Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Wenn Hilfsprogramme an der Bürokratie scheitern
Was der Präsident der Handwerkskammer Ulm für die Betriebe fordert
LEUTKIRCH/REGION (sz) - Die von Bund und Ländern beschlossene Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns zunächst bis zum 31. Januar wirkt sich auch auf die Handwerksbetriebe in der Region aus. Das geht aus einer Pressemitteilung der Handwerkskammer Ulm hervor. Deren Präsident, Joachim Krimmer, appelliert in diesem Zusammenhang an die Politik: „Wir dürfen die von den Beschränkungen besonders betroffenen Betriebe und Unternehmen nicht allein lassen.“
Krimmer erklärt in der Pressemitteilung: „Auch wenn viele Betriebe aufgrund der Wetterlage in ihrem Gewerk nicht arbeiten können: Ohne Frage ist die Verlängerung des Lockdowns für viele unserer Betriebe ein sehr schwieriger, ein sehr harter Start ins neue Jahr 2021.“Für den Präsidenten der Handwerkskammer Ulm sei es „im Kern richtig, private Kontakte und Mobilität zur Risikominimierung zu reduzieren“. Um möglichst rasch wieder zu einem weniger eingeschränkten Alltag und Geschäftsbetrieb zurückzukehren, müsse es laut Krimmer endlich gelingen, das Infektionsgeschehen spürbar einzudämmen. Dazu könne jeder seinen Beitrag leisten, indem Kontakte reduziert und die Abstandsund Hygieneregeln konsequent eingehalten würden. „Das ist in vielen Betriebsabläufen schwierig, aber muss machbar gemacht werden. Solange noch nicht umfänglich geimpft ist, ist diese Form des persönlichen Gesundheitsschutzes der wirksamste Weg, um wieder zu einem normaleren Leben zu kommen und somit auch unsere Betriebe zu schützen.“
Umso wichtiger sei es Krimmers Einschätzung nach, dass jetzt alles daran gesetzt werde, so zügig und umfangreich wie möglich zu impfen. „Je schneller wir einen hohen Impfungsgrad erreichen, je schneller wir diese Pandemie in den Griff bekommen, umso eher kommen unsere betroffenen Betriebe wieder in die Gänge.“Weiter lautet sein dringender Appell: „Wir dürfen die von den Beschränkungen
besonders betroffenen Betriebe und Unternehmen nicht allein lassen. Sie brauchen dringend Hilfen, die der jeweiligen Betroffenheit angepasst sind. Richtigerweise sind Milliardenhilfen vorgesehen. Diese dürfen nicht bloß theoretisch angekündigt werden, die Auszahlung ausbleiben oder aber an viel zu komplizierten Zugangsvorgaben scheitern.“So bekäme die Handwerkskammer Ulm immer wieder von ihren Betrieben zu hören, dass viele Programme nach wie vor in der Abwicklung viel zu bürokratisch, mit zu vielen Bedingungen verbunden oder die Schwellenwerte für die Inanspruchnahme so hoch seien, dass sie in der Praxis nicht wirkten.
Die Lage sei für viele Betriebe im zweiten Lockdown brisanter und existenzbedrohlicher denn je. „Deshalb müssen die Mittel schnell und rechtzeitig fließen. Denn wenn die Liquidität zu spät kommt, kann es sein, dass sie nichts mehr nützt und der Betrieb bereits ‚verdurstet‘ ist“, so Krimmer abschließend.