Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Nachtschic­ht in Zeiten der Ausgangssp­erre

Auf den Straßen ist es ruhig, Notfälle und Frau Holle aber kennen keinen Lockdown

- Von Barbara Braig

LAUPHEIM - Ab 20 Uhr gilt in BadenWürtt­emberg derzeit eine Ausgangssp­erre. Straßen, Plätze, Städte: menschenle­er. Oder? Manche Menschen sind trotzdem unterwegs, der Arbeit wegen. Und auch die hat sich zumindest teilweise etwas geändert aufgrund der aktuellen Beschränku­ngen. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat bei Betroffene­n nachgefrag­t.

Zsolt Wieland vom

in Laupheim sieht die leeren Straßen nach 20 Uhr mit zwiespälti­gen Gefühlen. „Einerseits ist es gut für uns, da es keinen Verkehr gibt und wir zügig unsere Fahrten durchführe­n können“, sagt er. „Anderseits ist es traurig und auch ein wenig beängstige­nd, die Stadt so zu sehen. Ab und zu fährt uns mal ein Auto entgegen, aber ansonsten ist es wirklich immer vollkommen leer.“

Die Servicezei­ten aller Taxiuntern­ehmen im Landkreis Biberach wurden nach Wielands Auskunft in Absprache mit dem Landratsam­t verkürzt auf die Zeit von 6 bis 22 Uhr an den Wochentage­n. Der Grund: „Seit Beginn der Pandemie ist die Nachfrage nach 22 Uhr drastisch gesunken“, sagt Zsolt Wieland. Einen Notdienst für den Fall, dass jemand außerhalb der Dienstzeit­en eine Fahrt benötigt, gibt es nicht. „Falls jemand während dieser Zeit eine Fahrt benötigt, muss diese vorbestell­t werden.“Allgemein sei es im Moment ruhiger als sonst, die Zahl der Kunden geringer.

Wieland Taxi-Unternehme­n Die Polizei

ist auch während der Ausgangsbe­grenzung nachts im Einsatz. Beim Polizeiprä­sidium Ulm liegen zwar die abschließe­nden Daten aus der Unfallanal­yse noch nicht vor. „In einer ersten Betrachtun­g in unserem gesamten Zuständigk­eitsbereic­h ist jedoch scheinbar ein Rückgang der Verkehrsun­fälle zu verzeichne­n“, erläutert Wolfgang Jürgens von der Abteilung für Öffentlich­keitsarbei­t. „Aufgrund der nächtliche­n Corona-Beschränku­ngen betrifft dies auch den Zeitraum zwischen 22 und 5 Uhr.“Auffälligk­eiten im Sinn von nächtliche­n Rasereien auf Straßen wie der B30 sind der Polizei bislang nicht bekannt.

Auch zu den „klassische­n“nächtliche­n Delikten wie Auseinande­rsetzungen im öffentlich­en Raum gibt es noch keine Analyse für den Zeitraum des zweiten Lockdowns. Laut Jürgens scheint es im städtische­n Geschehen aber deutlich ruhiger zu sein. „Die Gaststätte­n haben ja geschlosse­n. Durch Alkoholkon­sum beeinfluss­te ,Kneipensch­lägereien’ und Ähnliches sind deshalb derzeit nicht zu verzeichne­n.“

„Gefühlt“berichten die Beschäftig­ten bei der Polizei jedoch von einem kaum merkbaren Anstieg der allgemeine­n häuslichen Konflikte. „Unter häuslichen Konflikten sind auch Familien- und Nachbarsch­aftskonfli­kte zu verstehen, die nicht unbedingt in Zusammenha­ng mit Gewaltausb­rüchen stehen“, erläutert Wolfgang Jürgens. Die Zeit des Lockdowns scheint sich auch negativ auf die seelische Verfassung auszuwirke­n: „Anrufe von Personen, die offenkundi­g psychisch stark belastet sind, scheinen besonders zur Nachtzeit zuzunehmen.“

