Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Mit Sicherheitsbrille und Laborkittel zum Paracetamol
Bei der Chemie-Olympiade durften auch zwei Lindenberger in einem Labor ihr Können beweisen und eine Medikament herstellen
LINDENBERG - Stöchiometrische Gleichungen, Oxidationszahlen, pHBerechnungen, die Reaktion von Brönsted-Säuren: Damit kennen sich Melanie Bruttel und Sascha Neff vom Gymnasium Lindenberg bestens aus. Die beiden Schüler beschäftigen sich nicht nur im Chemie-Unterricht mit Periodensystem und Reagenzgläsern. Sie sind auch bei der internationalen Chemie- Olympiade erfolgreich. Bei diesem Wettbewerb geht es neben dem Wissen über Chemie ums Kontakte-Knüpfen und um praktische Einsichten. Davon haben die Westallgäuer Schüler jede Menge gesammelt. Sie waren beide unter den besten 20 Teilnehmern, durften damit zum Landesseminar nach Trostberg in Oberbayern – und in ein richtiges Labor.
„Die Chemie macht mir generell sehr viel Spaß. Auch außerhalb der Schule beschäftige ich mich gerne mit Chemie“, erzählt Sascha Neff. Umso neugieriger war der Lindenberger, was ihn in Trostberg wohl erwartete. „Ich war gespannt, was für Leute kommen werden“, sagt seine Klassenkameradin Melanie Bruttel. Enttäuscht wurden beide nicht.
Die Schüler durften erst einmal bei den beiden Chemieunternehmen BASF und AlzChem im Ausbildungslabor ran: abwiegen, filtrieren, sieden und so Paracetamol herstellen – ein Medikament gegen Kopfschmerzen und Fieber. Mit Hilfe der Auszubildenden der Chemieunternehmen ging es dann am Nachmittag darum, das erstellte Produkt zu analysieren: Proben aufbereiten und deren Reinheit bestimmen. „Der Labortag hat mir soviel Spaß gemacht, dass ich Chemie studieren möchte“, sagt Sascha Neff lächelnd.
Seine Mitstreiterin Melanie Bruttel war vor allem vom Abend des ersten Tags beeindruckt. BASF-Forscher Dr. Wolfgang Seidl führte den Schülern in einem Vortrag Experimente vor, die sehr anschaulich waren, erzählt die Scheideggerin.
Mehr Einblick in die Chemieunternehmen gab es am nächsten Tag bei einer Führung durch den von BASF und AlzChem betriebenen Chemiepark. Ausgestattet mit Sicherheitsbrille und Schutzkleidung ging es unter anderem auch darum, welche Anforderungen und Problemen bei der Betonproduktion auf einen Chemiker zukommen und wie man diese lösen könnte. Die ChemieOlympiade war damit aber nicht vergessen. Die Schüler hatten noch die Übungsaufgaben der dritten Runde des Wettbewerbs zu erledigen.
Wettbewerb ist anspruchsvoll
„Erfahrungsgemäß ist die internationale Chemie-Olympiade ein Wettbewerb, bei dem bereits in der ersten Runde ein sehr hoher Prozentsatz scheitert“, sagt Gymnasiallehrer Thomas Dietlein. Deswegen findet er es so bemerkenswert, dass die beiden Schüler der Q12 es „durch überaus großes Engagement“bis in die dritte Runde auf Landesebene geschafft haben. „Uns ist der handlungsorientierte Zugang zu den Naturwissenschaften ein großes Anliegen“, sagt der Chemielehrer.
Ihn wird sicher auch freuen, dass zumindest Sascha Neff der Chemie treu bleiben will. Anfangs wollte er Medizin oder Bio-Chemie studieren, erzählt er, aber der Wettbewerb habe ihm so gefallen, dass er nun ein Studium in „purer Chemie“anvisiert. Für ihn geht es also weiter mit stöchiometrischen Gleichungen, Oxidationszahlen und pH-Berechnungen.