Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Nach der Wahlkatastrophe
Die Linke muss sich mit ungewissen Personalien und heftigen Verlusten auseinandersetzen
BERLIN - Wie weiter nach dem Schock vom Wahlsonntag? Die auf 39 Mitglieder geschrumpfte Bundestagsfraktion der Linken hat am Dienstag nach Erklärungen für den Absturz auf 4,9 Prozent – von 9,2 Prozent vor vier Jahren – gesucht. Nur die drei gewonnenen Direktmandate, zwei in Berlin und eins in Leipzig, bewahrten die Partei vor dem Hinauswurf aus dem Bundestag. Laut der Berliner Abgeordneten Petra Pau muss sich die Partei nun „inhaltlich und strategisch neu aufstellen“.
Eine mögliche neue Frakti- onsführung würde aber „frühestens am Donners- tag“gewählt, sagte sie der „Schwäbischen Zeitung“.
Ob das bisherige Führungsduo Dietmar Bartsch und Amira Mohamed Ali noch einmal antreten wird, ist völlig offen. Zieht sich einer von beiden zurück, stünde der Wahlsieger von Leipzig-Süd, Sören Pellmann, bereit, wie er am Dienstag erklärte.
Das katastrophale Ergebnis der Partei resultiert aus starken Stimmenverlusten vor allem an die SPD (640 000 Stimmen) und in weniger großem Umfang an die Grünen (480 000). Besonders dramatisch sind die Verluste in Ostdeutschland und dort vor allem in Thüringen. Da, wo die Partei den Ministerpräsidenten stellt und bei der vergangenen Landtagswahl bei 31,0 Prozent landete, kam sie diesmal nur auf 11,4 Prozent der Zweitstimmen.
Heftige Kritik an der Wahlkampfführung übte Ex-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht, die erneut in den Bundestag gewählt wurde. Man habe versucht, „grüner als die Grünen zu wirken“, sagte sie. „Noch früher raus aus der Kohle, den Verbrennungsmotor noch schneller verbieten, am besten ganz weg vom Auto“– das sei die falsche Strategie gewesen. Ihre Vorwürfe äußerte sie übrigens nicht in der Fraktionssitzung, an der sie gar nicht teilnahm, sondern im Interview mit der „Welt“.