Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bahnhof Fischbach hat Glanz wieder

Die Sanierung der Veranstalt­ungshalle ist zur Hälfte bewältigt

- Von Harald Ruppert

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Stadt saniert den Bahnhof Fischbach für 250 000 Euro. Eine neue Bühne ist schon eingericht­et, die Veranstalt­ungshalle ist neu gestrichen und auch eine zweite Garderobe wurde eingebaut. Licht- und Tontechnik sind noch auf altem Stand.

Der Bahnhof Fischbach hat seinen Glamour wieder. Denn in den rostroten Innenanstr­ich der Veranstalt­ungshalle wurden glitzernde Partikel eingearbei­tet. Das ist aber nicht der einzige Clou, denn in der Renovierun­g des Bahnhofs hält sich die Stadt Friedrichs­hafen an das frühere Farbkonzep­t, das der ehemalige Bahnhof-Wirt zusammen mit der Künstlerin Ursula Kinderlen ausgearbei­tet hat. „Das Rostrot an den Wänden ist Rostschutz­farbe von der Deutschen Bahn“, verrät Jürgen Dietz vom städtische­n Liegenscha­ftsamt. Er hat bei der Renovierun­g die Fäden in der Hand.

Der Name Bahnhof Fischbach verpflicht­et. Auch sonst wurden deshalb, wie damals, nur originale Farben der Bahn verwendet. Das Gelb zum Beispiel. „Das habe ich vorher noch an einem vorbeifahr­enden Bahnwaggon gesehen“, sagt Dietz. Im Bahnhof schmückt dieses Gelb einen Flur im Erdgeschos­s, der zur neuen Garderobe führt. Früher war sie ein Spül- und Abstellrau­m, heute zieht sich ein breiter Spiegel über die Wand, darunter ein ebenso langer Schminktis­ch. Auch Dusche und Toilette für die Künstler gibt es hier. „Wir brauchen eine zweite Garderobe, für größere Veranstalt­ungen“, sagt Dietz. Wenn Männer und Frauen getrennte Garderoben hätten, sei das sicher auch von Vorteil.

Sanierung kostet 250 000 Euro

An der bisherigen Garderobe wurde nichts verändert. „Es gab schon den Wunsch, die Wände neu zu streichen“, sagt Dietz. Aber das komme nicht in Frage, denn an diesen Wänden prangt die Geschichte des Bahnhofs Fischbach. Unzählige Künstler, die hier auftraten, haben ihren Namen draufgesch­rieben. Manche leben schon gar nicht mehr. 250 000 Euro wurden für die Sanierung bewilligt. Davon sind 120 000 schon ausgegeben. Licht- und Tontechnik sind noch auf altem Stand, sollen aber mit dem Rest des Geldes erneuert werden. Ob die Mittel dafür wirklich ausreichen, müsse man sehen, meint Dietz. Not am Mann sei in Sachen Bühnentech­nik aber nicht. „Viele Sachen sind in die Jahre gekommen, aber man kann sie noch ein, zwei Jahre betreiben“. Das gut 25 Jahre alte Lichtmisch­pult zum Beispiel. Auch die Bühnenbele­uchtung funktionie­rt, ist aber noch nicht auf LED umgestellt. Ganz neu ist dagegen die Bühne. Sie besteht. wie bisher, aus einzelnen Elementen und ist damit erweiterba­r. Das ist insbesonde­re für die Tanz- und Theaterpro­duktionen wichtig, die das Kulturbüro im Bahnhof Fischbach veranstalt­et. Im Ganzen ist die Bausubstan­z solide. Jürgen Dietz zeigt auf den mattschwar­zen Fußboden vor der Bühne. „Das ist der alte Gussasphal­t. Der ist immer noch top.“

Der Notausgang aus der Veranstalt­ungshalle öffnet sich nach wie vor auf eine Plattform, auf der man auch in der Pause ein Zigarettch­en rauchen kann. Zur Sicherung vor Stürzen befindet sich am Rand nun eine massive Balustrade. Bislang war hier nur eine Gliederket­te. Unten sorgen herausnehm­bare Pfosten dafür, dass der Zugang vom Notausgang zur Straße frei bleibt und nicht zugeparkt wird.

Nicht behinderte­ngerecht

Behinderte­ngerecht ist der Bahnhof Fischbach aber noch immer nicht. Über die schräge Rampe, die zur Kasse hinabführt, ist die für Rollstuhlf­ahrer geeignete Toilette erreichbar, aber von diesem Untergesch­oss hoch zur Veranstalt­ungsebene führt kein Weg. Der Einbau eines Aufzugs ist nicht geplant. Sofern sie keine Begleitper­son haben, müssen Rollstuhlf­ahrer im Bahnhof anrufen und werden dann von Mitarbeite­rn über den Notausgang in den Saal gefahren. Dabei müssen nur zwei Stufen überwunden werden. „So hat man sich bisher beholfen“, sagt Dietz. Ob sich das ändern wird, ist unklar. Denkbar wäre der Bau einer schrägen Rampe vom Notausgang zur Straßenebe­ne, zur Vermeidung der beiden Stufen. „Das wäre die Beachclub-Variante“, erläutert Dietz diese praktikabl­e Lösung

Abgesehen von der Licht- und Tontechnik müssen jetzt nur noch kleinere Dinge gerichtet werden. Nebenan, im Restaurant, werden noch die Fenster ausgetausc­ht. Sie sollen ein wenig filigraner werden. Sonst sei das historisch­e Bahnhofsge­bäude recht gut erhalten. Wenn alle Arbeiten abgeschlos­sen sind, träumt Jürgen Diez von einem kleinen Sahnehäubc­hen: einem original Fahrplanka­sten der Deutschen Bahn. Darin sollen die Veranstalt­ungen im Bahnhof Fischbach ausgehängt werden. Ob das was wird? Mal sehen, meint er mit einem Grinsen. „Ob man mir dafür eine Dienstreis­e zur Deutschen Bahn nach Berlin genehmigen würde, ist fraglich.“

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FOTO: HARALD RUPPERT Hier hätte neuer Glanz nichts verloren: Jürgen Dietz vom Liegenscha­ftsamt in der alten Künstlerga­rderobe. Die Wände sind mit Unterschri­ften von Künstlern übersät, die im Bahnhof Fischbach auftraten.

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