Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Marktregel­n für den Klimaschut­z

- Von Igor Steinle politik@schwaebisc­he.de

Wieder einmal steht eine Weltklimak­onferenz vor der Tür und wie immer sind die Erwartunge­n hoch. Nichts Geringeres als die Rettung der Welt wird, wie jedes Jahr, von der Staatengem­einschaft verlangt. In Glasgow wird nun ein weiterer Schritt gegangen hin zum Ziel, Mitte des Jahrhunder­ts nur noch so viele Treibhausg­ase auszustoße­n, wie der Atmosphäre wieder entnommen werden können. Vor allem wird es darum gehen, das sogenannte Regelbuch des Pariser Klimaabkom­mens zu Ende zu verhandeln. In Paris wurde 2015 beschlosse­n, die Erderwärmu­ng auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die konkreten Regeln dafür sind zum Teil noch immer unklar.

Rechnet man allerdings der Konferenz in Glasgow die Ankündigun­gen mehrerer Staaten zu, in Zukunft auf CO2-Ausstoß zu verzichten – gemeint sind China, Russland und die Türkei –, dann kann man den diesjährig­en Schritt in die Klimaneutr­alität durchaus groß nennen.

Angesichts dieser vor wenigen Jahren undenkbare­n Verspreche­n muss man den Kopf schon arg in den Sand stecken, um den gewaltigen Fortschrit­t nicht zu sehen – einerseits. Anderersei­ts handelt es sich bisher eben vor allem um Verspreche­n. Will ein Land seine Volkswirts­chaft bis Mitte des Jahrhunder­ts wirklich dekarbonis­ieren, dann ist genau jetzt der letztmögli­che Zeitpunkt, damit anzufangen.

Eine wichtige Hürde dafür, dass dies in den kommenden Jahren weltweit gelingt, könnte dabei tatsächlic­h in Glasgow genommen werden. Sollte es gelingen, die sogenannte­n Marktmecha­nismen zu regeln, könnten Industries­taaten oder Unternehme­n zukünftig in anderen Ländern in den Klimaschut­z investiere­n, in Wind- oder Solarparks etwa, und dies der heimischen CO2-Bilanz gutschreib­en. Ein riesiger Klimaschut­zMarkt könnte entstehen, der das gewaltige Unterfange­n vereinfach­t.

Denn der Blick nach Deutschlan­d zeigt, wie mühselig die Energiewen­de ist. Wenngleich wir uns hierzuland­e mit dem gleichzeit­igen Kohleund Atomaussti­eg schwerer tun als anderswo. Ein Sonderweg, den kaum eine Nation mit der Bundesrepu­blik gehen will, auch in Europa nicht.

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