euro muss die Pfarrei selbst aufbringen. Rund 90 000 Euro fehlen noch. Auch wegen Corona. Die Pandemie hat Veranstaltungen, wie zum Beispiel ein Benefizkonzert im Oktober, verhindert. Dieses soll 2021 nachgeholt werden.
Sehr gut kam hingegen die Spendenaktion mit den bunt gestalteten Dachziegeln an. Mehr als 200 Stück davon wurden ausgegeben – und es sind noch etliche davon zu haben.
Im Rahmen der Generalsanierung gab es auch eine neue Heizung. Da die große Stadtpfarrkirche eine solche nicht hat, wurde die Aureliuskirche zuletzt vor allem als Winterkirche genutzt. Ausgerechnet die Heizung ist aber ein Grund, weshalb dort vorerst noch keine Gottesdienste stattfinden: Es handelt sich um eine Umluftheizung, deren Verwirbelungen nicht corona-konform sind. Insofern soll die Wiedereröffnung erst stattfinden, „wenn es warm ist und man lüften kann“, sagt Jürgen Huber.
Ohnehin könnten wegen der vorgeschriebenen Abstandsregelungen derzeit nur etwa 40 bis 50 Personen die Aureliuskirche besuchen – bei insgesamt 350 Sitzplätzen. Zum Vergleich: Die Stadtpfarrkirche bietet etwa viermal so viel Gläubigen Platz.