Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ulm war immer sein Verein

Fußball: Der für seine Freistöße berüchtigt­e Dieter Simon ist dem Fußball immer noch verbunden

- Von Stefan Kümmritz

ULM/THALFINGEN - Wenn Dieter Simon zum Freistoß antrat, taten die gegnerisch­en Spieler gut daran, sich zu schützen. Denn der Mittelfeld­spieler des SSV Ulm 1846 hatte vor allem mit seinem berüchtigt­en linken Fuß einen mächtigen Bums und erzielte – nicht nur – mit seinen Freistößen zahlreiche Tore. Es sei denn, der Ball landete in der Mauer. Dann tat es weh. Heute ist „Saimen“, dessen Name von den Fans gerne englisch ausgesproc­hen wurde, 58 Jahre alt, er hat im linken Knie drei Operatione­n und im rechten eine hinter sich. Dieter Simon ist aber noch so fit, dass er vor Corona gelegentli­ch noch bei den Ulmern ins AltherrenT­raining ging. Dort traf er dann alte Fußball-Kameraden wie Günther Berti, Hans-Peter „Eise“Steck oder Viktor Lopez.

Auch wenn einst für Dieter Simon bei den Spatzen nicht alles nach Wunsch lief, so war der SSV Ulm 1846 doch immer sein Verein. Sicher hatte er den Traum, einmal in der Bundesliga zu spielen. „Aber nur mit den Ulmern“, sagt Simon rückblicke­nd. Für diesen Verein schlug halt immer sein Herz. Er hätte wohl sogar Borussia Mönchengla­dbach einen Korb gegeben, obwohl er von jeher Fan der „Fohlen“war: „In guten wie in schlechten Zeiten.“

Aber es gab auch nie Angebote aus der Ersten Bundesliga, wohl aber Anfragen aus der Zweiten. Nämlich in den späten 80er- und frühen 90erJahren des vergangene­n Jahrhunder­ts, in denen Simon den Höhepunkt seiner Karriere erlebte. „Herausrage­nd für mich war 1986 unser Aufstieg in die zweite Liga“, sagt der ehemalige Freistoßsp­ezialist rückblicke­nd. Gerne erinnert er sich aber auch an die Spiele, die er mit der württember­gischen Auswahl bestritten hat, wobei ihm eine zehntägige Nordafrika-Reise mit Partien gegen Marokko, Algerien und Tunesien besonders nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist. Und die Pokalspiel­e gegen Borussia Dortmund mit den zwei nicht gegebenen Toren für Ulm (1:3), den 1. FC Kaiserslau­tern, das erst in der Verlängeru­ng verloren ging, und das 5:2 gegen den FC St. Pauli. Das ist alles sehr lange her, aber Simon noch gut in Erinnerung.

Als Bub spielte Dieter Simon in allen Jugendmann­schaften des SSV Ulm 1846. Dann rückte er zu den Aktiven auf und gehörte dem ZweitligaK­ader

von Trainer Jörg Berger an. Zunächst reichte es aber nur für die zweite Mannschaft. Natürlich war er deswegen enttäuscht, und als der FV Illertisse­n ihm ein Angebot machte, wechselte er in die Landesliga. Nach dem Ulmer Abstieg in die Oberliga kehrte er zu seinem Heimatvere­in zurück. (Spieler-)Trainer war damals Werner Nickel. Eine schillernd­e und bei der Presse wie bei den Fans umstritten­e Persönlich­keit, über den Simon lediglich sagt: „Rein sportlich hat er uns weitergebr­acht, denn er hatte gute Ideen.“Simon erinnert sich noch bestens an sein erstes Oberligasp­iel 1986 in Reutlingen: „Die waren damals sechs Punkte voraus. Dann haben wir noch eine gute Serie hingelegt, wurden Meister und stiegen auf.“

Es war eine Zeit, in der die Spatzen einige Jahre lang zwischen der Oberliga – eine Regionalli­ga und eine dritte Liga gab es damals noch nicht – und zweiten Liga hin und her pendelten. Dieter Simon hat damals in Ulm bekannte Spieler kennen und schätzen gelernt: Marcus Sorg, inzwischen Assistent von Bundestrai­ner Joachim Löw, und dessen Sturmpartn­er Uwe Spies zum Beispiel, oder Torhüter Alfred Weh, Klaus Perfetto, Dieter Kohnle und Walter Kubanczyk. Aber auch Berühmthei­ten ihrer Zeit wie Fritz Walter und Manni Kastl. Es waren also aufregende Jahre für den damals jungen Fußballspi­eler. Auch einige Trainer hat er erlebt, unter anderen neben Berger und Nickel auch Klaus Toppmöller oder Erich Steer. „Mein Lieblingst­rainer

war aber Klaus Niemuth“, so Dieter Simon, der später unter Paul Sauter zum Libero umfunktion­iert wurde, weil Hansi Seuferlein nach einem Kreuzbandr­iss lange ausfiel: „Niemuth war überragend. Er war fachlich sehr gut und menschlich absolut in Ordnung.“

„Die schönen Sachen bleiben in Erinnerung“, sagt Simon. „Manche schlechten aber auch. So wurde ich am Ende der Zweitligas­aison 1986/87 zusammen mit Kohnle und Sorg von Nickel aussortier­t, obwohl ich 21 Spiele bestritten und drei Tore gemacht hatte.“Simon ging deswegen für ein Jahr nach Biberach und kehrte nach Ulm zurück, als Klaus Toppmöller dort Trainer wurde. 1993 spielte er mit den Spatzen wieder einmal in der Aufstiegsr­unde zur zweiten Liga. Am letzten Spieltag hätte Ulm bei 1860 München gewinnen müssen, aber es reichte nur zu einem Unentschie­den.

Simon, im Hauptberuf kaufmännis­cher Angestellt­er, bekam dann in Ulm als 31-Jähriger keinen Vertrag mehr und ging zum FC Memmingen, für den er zuvor schon gekickt hatte. Anschließe­nd verdingte er sich erst als Co-Trainer beim TSV Neu-Ulm und dann als Trainer in Pfaffenhof­en, Söflingen, Oberelchin­gen und Burlafinge­n. Vor eineinhalb Jahren war damit Schluss, aber dem Fußball blieb er treu. Die beiden Söhne spielen in Thalfingen, wo die Familie auch wohnt. Dieter Simon ist regelmäßig­er Zuschauer in der Bezirkslig­a, zudem ist er seinem Sport als Teamguide beim U11-Eurocup in Elchingen treu geblieben.

„In guten wie in schlechten Zeiten.“

Dieter Simon

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FOTO: KÜMMRITZ Dieter Simon als Teamguide beim U11Eurocup in Elchingen.

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