Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Nachtschicht in Zeiten der Ausgangssperre
Auf den Straßen ist es ruhig, Notfälle und Frau Holle aber kennen keinen Lockdown
LAUPHEIM - Ab 20 Uhr gilt in BadenWürttemberg derzeit eine Ausgangssperre. Straßen, Plätze, Städte: menschenleer. Oder? Manche Menschen sind trotzdem unterwegs, der Arbeit wegen. Und auch die hat sich zumindest teilweise etwas geändert aufgrund der aktuellen Beschränkungen. Die „Schwäbische Zeitung“hat bei Betroffenen nachgefragt.
Zsolt Wieland vom
in Laupheim sieht die leeren Straßen nach 20 Uhr mit zwiespältigen Gefühlen. „Einerseits ist es gut für uns, da es keinen Verkehr gibt und wir zügig unsere Fahrten durchführen können“, sagt er. „Anderseits ist es traurig und auch ein wenig beängstigend, die Stadt so zu sehen. Ab und zu fährt uns mal ein Auto entgegen, aber ansonsten ist es wirklich immer vollkommen leer.“
Die Servicezeiten aller Taxiunternehmen im Landkreis Biberach wurden nach Wielands Auskunft in Absprache mit dem Landratsamt verkürzt auf die Zeit von 6 bis 22 Uhr an den Wochentagen. Der Grund: „Seit Beginn der Pandemie ist die Nachfrage nach 22 Uhr drastisch gesunken“, sagt Zsolt Wieland. Einen Notdienst für den Fall, dass jemand außerhalb der Dienstzeiten eine Fahrt benötigt, gibt es nicht. „Falls jemand während dieser Zeit eine Fahrt benötigt, muss diese vorbestellt werden.“Allgemein sei es im Moment ruhiger als sonst, die Zahl der Kunden geringer.
Wieland Taxi-Unternehmen Die Polizei
ist auch während der Ausgangsbegrenzung nachts im Einsatz. Beim Polizeipräsidium Ulm liegen zwar die abschließenden Daten aus der Unfallanalyse noch nicht vor. „In einer ersten Betrachtung in unserem gesamten Zuständigkeitsbereich ist jedoch scheinbar ein Rückgang der Verkehrsunfälle zu verzeichnen“, erläutert Wolfgang Jürgens von der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit. „Aufgrund der nächtlichen Corona-Beschränkungen betrifft dies auch den Zeitraum zwischen 22 und 5 Uhr.“Auffälligkeiten im Sinn von nächtlichen Rasereien auf Straßen wie der B30 sind der Polizei bislang nicht bekannt.
Auch zu den „klassischen“nächtlichen Delikten wie Auseinandersetzungen im öffentlichen Raum gibt es noch keine Analyse für den Zeitraum des zweiten Lockdowns. Laut Jürgens scheint es im städtischen Geschehen aber deutlich ruhiger zu sein. „Die Gaststätten haben ja geschlossen. Durch Alkoholkonsum beeinflusste ,Kneipenschlägereien’ und Ähnliches sind deshalb derzeit nicht zu verzeichnen.“
„Gefühlt“berichten die Beschäftigten bei der Polizei jedoch von einem kaum merkbaren Anstieg der allgemeinen häuslichen Konflikte. „Unter häuslichen Konflikten sind auch Familien- und Nachbarschaftskonflikte zu verstehen, die nicht unbedingt in Zusammenhang mit Gewaltausbrüchen stehen“, erläutert Wolfgang Jürgens. Die Zeit des Lockdowns scheint sich auch negativ auf die seelische Verfassung auszuwirken: „Anrufe von Personen, die offenkundig psychisch stark belastet sind, scheinen besonders zur Nachtzeit zuzunehmen.“
Rund um die Uhr im Einsatz ist auch die
in Laupheim. „Generell kommen weniger Patienten während der Nachtschicht in unsere Notaufnahme“, heißt es vonseiten der Klinik. „Durch die Corona-Pandemie ist es aber bei uns nicht unbedingt ruhiger geworden. Aktuell wird beispielsweise jeder Patient, der bei uns stationär aufgenommen wird, im Rahmen einer ausführlichen Anamnese vorsorglich auf Corona getestet. Das bedeutet natürlich einen größeren zeitlichen Aufwand.“
Im Vordergrund der medizinischen Notfälle, die in der Notaufnahme behandelt werden, stehen die gleichen Fälle wie auch schon vor der Corona-Pandemie, sagt Dr. Eberhard Schneider, Leitender Oberarzt der Klinik für Chirurgie an der Laupheimer Sana-Klinik: „Wir behandeln hauptsächlich chirurgische Notfälle und Arbeitsunfälle mit Schnittverletzungen und Knochenbrüchen.“Dazu kommen genau wie vor dem Lockdown sämtliche gängigen internistischen Krankheitsbilder. „Diese Erkrankungen machen während Corona keine Pause, insofern können wir keinen Rückgang dieser Fälle verzeichnen.“
Insgesamt hätten sich keine nennenswerten Änderungen in der Arbeit
Notaufnahme der SanaKlinik
der Klinik ergeben: „Die Zahl der Patienten, die infolge von häuslicher Gewalt, wegen Alkoholvergiftungen oder nach Schlägereien zu uns in die Laupheimer Notaufnahme kommen, ist durch die Corona-Maßnahmen weder angestiegen noch gesunken.“
Auch die Mitarbeiter des
