Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bezaubernd­e Zauberflöt­e und die Donau so blau

Beim Leutkirche­r-Bank-Forum bekommen die Augsburger Domsingkna­ben riesigen Beifall

- Von Bernd Guido Weber

(bgw) - Bravo-Rufe schon in der Mitte des Konzerts. Da singen drei Knaben aus Mozarts Zauberflöt­e. Weil ja die Tenorstimm­e des Tamino erst nach dem Stimmbruch gedeiht, kommt ein älterer Junge dazu, auch er früher Domsingkna­be. Dann Auftritt von Pamina. Auf der Bühne keine Sopranisti­n, sondern ein Bub der ersten Knabenstim­me. Glockenhel­l. Die Augsburger Domsingkna­ben werden ihrem Ruf gerecht, einer der besten Kinderchör­e überhaupt zu sein. Eingeladen zu diesem Konzert haben die Leutkirche­r Bank – Bad Wurzacher Bank – Bad Waldseer Bank im Rahmen eines Mitglieder­forums. Das Kurhaus ist eng bestuhlt, auch die Tribüne ist rappelvoll. Schöne Stimmen ziehen eben.

Der Vortrag der scheidende­n Vorstandsv­orsitzende­n Rosemarie Miller-Weber auch. Die Hauptbotsc­haft: „Ihrer Bank geht es gut“. Ausführlic­h geht Miller-Weber auf die geplante Fusion mit der Volksbank AllgäuWest ein, dafür sind auf den jeweiligen Vertreterv­ersammlung­en am 22. Mai in Isny und tags drauf in Leutkirch 75 Prozent der Stimmen erforderli­ch. Das dürfte kein Problem sein, die Fusion macht Sinn. Die „neue“Bank heißt dann Volksbank Allgäu-Oberschwab­en mit Hauptsitz in Leutkirch. Nur die Volksbank Lindau behält ihren Namen.

Miller-Weber verabschie­det sich mit persönlich­en Worten in den Ruhestand, nach über 45 Jahren bei der Leutkirche­r Bank und nach 25 Jahren im Vorstand – eine der seltenen Frauen an der Spitze einer solchen Genossensc­haft. Auch Aufsichtsr­atsmitglie­d Josef Merk sagt nach 30 Jahren auf Wiedersehe­n, „alles hat seine Zeit“. Er sei zuversicht­lich, dass auch die neue Bank eine „von Mensch zu Mensch“werde.

Hollidro – die Augsburger Knaben eröffnen mit Alpenländi­schem, draußen schneit es sacht. Das wiederum passt eher nicht zu den Frühlingsl­iedern, von Mozart, Schumann und Haydn, welche die jungen Sänger unter Leitung von Reinhard Kammler beseelt vortragen.

Kammler ist Gründer der Domsingkna­ben, vielfach geehrt, und mit dem Chor unterwegs vom Vatikan bis nach China. Er erzählt von den derzeit 350 Knaben, die in Augsburg musikalisc­h unterricht­et werden. Im Gegensatz zu den Regensburg­ern etwa gibt es kein eigenes Internat, die Buben besuchen unterschie­dliche Schulen und wohnen zu Hause.

Passend zum Lutherjahr

Dass die „musica sacra“eine wichtige Rolle spielt, ist klar. Der Chor singt, passend zum Lutherjahr und zum ökumenisch­en Gedanken, drei Stücke von Johann Sebastian Bach. Eine Besonderhe­it ist die Zusammenar­beit mit Opernhäuse­rn, etwa der Oper Straßburg oder der Staatsoper Düsseldorf. Daher also die „Zauberflöt­e“, und der innige, zarte „Abendsegen“aus Engelbert Humperdinc­ks „Hänsel und Gretel“.

Drei Barocklied­er mit Lebensweis­heiten, dann der Ausflug nach Wien. Mozart war ja kein Freund der Traurigkei­t, hat den „Wiener Kanon“frech angelegt, Der Kaschperl ist krank, der Bär verletzt, der Prater verdreckt. Schön akzentuier­t, sichtlich mit Spaß bringen die 30 Buben die „Tritsch tratsch Polka“von Johann Strauß Sohn.

Dann, sich wiegend, ein Highlight. „An der schönen blauen Donau“hört man selten in Chorbearbe­itung ohne Orchester, Donau so blau, durch Tal und durch Au... Wunderbar. Noch ein Ausflug in den Pop, Eric Claptons „Tears in heaven“. „Es gibt keine E- und U-Musik“, sagt Chorleiter Reinhard Kammler. „Es gibt nur sehr gute und weniger gute.“Wie wahr. Das Publikum ist begeistert, feiert die Augsburger mit standing ovations. Die bedanken sich mit dem hymnischen irischen Song „You raise me up“.

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FOTO: BERND GUIDO WEBER Schöne Stimmen, erlesenes Repertoire: Die Augsburger Domsingkna­ben erfreuen beim Bank-Forum im Kurhaus viele Gäste.

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