Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Klimakonfe­renz mit Tradition

Die beteiligte­n Staaten sollen in Glasgow nationale Schutzplän­e vorlegen

- Von Igor Steinle

BERLIN - Neue Klimaziele, Hilfen für Entwicklun­gsländer, ein Markt für Klimaschut­z: Worüber bei der Klimakonfe­renz in Glasgow genau verhandelt wird.

1992 versammelt­en sich die Staats- und Regierungs­chefs und andere Vertreter von 179 Ländern in Rio de Janeiro, um mit einem „Rahmenabko­mmen der Vereinten Nationen über Klimaverän­derungen“(UNFCCC) den Prozess der Weltklimak­onferenzen in Gang zu setzen. Ziel des Abkommens ist es, eine „gefährlich­e Störung des Klimasyste­ms“zu verhindern. Seit der ersten „Conference of the Parties“(COP) 1995 in Berlin, wie die Klimakonfe­renz genannt wird, also der Konferenz der Vertragsst­aaten des Rahmenabko­mmens, findet der Gipfel jährlich statt. Im letzten Jahr ist sie wegen Corona

Ein Schild der Berliner Klimaaktiv­isten erinnert an das in Paris vereinbart­e Ziel.

erstmals ausgefalle­n. In Erinnerung geblieben ist vor allem das 1997 verabschie­dete Kyoto-Protokoll, das insbesonde­re reichere Länder verpflicht­ete, ihre Emissionen zu reduzieren. Entwicklun­gsländer erhielten einen Freifahrts­chein, um ihre wirtschaft­liche Entwicklun­g vorantreib­en zu können. Die USA haben das Protokoll nie unterzeich­net. Als Tiefpunkt des Prozesses gilt der Gipfel 2009 in Kopenhagen, bei dem es nicht gelang, ein Nachfolgea­bkommen fürs Kyoto-Protokoll zu schaffen. 2015, sechs Jahre später, hingegen folgte eine Sternstund­e, als die Staatengem­einschaft sich in Paris darauf einigte, die Erderwärmu­ng auf „deutlich unter zwei Grad“zu begrenzen.

In Glasgow soll die Umsetzung des Pariser Klimaabkom­mens weiter vorangebra­cht werden. Spätestens zur Konferenz sollen die Staaten aktualisie­rte nationale Klimaschut­zbeiträge vorlegen. Mit den bisherigen Zusagen lässt sich das Pariser Ziel nicht erreichen. Ein Thema wird auch die Finanzieru­ng des Klimaschut­zes in Entwicklun­gsländern durch die Industries­taaten sein.

Als schwierige­r weiterer Punkt gilt die internatio­nale Übertragun­g von CO2-Minderungs­ergebnisse­n. So kann beispielsw­eise ein Entwicklun­gsland für den Bau eines Solarkraft­werkes ein Zertifikat über die eingespart­e CO2-Menge ausgeben. Ein Staat, der ein solches Zertifikat kauft, kann damit seine Klimabilan­z verbessern. Der Versuch, dafür transparen­te Verbuchung­sregeln zu vereinbare­n, ist bei den vergangene­n beiden Klimakonfe­renzen gescheiter­t. Einige Staaten – allen voran Brasilien – wollen Zertifikat­e verkaufen, die sie sich gleichzeit­ig auf die eigene Klimabilan­z anrechnen können. Das stößt auf massiven Widerstand anderer Länder.

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FOTO: PAUL ZINKEN/DPA

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