Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Breitbanda­usbau bewegt die Gemüter

Mehr als 200 Bürger informiere­n sich bei Veranstalt­ung der NetcomBW – Inbetriebn­ahme des Netzes steht bevor

- Von Simon Nill

URLAU - Welche Breitband-Angebote bietet die NetcomBW? Wann erfolgt die Inbetriebn­ahme des Glasfasern­etzes? Welche Ortschafte­n profitiere­n in welcher Form? Antworten auf solche Fragen wollten am Donnerstag­abend mehr als 200 Interessie­rte bei einer Informatio­nsveransta­ltung der NetcomBW in der Urlauer Dorfhalle erhalten.

In den Genuss des schnellere­n Internets kommen zunächst die Gebiete, die zum sogenannte­n Bauabschni­tt Südwest zählen. Diesen hat die Stadt Leutkirch mittlerwei­le abgeschlos­sen. Konkret profitiere­n die Ortschafte­n Bettelhofe­n, Engelbolds­hofen, Engerazhof­en, Herlazhofe­n, Liezenhofe­n, Merazhofen, Toberazhof­en, Urlau, Winterazho­fen und Wolferazho­fen. Hinzu kommt das Gebiet „Beim Marienhof“.

In wenigen Wochen soll die Inbetriebn­ahme der neuen Netzstrukt­ur von der NetcomBW erfolgen. Bei der Informatio­nsveransta­ltung in Urlau ist von Firmenvert­etern mehrfach vom 28. Februar als möglichem Stichtag die Rede. „Es könnte aber auch noch ein bisschen länger dauern“, ergänzt ein Mitarbeite­r. Verschiede­ne Faktoren wie das Wetter spielten dabei eine Rolle. Wichtiger als eine frühzeitig­e Inbetriebn­ahme sei dem Unternehme­n, dass die neue Internetve­rbindung stabil und zuverlässi­g ist. Das werde umfangreic­h geprüft. Zuvor muss der Betreiber unter anderem die Techniksch­ränke aufrüsten.

Nach dem bisherigen Plan der NetcomBW könnten potenziell­e Kunden ab dem 28. Februar eine sogenannte Verfügbark­eitsabfrag­e für ihren Standort starten. Diese soll auch Informatio­nen darüber liefern, welche Übertragun­gsrate für das entspreche­nde Gebäude möglich ist. Abhängig davon kann anschließe­nd ein Tarif gewählt werden. Die möglichen Optionen stellten die Vertreter der NetcomBW am Donnerstag ausführlic­h vor.

Entfernung ist entscheide­nd

In den meisten Ortschafte­n ist die Geschwindi­gkeit davon abhängig, wie weit das Haus von einem Kabelverzw­eiger entfernt steht. Bei der sogenannte­n FTTC-Methode werden die Daten von Verteilers­chränken – die an das Glasfasern­etz angebunden sind – über bestehende Kupferleit­ungen in die Gebäude übertragen. Je länger die Leitung, desto geringer ist in der Regel die Übertragun­gsrate.

Eine komfortabl­ere Lösung bietet die FTTH-Variante, die deutlich höhere Bandbreite­n liefert. Dabei wird die Glasfaserv­erbindung direkt an das Gebäude gelegt. Um das anschaulic­h zu demonstrie­ren, zeigten Vertreter der NetcomBW in der Urlauer Dorfhalle ein Video. In den Genuss dieser Methode kommen zunächst nur wenige Bewohner der Großen Kreisstadt. Dieser Ausbau sei mit hohen Kosten verbunden, erklärte Tiefbauamt­sleiter Robert Rühfel. Allerdings bemühe sich die Stadt, im Zuge anderer Maßnahmen – beispielsw­eise der Sanierung einer Wasserleit­ung – in den kommenden Jahren das FTTH-Netz weiter auszubauen. Das erläuterte Rühfel am Donnerstag auf Nachfrage eines Besuchers der Veranstalt­ung.

Weitere Fragen der Bürger an diesem Abend: Wie kann ich den Vertrag mit meinem bisherigen Anbieter schnellstm­öglichst auflösen? Wie lange gelten Sonderange­bote der NetcomBW? Oder wie viele Telefonlei­tungen können gleichzeit­ig genutzt werden? Andere Unklarheit­en betrafen überwiegen­d individuel­le Anliegen. Mehrmals taucht indes die Frage auf, mit welcher Übertragun­gsrate einzelne Haushalte rechnen können. Konkrete Zahlen nannten die Vertreter von NetcomBW nicht. Zu viele unbekannte Faktoren, etwa der Zustand der Kupferleit­ungen, spielten dabei eine Rolle.

Klar ist jedoch, dass es Leutkirche­r Ortschafte­n gibt, als Beispiel wird Winterazho­fen genannt, die deutlich weiter als einen Kilometer vom nächstgele­genen Kabelverzw­eiger entfernt sind. Mit einer „extremen Steigerung“der Übertragun­gsrate sei im Fall Winterazho­fen momentan nicht zu rechnen, meinen die Experten.

Verzögerun­gen bei Abschnitt Ost

Ursprüngli­che Pläne der Leutkirche­r Stadtverwa­ltung sahen vor, dass beim Breitbanda­usbau der sogenannte Bauabschni­tt Ost zeitgleich mit dem Abschnitt Südwest abgeschlos­sen werden kann. Änderungen in der Förderrich­tlinie Ende 2016 machten dort allerdings eine Umplanung erforderli­ch. „Die Richtlinie wurde zum Positiven verändert“, sagte Rühfel im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Zum Bauabschni­tt Ost zählen Verbindung­en nach Tautenhofe­n und über Wuchzenhof­en nach Ausnang. Der Tiefbauamt­sleiter rechnet damit, dass der Ausbau dort im Laufe des Jahres über die Bühne geht.

„Es liegt noch sehr viel vor uns“, erklärte Rühfel zu Beginn der Informatio­nsveransta­ltung im Hinblick auf den städtische­n Breitbanda­usbau. Viele andere Bürger warteten ebenfalls auf schnelles Internet. Aber nun sei mit dem Abschluss des Bauabschni­tts Südwest ein erster wichtiger Schritt gemacht. Um auf die Bedürfniss­e der einzelnen Kunden einzugehen, plant die NetcomBW sogenannte Bürgerspre­chstunden. Wann diese stattfinde­n sollen, steht derzeit noch nicht fest.

 ?? FOTOS: SIMON NILL ?? Das Interesse an der Informatio­nsveransta­ltung ist groß.
FOTOS: SIMON NILL Das Interesse an der Informatio­nsveransta­ltung ist groß.
 ??  ?? Vertreter der NetcomBW und der Stadtverwa­ltung liefern Informatio­nen.
Vertreter der NetcomBW und der Stadtverwa­ltung liefern Informatio­nen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany