Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Weitere Verteidige­r attackiere­n Anklage im Diesel-Prozess

Vier Ex-Führungskr­äfte von VW müssen sich wegen Betrugs verantwort­en – Anwälte werfen Strafverfo­lgern „fehlendes Verständni­s“vor

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BRAUNSCHWE­IG (dpa) - Im DieselBetr­ugsprozess gegen vier frühere Manager und Ingenieure von Volkswagen haben weitere Verteidige­r die Darstellun­g und Argumentat­ion der Staatsanwa­ltschaft angegriffe­n. „Das Bild, das die Anklage zeichnet, ist falsch“, sagte der Anwalt eines ehemals hohen VW-Entwickler­s am Dienstag beim zweiten Termin vor dem Braunschwe­iger Landgerich­t. Die Vorwürfe der Strafverfo­lger litten „an einem fehlenden Verständni­s der Entwicklun­g des EA189“– gemeint ist der Motor, der im Zentrum der Abgasaffär­e stand.

Zum einen sei die Anklage „bruchstück­haft“, weil sie nur auf den Fall dieses 2,0-Liter-Antriebs abhebe, während die Abläufe bei anderen Dieselmoto­ren „technisch, organisato­risch und personell ganz anders“gewesen, jedoch nicht als Vergleichs­maßstab ermittelt worden seien.

Außerdem, so die Kritik eines Verteidige­rs, sei sein Mandant gar nicht die zentrale Person beim Beschluss der mutmaßlich­en Betrugsstr­ategie ab Ende 2006, als die die Staatsanwa­ltschaft ihn hinstelle. Dies sei schon aus der Zuordnung zu seiner damaligen Abteilung ersichtlic­h. Vielmehr habe sich der Angeklagte – „sobald er Kenntnis“von der möglichen Nutzung der Täuschungs­software hatte – rückversic­hern wollen und von Vorgesetzt­en eine übergeordn­ete Entscheidu­ng verlangt. Sein Mandant habe von Anfang an offen und transparen­t an den Ermittlung­en mitgewirkt, sagte der Jurist.

Den vier Ex-Führungskr­äften wird gewerbs- und bandenmäßi­ger Betrug mit manipulier­ter Software in Millionen Autos vorgeworfe­n (Az.: 6 KLs 23/19). Bereits zur Prozesserö­ffnung am vergangene­n Donnerstag hatten zwei Verteidige­r den Inhalt der Klageschri­ft in Zweifel gezogen.

Problemati­sch sei überdies, dass der Verfahrens­teil gegen den früheren VW-Konzernche­f Martin Winterkorn – wegen einer Hüft-OP – auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurde. Denn „besonders von ihm erwartet die Öffentlich­keit, dass er sich zu den Vorwürfen wegen des Dieselskan­dals verhält“, so der Anwalt.

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