gehören zu denen, die auch nachts auf den Straßen unterwegs sind. Und zwar immer dann, wenn es winterlich wird in Laupheim. „Die Ausgangssperre wirkt sich unterschiedlich auf den Einsatz des Räum- und Streudienstes aus“, sagt Bauhofleiter Markus Bussinger. „So berichten die Kollegen, dass in den frühen Morgen- und späten Abendstunden mehr Autos in den Straßen parken, die das Räumen teils erschweren.“Im Gegenzug herrsche aber derzeit etwas weniger Begegnungsverkehr. „Das ist für die Fahrer der Räumfahrzeuge positiv, schließlich ist es dann angenehmer, in engeren Straßen zu fahren.“
Ein weiterer Faktor der Ausgangsbeschränkung sei, dass durch den geringeren Verkehr das Streusalz ein wenig mehr Zeit benötige, um seine Wirkung zu entfalten. Es wird damit schlechter in die angrenzenden Seitenstraßen getragen. „Wir haben festgestellt, dass derzeit in den Morgenstunden weniger Fahrzeuge als sonst unterwegs sind, sich jedoch trotz des Lockdowns reger Berufsverkehr einstellt“, berichtet Markus Bussinger. „In diesen Zeiten sind die Kollegen daher selten alleine auf der Straße.“
Bauhofs städtischen „Coronabedingt kein Umzug ohne Not“
LAUPHEIM (ry) - Als Ausweichquartier soll die frühere RentschlerZentrale der Stadtverwaltung dienen, während das Rathaus saniert oder ein neues gebaut wird. Seit Herbst 2019 läuft der Mietvertrag, der nach Angaben von Oberbürgermeister Gerold Rechle jeden Monat einen fünfstelligen Betrag kostet. Außerdem hat die Stadt Umbauten vornehmen lassen, rund 650 000 Euro waren dafür veranschlagt. Weder ein Rathausneubau noch eine Sanierung ist aber vorerst in Sicht, und ein Wechsel der Rathausmannschaft in die Mittelstraße wäre nach den Worten der Ersten Bürgermeisterin Eva-Britta Wind zum jetzigen Zeitpunkt durchaus problematisch. „Coronabedingt empfehlen wir im Moment keinen Umzug ohne Not“, sagte sie am Montag bei der Haushaltsberatung im Bau- und Umweltausschuss. Im Rentschler-Gebäude würde es unter Pandemie-Bedingungen offenbar ziemlich eng hergehen. Die Büros seien überwiegend für zwei und mehr Beschäftigte ausgelegt, so Wind; aktuell sollte man jedoch nach Möglichkeit allein in einem Raum sitzen.
Rathaus: Brandschutz muss verbessert werden
Apropos Rathaus: Der Brandschutz muss dringend ertüchtigt werden, 45 000 Euro sind dafür im städtischen Haushalt 2021 vorgesehen. Man habe die Arbeiten mit Blick auf einen möglichen Neubau oder eine baldige Sanierung hinausgezögert, hieß es; jetzt aber seien sie überfällig und das Dringlichste müsse erledigt werden, die Baurechtsbehörde bestehe darauf. Zu den wunden Punkten zählt die Spindeltreppe, die auch als Rettungsweg dient.
Saatkrähen-Vergrämung wird fortgesetzt
Seit 2017 vergrämen der Falkner Leo Mandlsperger und sein Team mit ihren Greifvögeln Saatkrähen aus dem Stadtgebiet. Auch dieses Jahr setzen sie die Aktion fort, Beginn soll Anfang Februar sein. 60 000 Euro stehen dafür im Haushalt 2021 bereit. Die Stadt hat für die Vergrämung der streng geschützten Vögel erneut eine naturschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung des Landratsamts Biberach erhalten. Das Gros der Schwarzgefiederten wurde inzwischen in den Grundgraben hinausgedrückt, fast 600 Nester wurden dort im vergangenen Frühjahr gezählt. Eine Umsiedlung weiter hinaus scheitert nach Angaben von EvaBritta Wind auch dieses Mal an der Weigerung des Landratsamts, den Versuch zu genehmigen. Begründet werde das „Nein“einmal mehr mit der Notwendigkeit, einer unkontrollierten Zersplitterung der Kolonie und einer erheblichen Beeinträchtigung der lokalen Population der Vögel vorzubeugen, sagte Wind am Montag im Bau- und Umweltausschuss. Aus Gründen der Flugsicherheit sei es zudem unbedingt zu vermeiden, dass die Saatkrähen näher an den Militärflugplatz heranrücken.
Bauhof hat schon
425 Tonnen Salz gestreut
Frau Holle hat in den vergangenen Tagen und Wochen fleißig die Betten geschüttelt und den Mitarbeitern des städtischen Bauhofs viel Arbeit beschert. 425 Tonnen Streusalz seien in diesem Winter bisher ausgebracht worden, berichtete Eva-Britta Wind am Montag dem Bau- und Umweltausschuss. Vorige Woche habe man sich beim Räumen und Streuen auf die Hauptstrecken konzentriert, jetzt nehme man auch Seitenstraßen ins Visier. „Darüber hinaus sind wir bestrebt, die Salzvorräte aufzufüllen, um weiter gut aufgestellt zu sein“, sagte Wind. Die Stadt hat Verträge geschlossen, die bestimmte Mengen garantieren.