Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Carmen kehrt zurück
Bregenzer Festspiele: 28 Vorstellungen auf dem See und Zeitgenössisches im Haus
BREGENZ - In bester Stimmung präsentierten die Verantwortlichen der Bregenzer Festspiele die nächste Saison. Für die Seebühnenproduktion „Carmen“werden 225 000 Karten aufgelegt. „40 Prozent sind jetzt schon gebucht“, verkündete stolz Michael Diem, der Kaufmännische Direktor. Die sogenannte Bregenzer Dramaturgie – Populäres auf dem See finanziert Ausgefallenes im übrigen Programm – scheint auch für 2018 wieder gesichert.
Auch Intendantin Elisabeth Sobotka hatte nur gute Nachrichten: Alle drei Carmen-Sängerinnen kehren zurück: Wieder werden abwechselnd Gaëlle Arquez, Lena Belkina und Annalisa Stroppa die Rolle der temperamentvollen Verführerin übernehmen. „Das ist ja nicht selbstverständlich. Denn es hatte bei allen dreien vergangenes Jahr doch einige Überzeugungskraft gebraucht.“Schließlich wird Carmen in der Bregenzer Inszenierung ertränkt und nicht erdolcht. „Aber wir haben allen Sängerinnen einen Tauchkurs spendiert.“Einen Wechsel gibt es am Pult der Wiener Symphoniker: An Stelle von Paolo Carignani dirigieren Antonino Fogliani und Jorda de Souza die Bizet-Oper.
Eröffnet werden die 73. Bregenzer Festspiele am 18. Juli im Festspielhaus mit der Oper „Beatrice Cenci“von Berthold Goldschmidt. Der gebürtige Hamburger (Jahrgang 1903) galt als große Komponistenhoffnung. Er studierte bei Franz Schreker und war Assistent von Erich Kleiber. Doch in der NS-Zeit war er als Jude in Gefahr und emigrierte nach England. Dort konnte er nicht an seine Erfolge in Deutschland anknüpfen. Freilich hat er neben seiner Dirigententätigkeit auch immer komponiert. 1949 gewann er mit der Oper „Beatrice Cenci“einen Opernwettbewerb. Eine konzertante Aufführung der Oper über die grausame Geschichte des Renaissancefürsten Francesco Cenci und seiner Tochter Beatrice gab es erst 1988 in Großbritannien. 1994, zwei Jahre vor Goldschmidts Tod, wurde die Oper in Halle uraufgeführt, 2012 gab es eine Inszenierung in Dortmund.
Johannes Erath wurde schon damals gefragt, ob er diese Oper inszenieren wolle. Damals hat der aus Rottweil stammende Regisseur nicht zugegriffen. Aber Elisabeth Sobotka hat er zugesagt. Ihn interessieren an dem blutrünstigen Stoff vor allem die Hintergründe korrupter Systeme. Der 42-Jährige, der nach einem Violinstudium zunächst als Orchestermusiker arbeitete, hat in Bregenz bereits Miroslav Srnkas „Make No Noise“inszeniert.
Ein zeitgenössisches Musiktheaterstück steht mit „Das Jagdgewehr“auf dem Programm. Es ist ein doppeltes Debüt: Für den Komponisten Thomas Larcher ist es die erste Oper und für den Schauspieler und Regisseur Karl Markovics die erste Opernregie. Markovics, der mit Stefan Ruzowitzkys Film „Die Fälscher“2007 den Auslands-Oscar gewonnen hat, war fasziniert von der zugrundeliegenden Geschichte des Japaners Yasushi Inoue. Er habe sich zwar zunächst nicht vorstellen können, wie man aus dieser „undramatischen Geschichte“eine Oper machen sollte. „Es ist ein Abenteuer, auf das ich mich mit dem Komponisten gerne einlassen möchte.“Als Sänger konnten unter anderem Mark Padmor und André Schuen gewonnen werden.
Der See finanziert den Rest
Offenbar sind die Depots der Festspiele wieder so gefüllt, dass wie im vergangenen Jahr Sprechtheater angeboten wird. Als Gastspiel des Schauspielhauses Graz zeigt Nikolaus Habjahn am 25. und 26. August „Böhm“von Paulus Hochgatterer. Der Witz dabei: Es ist ein Puppenspiel.
Auch die Werkstattbühne wird wieder bespielt: Dort wird Astor Piazzollas Tango-Oper „María de Buenos Aires“(21. und 22. Juli) gegeben.
Das Opernatelier tritt in eine neue Phase ein. Nach Mozarts Da-PonteOpern steht mit Rossinis „Der Barbier von Sevilla“quasi die Vorgeschichte von „Figaros Hochzeit“auf dem Programm. Brigitte Fassbaender wird die Oper nicht nur mit dem jungen Sängerensemble einstudieren. Sie wird auch Regie führen.
Auf dem Programm der Konzerte der Wiener Symphoniker stehen unter anderem Werke von Martinu, Dvorak, Strauss, Larcher und Ravel. Dessen Konzert für die linke Hand wird Pierre Laurent Aimard am 29. Juli interpretieren.
Das Cross-Culture-Programm für Kinder und Jugendliche beginnt für Vorarlberger Schüler schon im Mai. Für das Projekt „Brass Italiano“, bei dem junge Musikerinnen und Musiker aus verschiedenen Ländern zusammen ein Programm für Blasorchester erarbeiten, kann man sich jetzt schon anmelden:www.vbv-blasmusik.at
Bregenzer Festspiele, 18. Juli bis 19. August. Kartentelefon 0043 5574 407 6. www.bregenzerfestspiele.com ticket@bregenzerfestspiele.com