Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Sie scharren mit den Kufen
Paarläufer Hase und Seegert treten schweres Erbe an
HAMBURG (SID) - Die olympische Messlatte auf dem eisigen Weg nach Peking liegt hoch. An den Goldmedaillengewinnern Aljona Savchenko und Bruno Massot wollen sich Minerva-Fabienne Hase und Nolan Seegert indes (noch) nicht messen lassen. „Sie waren ein klasse Paar und Vorbilder für Deutschland. Sich an ihnen zu orientieren, davon sind wir aber weit entfernt“, sagte Hase, um so allzu hohe Erwartungen zu dämpfen.
Aber mächtig ehrgeizig ist das Berliner Eiskunstlauf-Paar schon, daraus entstanden ist unter anderem ein Wechsel von Berlin nach Sotschi. In der Olympiastadt von 2014 kann sich das Duo mit seinem Trainer Dimitri Sawin nun täglich mit starker Konkurrenz aus der russischen Paarlaufschule messen, die unbestritten führend in der Kufenwelt ist.
„Wir haben gemerkt, dass wir in Berlin nach und nach den Anschluss verlieren. Die Atmosphäre ist super motivierend. Du hast keine Tage, wo du durchhängen kannst“, sagte Seegert der Fachzeitschrift Pirouette. Eine erste wichtige Standortbestimmung ist nun der Grand-Prix-Wettbewerb „Skate Canada“am Wochenende in Vancouver.
National haben Hase/Seegert tatsächlich schon einen großen Sprung nach vorne gemacht. Im Gegensatz ihren einstigen Berliner Trainingskollegen Annika Hocke und Robert Kunkel haben die letztjährigen EMFünften die Olympianorm bereits zweimal übertroffen, das einzige deutsche Olympiaticket ist ihnen kaum noch zu nehmen.
Obwohl der Kontakt zu PaarlaufBundestrainer Alexander König durch den Umzug nach Russland weniger intensiv als in vergangenen Zeiten ist, begrüßt der Erfolgscoach, der 2018 in Pyeongchang Savchenko/ Massot zum Olympiasieg führte, die Maßnahme des Duos: „Wenn ein Paar, das schon seit 2014 zusammen trainiert, eingefahrene Pfade verlassen möchte, ist ein Ortswechsel nicht die schlechteste Idee.“
Auch die chronisch klamme Deutsche Eislauf-Union (DEU) unterstützt die olympische Vorbereitung ihres Top-Paares soweit möglich. „Wenn Sportler sagen, sie brauchen für Olympia neue Impulse, dann muss ein Verband auf ihrer Seite stehen und das irgendwie möglich machen“, sagte die neue DEU-Sportdirektorin Claudia Pfeifer.
Ganz uneigennützig ist dieses Investment natürlich nicht, denn nur im Paarlauf und im Eistanz können die deutschen Paare zumindest mit der europäischen Spitze einigermaßen mithalten. Trübe sieht es dagegen aktuell in den Einzeldisziplinen aus: Der Berliner Paul Fentz verpasste das Olympiaticket, die vornominierte Nicole Schott (Oberstdorf ) läuft bislang der Olympianorm vergeblich hinterher.
Tapetenwechsel: Die Deutschen Minerva-Fabienne Hase und Nolan Seegert bereiten sich in Sotschi auf die Olympischen Winterspiele im Februar in Peking vor.