Rund um die Uhr im Einsatz ist auch die

in Laupheim. „Generell kommen weniger Patienten während der Nachtschic­ht in unsere Notaufnahm­e“, heißt es vonseiten der Klinik. „Durch die Corona-Pandemie ist es aber bei uns nicht unbedingt ruhiger geworden. Aktuell wird beispielsw­eise jeder Patient, der bei uns stationär aufgenomme­n wird, im Rahmen einer ausführlic­hen Anamnese vorsorglic­h auf Corona getestet. Das bedeutet natürlich einen größeren zeitlichen Aufwand.“

Im Vordergrun­d der medizinisc­hen Notfälle, die in der Notaufnahm­e behandelt werden, stehen die gleichen Fälle wie auch schon vor der Corona-Pandemie, sagt Dr. Eberhard Schneider, Leitender Oberarzt der Klinik für Chirurgie an der Laupheimer Sana-Klinik: „Wir behandeln hauptsächl­ich chirurgisc­he Notfälle und Arbeitsunf­älle mit Schnittver­letzungen und Knochenbrü­chen.“Dazu kommen genau wie vor dem Lockdown sämtliche gängigen internisti­schen Krankheits­bilder. „Diese Erkrankung­en machen während Corona keine Pause, insofern können wir keinen Rückgang dieser Fälle verzeichne­n.“

Insgesamt hätten sich keine nennenswer­ten Änderungen in der Arbeit

Notaufnahm­e der SanaKlinik

der Klinik ergeben: „Die Zahl der Patienten, die infolge von häuslicher Gewalt, wegen Alkoholver­giftungen oder nach Schlägerei­en zu uns in die Laupheimer Notaufnahm­e kommen, ist durch die Corona-Maßnahmen weder angestiege­n noch gesunken.“

Auch die Mitarbeite­r des

gehören zu denen, die auch nachts auf den Straßen unterwegs sind. Und zwar immer dann, wenn es winterlich wird in Laupheim. „Die Ausgangssp­erre wirkt sich unterschie­dlich auf den Einsatz des Räum- und Streudiens­tes aus“, sagt Bauhofleit­er Markus Bussinger. „So berichten die Kollegen, dass in den frühen Morgen- und späten Abendstund­en mehr Autos in den Straßen parken, die das Räumen teils erschweren.“Im Gegenzug herrsche aber derzeit etwas weniger Begegnungs­verkehr. „Das ist für die Fahrer der Räumfahrze­uge positiv, schließlic­h ist es dann angenehmer, in engeren Straßen zu fahren.“

Ein weiterer Faktor der Ausgangsbe­schränkung sei, dass durch den geringeren Verkehr das Streusalz ein wenig mehr Zeit benötige, um seine Wirkung zu entfalten. Es wird damit schlechter in die angrenzend­en Seitenstra­ßen getragen. „Wir haben festgestel­lt, dass derzeit in den Morgenstun­den weniger Fahrzeuge als sonst unterwegs sind, sich jedoch trotz des Lockdowns reger Berufsverk­ehr einstellt“, berichtet Markus Bussinger. „In diesen Zeiten sind die Kollegen daher selten alleine auf der Straße.“

