Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Breitbandausbau bewegt die Gemüter
Mehr als 200 Bürger informieren sich bei Veranstaltung der NetcomBW – Inbetriebnahme des Netzes steht bevor
URLAU - Welche Breitband-Angebote bietet die NetcomBW? Wann erfolgt die Inbetriebnahme des Glasfasernetzes? Welche Ortschaften profitieren in welcher Form? Antworten auf solche Fragen wollten am Donnerstagabend mehr als 200 Interessierte bei einer Informationsveranstaltung der NetcomBW in der Urlauer Dorfhalle erhalten.
In den Genuss des schnelleren Internets kommen zunächst die Gebiete, die zum sogenannten Bauabschnitt Südwest zählen. Diesen hat die Stadt Leutkirch mittlerweile abgeschlossen. Konkret profitieren die Ortschaften Bettelhofen, Engelboldshofen, Engerazhofen, Herlazhofen, Liezenhofen, Merazhofen, Toberazhofen, Urlau, Winterazhofen und Wolferazhofen. Hinzu kommt das Gebiet „Beim Marienhof“.
In wenigen Wochen soll die Inbetriebnahme der neuen Netzstruktur von der NetcomBW erfolgen. Bei der Informationsveranstaltung in Urlau ist von Firmenvertetern mehrfach vom 28. Februar als möglichem Stichtag die Rede. „Es könnte aber auch noch ein bisschen länger dauern“, ergänzt ein Mitarbeiter. Verschiedene Faktoren wie das Wetter spielten dabei eine Rolle. Wichtiger als eine frühzeitige Inbetriebnahme sei dem Unternehmen, dass die neue Internetverbindung stabil und zuverlässig ist. Das werde umfangreich geprüft. Zuvor muss der Betreiber unter anderem die Technikschränke aufrüsten.
Nach dem bisherigen Plan der NetcomBW könnten potenzielle Kunden ab dem 28. Februar eine sogenannte Verfügbarkeitsabfrage für ihren Standort starten. Diese soll auch Informationen darüber liefern, welche Übertragungsrate für das entsprechende Gebäude möglich ist. Abhängig davon kann anschließend ein Tarif gewählt werden. Die möglichen Optionen stellten die Vertreter der NetcomBW am Donnerstag ausführlich vor.
Entfernung ist entscheidend
In den meisten Ortschaften ist die Geschwindigkeit davon abhängig, wie weit das Haus von einem Kabelverzweiger entfernt steht. Bei der sogenannten FTTC-Methode werden die Daten von Verteilerschränken – die an das Glasfasernetz angebunden sind – über bestehende Kupferleitungen in die Gebäude übertragen. Je länger die Leitung, desto geringer ist in der Regel die Übertragungsrate.
Eine komfortablere Lösung bietet die FTTH-Variante, die deutlich höhere Bandbreiten liefert. Dabei wird die Glasfaserverbindung direkt an das Gebäude gelegt. Um das anschaulich zu demonstrieren, zeigten Vertreter der NetcomBW in der Urlauer Dorfhalle ein Video. In den Genuss dieser Methode kommen zunächst nur wenige Bewohner der Großen Kreisstadt. Dieser Ausbau sei mit hohen Kosten verbunden, erklärte Tiefbauamtsleiter Robert Rühfel. Allerdings bemühe sich die Stadt, im Zuge anderer Maßnahmen – beispielsweise der Sanierung einer Wasserleitung – in den kommenden Jahren das FTTH-Netz weiter auszubauen. Das erläuterte Rühfel am Donnerstag auf Nachfrage eines Besuchers der Veranstaltung.
Weitere Fragen der Bürger an diesem Abend: Wie kann ich den Vertrag mit meinem bisherigen Anbieter schnellstmöglichst auflösen? Wie lange gelten Sonderangebote der NetcomBW? Oder wie viele Telefonleitungen können gleichzeitig genutzt werden? Andere Unklarheiten betrafen überwiegend individuelle Anliegen. Mehrmals taucht indes die Frage auf, mit welcher Übertragungsrate einzelne Haushalte rechnen können. Konkrete Zahlen nannten die Vertreter von NetcomBW nicht. Zu viele unbekannte Faktoren, etwa der Zustand der Kupferleitungen, spielten dabei eine Rolle.
Klar ist jedoch, dass es Leutkircher Ortschaften gibt, als Beispiel wird Winterazhofen genannt, die deutlich weiter als einen Kilometer vom nächstgelegenen Kabelverzweiger entfernt sind. Mit einer „extremen Steigerung“der Übertragungsrate sei im Fall Winterazhofen momentan nicht zu rechnen, meinen die Experten.
Verzögerungen bei Abschnitt Ost
Ursprüngliche Pläne der Leutkircher Stadtverwaltung sahen vor, dass beim Breitbandausbau der sogenannte Bauabschnitt Ost zeitgleich mit dem Abschnitt Südwest abgeschlossen werden kann. Änderungen in der Förderrichtlinie Ende 2016 machten dort allerdings eine Umplanung erforderlich. „Die Richtlinie wurde zum Positiven verändert“, sagte Rühfel im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Zum Bauabschnitt Ost zählen Verbindungen nach Tautenhofen und über Wuchzenhofen nach Ausnang. Der Tiefbauamtsleiter rechnet damit, dass der Ausbau dort im Laufe des Jahres über die Bühne geht.
„Es liegt noch sehr viel vor uns“, erklärte Rühfel zu Beginn der Informationsveranstaltung im Hinblick auf den städtischen Breitbandausbau. Viele andere Bürger warteten ebenfalls auf schnelles Internet. Aber nun sei mit dem Abschluss des Bauabschnitts Südwest ein erster wichtiger Schritt gemacht. Um auf die Bedürfnisse der einzelnen Kunden einzugehen, plant die NetcomBW sogenannte Bürgersprechstunden. Wann diese stattfinden sollen, steht derzeit noch nicht fest.