Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Hier geht Napoleons Armee furios unter
„Brass-Band A7“begeistert in der Kirche von Schloss Zeil mit Dynamik und Power – Nächstes Konzert am 17. Dezember
UNTERZEIL - Gut, dass die „BrassBand A7“bei der Ouvertüre „1812“von Peter Tschaikowski nicht die in der Partitur vorgesehenen 16 Kanonenschüsse abgefeuert hat. Das hätte in der prächtigen Schlosskirche wohl Schäden angerichtet. Es ist aber auch nicht nötig gewesen. Dirigent Thomas Wolf und seine Musiker boten das russische National-Opus opulent, mit satter Dynamik dar – die Marseillaise erst siegreich, dann wie die Armee Napoleons geschlagen, gebrochen.
Das Konzert in der Schlosskirche Zeil war für Wolf ein Heimspiel, für viele der 33 Musiker nicht. Sie kamen aus Aulendorf, Isny, Memmingen, Waltershofen und Lautrach, aus Mering oder Aitrang. Alle hatten es durch das Schneetreiben auf den fürstlichen Berg geschafft. Auch die Zuhörer hatte das widrige Wetter nicht abgeschreckt, die Kirchenbänke waren fast voll besetzt. Die BrassBand brachte zur Begrüßung die „Fanfare for a new age“– ein mächtiger Sound. „Shine as the light“kam eingängiger, fröhlicher daher. Dirigent Wolf schöpfte hier alle Facetten der Instrumente aus, mit schönen Instrumentalstimmen und weiten Bögen. Ruhig angelegt und sanft ausklingend war „A little prayer“, ursprünglich ein Solostück für Marimba. Bei „The Swan“von Camille Saint-Saens glänzte Luis Lau als Solist auf dem Bariton-Horn – geschmeidig, sauber und weich.
Mit „The gael“hat Trevor Jones eine spannende Komposition geschaffen. Zuerst waren ein Glockenspiel, dann Percussion, dann flirrend hohe Töne einiger Bläser und schließlich die ganze Band zu hören. „Fraternity prayer“von Thierry Deleruyelle sei, so Wolf, in Brass-Kreisen gerade ein großer Renner. Es handelt von dem verheerenden Grubenunglück, dem schlimmsten Europas, am 10. März 1906 im nordfranzösischen Courrieres, wo mehr als 1000 Bergleute starben. 600 von ihnen überlebten teils schwer verletzt, 13 wurden erst 20 Tage später gerettet. Die „Brass-Band A7“spielte dieses Gebet berührend, hymnisch, zum Schluss machtvoll anschwellend.
Vorweihnachtlich wurde es nach dem Tschaikowski-Kampflärm und russischem Sieg dann doch noch. In zwei Zugaben intonierten die Musiker traditionelle Weisen. Die klangen auf dem winterlichen Heimweg nach.
Die „Brass-Band A7“ist nochmals am Sonntag, 17. Dezember, um 17 Uhr in der Christuskirche Memmingen zu hören. Das erste Konzert im neuen Jahr findet am Sonntag, 21. Januar, um 16 Uhr in der Isnyer Nikolaikirche statt.