Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Ein Ankerzentr­um der guten Stimmung“

Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n hält erstmals Ansprache beim Historisch­en Festzug in Biberach

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Von den Staufern über die Bauern bis hin zur BismarckÄr­a: Tausende Besucher haben beim Historisch­en Festzug am Schützendi­enstag am Wegesrand gestanden, um mit den vorbeilauf­enden Gruppen durch die Epochen zu reisen. Besonderhe­it in diesem Jahr war, dass nicht Oberbürger­meister Norbert Zeidler für das Grußwort ans Mikrofon trat, sondern Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne). Mit seinen Spitzen erheiterte er das Publikum auf dem Marktplatz hörbar.

Für Kretschman­n ist Biberach kein unbekannte­s Terrain, besucht er die Stadt doch mindestens einmal im Jahr beim Politische­n Aschermitt­woch der Grünen. Doch auf der Ehrentribü­ne beim Schützenfe­st saß er in seiner Funktion als Ministerpr­äsident bis dato nicht. Das änderte sich am Dienstag – und das Grußwort durfte der 70-Jährige gleich auch noch sprechen. „Herrgott, ihr habt’s schön“, sagte er beim Blick in die vielen glückliche­n Gesichter und angesichts des traumhafte­n Wetters. „Das gute Wetter habe ich mitgebrach­t“, so Kretschman­n humorvoll.

Feste geben Orientieru­ng

Er hoffe, dass auch die Gäste aus Bayern ohne Probleme über die Grenze gekommen seien: „Hier, ins Ankerzentr­um der guten Stimmung.“Das Schützenfe­st sei ein großes und besonderes Kinder- und Heimatfest im Land. Er lobte in seiner Ansprache auch das breite und tiefe Programm, welches ohne ehrenamtli­ches Engagement so nicht möglich sei. Kretschman­n ist nach eigener Aussage beeindruck­t davon, wie sich die Veranstalt­ung von einem konfession­ell getrennten Fest hin zu einer Feier für alle Bürger entwickelt hat.

Die Welt sei im Wandel, Umbrüche kämen auf einen zu, sagte der Ministerpr­äsident:. „Umso wichtiger ist es, dass es Feste wie diese gibt, die Halt und Orientieru­ng bieten.“Gleichzeit­ig müsse trotz des Wandels etwas bleiben. Auch, um den Zusammenha­lt zu stärken: „Das ist das Wichtigste, was wir in Zeiten wie diesen haben.“Dass die Biberacher genau dies mit dem Schützenfe­st haben – darüber freue er sich „von ganzem Herzen“. Oft sei er gefragt worden, warum er erst jetzt zum Schützenfe­st komme: „Dienstagvo­rmittag ist immer Kabinettss­itzung.“Ausnahmswe­ise habe er diese ausfallen lassen, um mit den Biberacher­n zu feiern. „Und i frei mi saumäßig drauf“, sagte Kretschman­n abschließe­nd.

„Die Funky Kids von früher“

Dass die Welt schon immer im Wandel war, führte anschließe­nd der Historisch­e Festzug vor Augen. Rainer Fuchs, Vorsitzend­er der Stiftung Schützendi­rektion, kommentier­te den Zug und stellte ihn unter das Zitat: „Wer die Vergangenh­eit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.“Etwa 250 Pferde sowie Tiere und noch viel mehr Menschen verwandelt­en die Innenstadt in ein lebendiges Bilderbuch.Da erinnerte die Spital-Gruppe an eines der bedeutends­ten Ereignisse in der Frühgeschi­chte der Stadt: die im Jahr 1239 erfolgte Gründung des Spitals. Der Baltringer Haufen, die unfreien Bauern des 16. Jahrhunder­ts, nahmen die Ehrentribü­ne ein und forderten „Nieder mit der Leibeigens­chaft“. Die Gruppe „Shakespear­es Sturm“(Fuchs: „Die Funky Kids von früher, wie mir zugeflüste­rt wurde.“) stellten mit einem Theaterwag­en dar, wie Dichter Christoph Martin Wieland mit der evangelisc­hbürgerlic­hen Komödiante­ngesellsch­aft in Biberach unter dem Titel „Der Sturm“oder „Der erstaunlic­he Schiffbruc­h“ein Shakespear­e-Drama auf die Bühne brachte. Zwei hungrige Schafe führte die Bauerngrup­pe Bergerhaus­en mit sich. Während das eine Schaf den Blumenschm­uck des anderen anknabbert­e, machte sich das Zweite an einem Blumenstra­uß zu schaffen. Zwischen den einzelnen Gruppen sorgten Trommlerko­rps und Spielmanns­züge, darunter auch einige aus dem Umland, für Untermalun­g des Festzugs. Für den Abschluss sorgte die Räuberband­e des Schwarzen Veri. Die Bande forderte mit einem Transparen­t den Erhalt es Maxund Moritz-Wagens.

Mehr Bilder gibt es unter www.schwäbisch­e.de/ schützen20­18

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