Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Johanniter helfen im zerstörten Beirut
Weltgrößtes Flugzeug Antonov 124 bringt Hilfsgüter aus der Region in den Libanon
LEUTKIRCH/KISSLEGG (sz) - Ein Team der Johanniter aus Bad Schussenried, Kißlegg und Ravensburg unterstützt die Hilfsmaßnahmen nach der verheerenden Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut. „Helfen, wo Hilfe dringend notwendig ist, ist für die Johanniter eine Selbstverständlichkeit, vor allem, wenn die Not so groß und sichtbar ist wie nach der schweren Explosion in Beirut“, sagt der Ortsbeauftragte der Johanniter für Leutkirch und Kißlegg, Robert Lohr, in einer Pressemitteilung. Gerade in der „Blaulicht-Familie“seien die Fragen „Wie können wir da helfen? Wie kommt die Hilfe dorthin?“vielfach diskutiert worden.
Eine konkrete Vorstellung der Hilfsmöglichkeit habe sich durch ein persönliches Anschreiben an Robert Lohr und die Johanniter in Leutkirch ergeben. Darin schildert Gerhard Ritter aus Memmingen die Not der schwer getroffenen Menschen in Beirut und bittet um Unterstützung. Und er gibt auch eine gezielte Hilfsanfrage weiter: „Aktuell ist in Beirut dieses schlimme Unglück passiert. Im Umkreis von fünf Kilometern ist keine Scheibe mehr ganz, kein Rettungswagen, kein Feuerwehrfahrzeug mehr einsatzbereit.“Und weiter: „Die Detonation hat die in der Nähe liegende Rettungsstation zerstört, Kameraden wurden getötet und die Ausrüstung unbrauchbar gemacht.“
Gleichzeitig berichtete Ritter, dass der Verein „Orienthelfer“in Memmingen acht Ambulanzfahrzeuge erworben hatte, die noch weiter ausgestattet werden sollten. „Dadurch ergab sich für die Johanniter die Chance, aus eigenen Mitteln einen Beitrag für die Not leidenden Menschen in Beirut zu leisten“, so Lohr.
Er mobilisierte gleich ein Helferteam der Johanniter in Bad Schussenried, Kißlegg und Ravensburg. Galt es doch, die aus Memmingen zur Verfügung gestellten und gespendeten Rettungsfahrzeuge mit weiteren Hilfsmitteln zu bestücken.
Die gezielte Anfrage von Ritter an die Johanniter umfasste die ganze Palette an Hilfsgüter: „Könntest Du bitte Deine Freunde in Leutkirch, Ravensburg und wo auch immer fragen, ob es Medizinprodukte, Tragen, Tragstühle, Feldbetten, Decken, Rollstühle, Rollatoren und anderes gibt.“Eine Bitte, die der Bad Schussenrieder Ortsbeauftragte Hans Klein mithilfe des Netzwerks Aktion „Ungarnhilfe“kurzfristig unterstützen konnte. Neben Hilfsmitteln aus dem Lager Bad Schussenried und über viele Spender aus der Region konnte eine Vielzahl an Rollstühlen, Rollatoren, Verband- und Pflegehilfsmittel, ein Pflegebett, Spritzen, Kanülen und weiterer Medizinischer Bedarf beschafft werden, um damit die Rettungsfahrzeuge bis unters Dach aufzufüllen.
Letztendlich wurden acht voll gepackte Rettungswagen am Rande des Rollfeldes im Flughafen in München bereitgestellt, um dann mit einer Antonov 124, dem weltgrößten Transportflugzeug, nach Beirut gebracht zu werden. Ein imposantes Bild, so beschreibt Robert Lohr seinen Eindruck: acht voll gepackte Sanitätsfahrzeuge, auf denen die Wörter „Rettungswagen“und „Orienthelfer“zu lesen sind.
Die Ambulanzfahrzeuge, die mit der Antonov in Richtung Beirut abhoben, wurden vom EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarcic, begleitet. Die Europäische Union finanzierte den Transport im Rahmen ihrer sogenannten „Humanitären Luftbrücke“in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt. „Alles in allem eine gelungene Zusammenarbeit vieler Helfer und Spender“, bedanken sich Robert Lohr und Gerhard Ritter für die vielfältige Unterstützung aus der Region. Froh darüber, dass die Zusammenarbeit so zügig zu einem positiven Abschluss geführt hat.