Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
In Unterschwarzach geht eine Ära zu Ende
Rektor Reinhard Espe verabschiedet sich nach 23 Jahren in den Ruhestand
(sl) - Die Espe-Ära an der Grundschule Unterschwarzach geht mit diesem Schuljahr zu Ende. Rektor Reinhard Espe verabschiedet sich nach 23 Jahren in den Ruhestand. Seine Frau Theresia, mit ihm gekommen, verlässt auch mit ihm die Schule.
Musik und Mathematik hat der 64Jährige unterrichtet. Was für manchen nicht so recht zusammenpasst, ist für Reinhard Espe durchaus stimmig. „Notierte Musik ist geradlinig wie Bruchrechnen“, sagt der Klarinettist, der seit 45 Jahren Ensemblemitglied des Stadtorchesters Friedrichshafen ist und auch an der Jugendmusikschule in Bad Waldsee lehrt. „Man muss korrekt die Werte einhalten und sich in Selbstdisziplin üben.“
Dies lehrt Espe seit Januar 1978 seine Schüler. Nach Abitur, Wehrdienst und Studium an der PH Weingarten trat der Friedrichshafener damals seine erste Stelle an der Realschule Bad Waldsee an. Ein Tag, den er noch gut in Erinnerung hat. „Es war kalt, und ich fuhr mit einem alten VW Käfer, dessen Heizung nicht richtig lief, von Friedrichshafen nach Waldsee.“
Bis 1987 blieb er an der Realschule, an der er auch einen Chor gründete, dann wechselte er für drei Jahre an die Grund- und Hauptschule in Bad Waldsee, die Döchtbühlschule. „War ich an der Realschule hauptsächlich für Musik zuständig, wurde ich nun zum Allrounder, unterrichtete Musik, Mathematik, Physik und Chemie“, erzählt der gebürtige Stuttgarter, der am See aufwuchs: „Ich bin ein Häfler.“In Physik und Chemie hat er sich selbst eingearbeitet.
Das sollte sich als gute Entscheidung herausstellen, kam der Wechsel 1990 an die Grund- und Hauptschule Unterschwarzach doch deshalb zustande, weil dort ein Physiklehrer gesucht wurde. In diese Zeit fällt auch seine Tätigkeit als regionaler Musikbetreuer im damaligen Schulamtsbezirk Tettnang.
Bereits vier Jahre später wurde er Rektor der Einrichtung, die er als „schulgeschichtliches Kuriosum“bezeichnet, weil es sich um einen Schulverbund mit Dietmanns und Ellwangen handelte.
In seine Amtszeit fällt der „gesellschaftliche Niedergang der Hauptschule“, wie es Espe ausdrückt. Zählte die Schule im Jahr 2000 noch 110 Grund- und 60 Hauptschüler, wurde 2008 in Unterschwarzach genauso wie in Arnach erstmals eine Hauptschule in der Gemeinde Bad Wurzach mangels Schülern geschlossen.
Immerhin hatte die Grundschule damals noch 90 Kinder, heute sind es gerade noch 45. „Die Infrastruktur fehlt, und es gibt zu wenig junge Familien, die sich im Ort niederlassen wollen oder können“, erklärt Espe diese Entwicklung.
Mit Espe unterrichten heute noch vier Lehrer sowie eine kirchliche Lehrkraft die Kinder. Der Rektor lehrt den Dritt- und Viertklässlern Mathematik und allen Musik. Letztere sei auch das „Salz in der Suppe“des Schuljahreslaufs, sagt er. „Einmal im Jahr gibt es eine große Aufführung, dieses Jahr war es ,Klassenfahrt zum Mond’, ein Musical.“
Nicht nur bei diesen Aufführungen führt die Schule den Ort zusammen. Diese verbindende Funktion haben auch die jährliche Gestaltung eines Gottesdienstes, das Martinsspiel sowie Auftritte im Gemeindehaus, beim Schnitthahnenfest und bei Altennachmittagen. „Die Zusammenarbeit mit den Vereinen ist für eine kleine Schule wie unsere ganz wichtig“, weiß Espe. Für Bad Wurzach ist er Mitinitiator und -organisator der schulmusikalischen Begegnung „Musik rund ums Schloss“.
Bedauert habe er den Wechsel von Bad Waldsee aufs Land nie, sagt er. „Eine kleinere Schule ist gemütlicher, der Bezug zu den Schülern größer, der Weg zu den Eltern kurz“, zählt er als Gründe auf.
Als Pensionär will Espe sich wieder mehr der Musik widmen und häufiger Radfahren oder wandern gehen. Auch für die Familie und Enkelkinder wird mehr Zeit bleiben. Und dann stehen noch Reisen auf Espes Plan.
Er muss die Reisen nicht alleine antreten: Mit ihm wird auch seine Frau Theresia die Schule verlassen. Sie war 23 Jahre lang Schulsekretärin und geht ebenfalls in den Ruhestand.
Die Verabschiedungsfeier von Reinhard Espe ist am 25. Juli. Dann wird auch seine Nachfolgerin Martina Schmid-Pfeifer ins Amt eingeführt. Bis es soweit ist, steht Reinhard Espe freilich noch eine unangenehme Aufgabe bevor: „Ich muss den Kruscht von 25 Jahren aufräumen, sichten, ablegen, wegwerfen.“
„Ich muss den Kruscht von 25 Jahren aufräumen, sichten, ablegen, wegwerfen.“Reinhard Espe