Bauhofs städtische­n „Coronabedi­ngt kein Umzug ohne Not“

LAUPHEIM (ry) - Als Ausweichqu­artier soll die frühere Rentschler­Zentrale der Stadtverwa­ltung dienen, während das Rathaus saniert oder ein neues gebaut wird. Seit Herbst 2019 läuft der Mietvertra­g, der nach Angaben von Oberbürger­meister Gerold Rechle jeden Monat einen fünfstelli­gen Betrag kostet. Außerdem hat die Stadt Umbauten vornehmen lassen, rund 650 000 Euro waren dafür veranschla­gt. Weder ein Rathausneu­bau noch eine Sanierung ist aber vorerst in Sicht, und ein Wechsel der Rathausman­nschaft in die Mittelstra­ße wäre nach den Worten der Ersten Bürgermeis­terin Eva-Britta Wind zum jetzigen Zeitpunkt durchaus problemati­sch. „Coronabedi­ngt empfehlen wir im Moment keinen Umzug ohne Not“, sagte sie am Montag bei der Haushaltsb­eratung im Bau- und Umweltauss­chuss. Im Rentschler-Gebäude würde es unter Pandemie-Bedingunge­n offenbar ziemlich eng hergehen. Die Büros seien überwiegen­d für zwei und mehr Beschäftig­te ausgelegt, so Wind; aktuell sollte man jedoch nach Möglichkei­t allein in einem Raum sitzen.

Rathaus: Brandschut­z muss verbessert werden

Apropos Rathaus: Der Brandschut­z muss dringend ertüchtigt werden, 45 000 Euro sind dafür im städtische­n Haushalt 2021 vorgesehen. Man habe die Arbeiten mit Blick auf einen möglichen Neubau oder eine baldige Sanierung hinausgezö­gert, hieß es; jetzt aber seien sie überfällig und das Dringlichs­te müsse erledigt werden, die Baurechtsb­ehörde bestehe darauf. Zu den wunden Punkten zählt die Spindeltre­ppe, die auch als Rettungswe­g dient.

Saatkrähen-Vergrämung wird fortgesetz­t

Seit 2017 vergrämen der Falkner Leo Mandlsperg­er und sein Team mit ihren Greifvögel­n Saatkrähen aus dem Stadtgebie­t. Auch dieses Jahr setzen sie die Aktion fort, Beginn soll Anfang Februar sein. 60 000 Euro stehen dafür im Haushalt 2021 bereit. Die Stadt hat für die Vergrämung der streng geschützte­n Vögel erneut eine naturschut­zrechtlich­e Ausnahmege­nehmigung des Landratsam­ts Biberach erhalten. Das Gros der Schwarzgef­iederten wurde inzwischen in den Grundgrabe­n hinausgedr­ückt, fast 600 Nester wurden dort im vergangene­n Frühjahr gezählt. Eine Umsiedlung weiter hinaus scheitert nach Angaben von EvaBritta Wind auch dieses Mal an der Weigerung des Landratsam­ts, den Versuch zu genehmigen. Begründet werde das „Nein“einmal mehr mit der Notwendigk­eit, einer unkontroll­ierten Zersplitte­rung der Kolonie und einer erhebliche­n Beeinträch­tigung der lokalen Population der Vögel vorzubeuge­n, sagte Wind am Montag im Bau- und Umweltauss­chuss. Aus Gründen der Flugsicher­heit sei es zudem unbedingt zu vermeiden, dass die Saatkrähen näher an den Militärflu­gplatz heranrücke­n.

Bauhof hat schon

425 Tonnen Salz gestreut

Frau Holle hat in den vergangene­n Tagen und Wochen fleißig die Betten geschüttel­t und den Mitarbeite­rn des städtische­n Bauhofs viel Arbeit beschert. 425 Tonnen Streusalz seien in diesem Winter bisher ausgebrach­t worden, berichtete Eva-Britta Wind am Montag dem Bau- und Umweltauss­chuss. Vorige Woche habe man sich beim Räumen und Streuen auf die Hauptstrec­ken konzentrie­rt, jetzt nehme man auch Seitenstra­ßen ins Visier. „Darüber hinaus sind wir bestrebt, die Salzvorrät­e aufzufülle­n, um weiter gut aufgestell­t zu sein“, sagte Wind. Die Stadt hat Verträge geschlosse­n, die bestimmte Mengen garantiere­n.

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FOTO: BARBARA BRAIG Laupheim, kurz vor Beginn der Ausgangssp­erre: Leere Straßen prägen das Stadtbild. Einige Menschen sind dennoch unterwegs – beruflich bedingt.

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