Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Unermüdlich in der Sache
Indien-Kinderhilfe Oberschwaben besteht seit 30 Jahren – Vorsitzender berichtet über Arbeit
BAD WURZACH - Seit 30 Jahren gibt es die Indien-Kinderhilfe Oberschwaben – eine lange Zeit des Helfens, gespickt mit Höhen und Tiefen, aber immer unermüdlich in der Sache, um das Leid in Indien zu lindern. Hans-Martin Diemer ist Mitbegründer und Vorsitzender des Vereins, der am 10. Juni in Bad Wurzach Geburtstag feiern kann.
Alles begann im April 1975, als Hans-Martin Diemer seinen schwerkranken Adoptivsohn in Indien abholte. Der Anblick leprakranker Kinder in den Straßen Mumbais erschütterte ihn so nachhaltig, dass für ihn feststand, es muss geholfen werden. Die ersten Kontakte zu Waisenhäusern wurden hergestellt und mit Shalimi Kamat von der Kongregation „Helpers of Mary“eine dauerhafte Ansprechpartnerin vor Ort gefunden. Es stellte sich im Laufe der Zeit und nach weiteren privaten Besuchen heraus, dass die Aufgabe des Helfens alleine nicht zu bewerkstelligen ist. Und so gründete sich 1988 der Verein. Mit Franz Butscher und Rudolf Ege legte Hans-Martin Diemer den Grundstein zur Indien-Kinderhilfe Oberschwaben.
Über den ganzen Subkontinent verteilt befinden sich mittlerweile Projekte, die oft auch in Zusammenarbeit mit Misereor entstanden sind und weiterhin betreut werden. Krankenhäuser, Entbindungsstationen und unzählige sanitäre Einrichtungen wurden vor Ort realisiert. Misereor unterstützt den Verein vordringlich auch in Kontrollfunktionen. Es wird vor Ort geprüft, ob die aufgewendeten Mittel auch in vollem Umfang in die jeweiligen Projekte fließen. Bei 18 offiziellen Sprachen in Indien und den damit verbundenen Problemen ist die Unterstützung von Misereor vor Ort unerlässlich.
Während der Verein zu Beginn vornehmlich im Süden Indiens tätig war und dort Schulen, Brunnen und Kindereinrichtungen verwirklichte, verlagerte sich der Schwerpunkt in den letzten Jahr mehr nach Norden. In Bihar, dem Armenhaus Indiens, sollen Einrichtungen für Kinder entstehen, die bislang in den Teppichmanufakturen und Steinbrüchen körperlich und seelisch ausgebeutet werden. Eine nachhaltige Unterstützung gewährt die IndienKinderhilfe dem Schulprojekt von Barbara Nath-Wiese in Himachal Pradesh.
Nach 30 Jahren als Kopf und Herz des Vereins denkt Hans-Martin Diemer ans Aufhören. Eine weitere Reise nach Indien ist ihm gesundheitlich nicht mehr möglich. Und so würde er die Indien-Kinderhilfe gerne in andere Hände geben. Der Spagat zwischen den Kulturen, zwischen Familie, Beruf und den Ansprüchen des Vereins, waren in dieser langen Zeit nicht immer einfach zu bewältigen.
In dem Gespräch deutete HansMartin Diemer an, wie mental belastend so manche Reise für ihn und seine Begleiter war. Umso dankbarer ist er, dass er in der ganzen Zeit eine Frau an seiner Seite wusste, die ihn mutig, stark und tolerant unterstützte.
Am Sonntag, 10. Juni, wird das große Jubiläum gefeiert. Um 10.30 Uhr wird Weihbischof Johannes Kreidler in der St.-VerenaKirche den Festgottesdienst zelebrieren. Unterstützung hierbei erfährt er von Arbeiterpriester Thomas Schmidt aus Frankfurt.