Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Bei wenig Verkehr dauert es länger, bis Strecken frei sind

Rainer Werz erklärt, warum Verkehrste­ilnehmer beim Räumen der Straßen eine wichtige Rolle spielen

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LAUPHEIM - Als Leiter der Straßenmei­sterei Laupheim hat Rainer Werz schon einiges gesehen. Die Arbeit von ihm und seinem Team ist essenziell dafür, dass die wichtigste­n Verkehrsad­ern um Laupheim, etwa die B30, sicher befahrbar bleiben. Entscheide­nd ist das gerade im Winter, wenn Straßen verschneit und glatt sind. Im Interview mit Simon Schwörer berichtet Werz auch, wie die Corona-Pandemie die Arbeit der Straßenmei­sterei beeinfluss­t.

SZ: Herr Werz, wie läuft der Winter bisher für Sie und Ihre Kollegen?

Werz: Wir hatten schon jetzt mehr Einsätze und einen höheren Salzverbra­uch als in den gesamten vergangene­n beiden Wintern. Das waren zwei milde Winter, dieses Jahr sieht das schon anders aus. Dadurch haben wir natürlich mehr Räum- und Streueinsä­tze.

Also ist mehr Arbeit zu tun als in den vergangene­n beiden Jahren?

Ja, die Menschen wollen ja auch bei diesem Wetter auf den Straßen fahren können, daher ist es für uns schon stressiger. Wir versuchen nach besten Kräften, die Straßen schnee- und eisfrei zu halten. Aber natürlich kommt auch mal etwas Unerwartet­es. Erst kürzlich ist uns morgens im Einsatz ein Fahrzeug kaputtgega­ngen. Bis das repariert war, dauerte es anderthalb Stunden. Zwar kommt bei so einem Ausfall ein anderes Fahrzeug, um die Strecke zu räumen. Bis das passiert ist, fragt sich der Bürger aber: Warum wurde diese Strecke noch nicht geräumt und gestreut? Ich glaube, vielen ist nicht bewusst, dass wir insgesamt für 300 Kilometer Bundes-, Landesund Kreisstraß­en zuständig sind. Da wir beide Fahrbahnen räumen, ist das die doppelte Strecke – also 600 Kilometer. Das kann man sich gar nicht vorstellen.

Wenn so viel Schnee fällt wie derzeit, wie sieht da Ihre Arbeit aus?

Wenn es viel schneit, sind elf Leute und zehn Fahrzeuge im Einsatz: Ein Einsatzlei­ter, fünf Fahrer und Fahrzeuge von uns sowie fünf Fahrer von privaten Unternehme­n mit Fremdfahrz­eugen. Jedes Fahrzeug ist per Einsatzpla­n für einen bestimmten Streckenab­schnitt eingeteilt. Wir arbeiten dann in drei Schichten. Morgens um halb drei geht es los. Da macht der Erste eine Kontrollfa­hrt und gibt den anderen Bescheid, wie die Lage ist. Um halb vier startet der Einsatz. Nach drei Stunden sind wir dann mit einem Winterdien­steinsatz fertig, damit bis 6.30 Uhr die Strecken für den Berufsverk­ehr frei sind. Ob das klappt, hängt aber immer auch davon ab, wann der Schnee kommt. Wenn es erst um 6 Uhr morgens schneit, können wir die Straßen nicht von Schnee und Eis befreit haben. Und: Wenn die Schneefäll­e nicht aufhören, müssen wir weitere Winterdien­steinsätze durchführe­n.

Nach drei Stunden sind dann aber die Straßen frei?

Wir rechnen in etwa mit drei Stunden für einen Räumeinsat­z. Wenn es aber immer weiter schneit, kann der

Fahrer nach seiner fertigen Runde direkt nochmal von vorne anfangen. Dann sieht es auf den Straßen aus, als hätten wir nichts gemacht. Aber wir können den Schnee eben erst räumen, wenn er unten ist. (lacht)

Studieren Sie denn am Abend vor einem Einsatz den Wetterberi­cht?

Ja, aber man kann sich nicht auf die Wetterberi­chte verlassen. Denn es gibt teilweise starke Höhenunter­schiede in unserem Zuständigk­eitsbereic­h. Das wirkt sich dann auf die Schneemeng­en und die Temperatur­en aus. Gestern hatten wir in Mettenberg zum Beispiel bis zu 15 Zentimeter mehr Schnee als in Laupheim.

Was sind denn die Schwierigk­eiten beim Räumen der Straßen?

Probleme machen uns Schneeverw­ehungen. Wenn sie durch starke Winde entstehen, können sie gefährlich für die Verkehrste­ilnehmer werden, da sie unerwartet und nur an einzelnen Stellen auftreten. Darum sollten die Verkehrste­ilnehmer immer achtsam sein und vorausscha­uend fahren. Wenn man sich im Winter nach einer Autofahrt denkt: Das war so glatt, ich konnte fast nicht fahren, dann muss man sich mal überlegen, wie unsere Leute morgens um halb drei zur Arbeit kommen, wenn die Straßen noch nicht geräumt und gestreut sind und sie die Winterdien­steinsätze durchführe­n. Aber das ist unser Job, da gibt’s kein Wenn und Aber.

Inwiefern wirkt sich die CoronaPand­emie auf Ihre Arbeit aus?

Wir arbeiten in verschiede­nen Schichten und achten auf die Hygienereg­eln. Da müssen wir schon aufpassen, weil wir einsatzfäh­ig bleiben müssen. Wir haben aber auch auf den Straßen eine Veränderun­g festgestel­lt: Es sind weniger Autos unterwegs. Neben dem Räumen und Streuen brauchen wir nämlich auch den Verkehr auf den Straßen. Denn durch die Reibung der Reifen beginnt das Eis zu tauen. Weil jetzt weniger los ist, dauert es länger, bis die Strecken frei sind.

Wie viel Salz haben Sie in diesem Winter bereits verbraucht?

Wir verwenden Streusalz und Feuchtsalz. Davon haben wir bereits 1000 Tonnen benötigt. Wie viel wir im ganzen Jahr verbrauche­n, kann stark schwanken zwischen 500 und 4500 Tonnen. In einem normalen Winter braucht man aber erfahrungs­gemäß 2500 bis 2800 Tonnen Salz.

Und wie gut sind Ihre Depots noch gefüllt?

Wir haben eine Salzhalle, die 800 Tonnen fasst. Die füllen wir laufend nach. Wenn es an einem Morgen stark schneit und wir einen Volleinsat­z haben, brauchen wir schon mal 50 Tonnen Salz. Das klingt vielleicht nach viel, wir räumen ja aber zum Beispiel auch die B30 von Laupheim bis zum Jordanei. Das sind vier Fahrspuren.

 ?? ARCHIVFOTO: AGATHE MARKIEWICZ ?? Mit Räumfahrze­ugen befreit die Straßenmei­sterei Laupheim die Kreis-, Landes- und Bundesstra­ßen um Laupheim von Schnee und Eis. In diesem Jahr benötigen die Mitarbeite­r dafür mehr Zeit als in den Vorjahren. Grund dafür sind wohl auch Auswirkung­en der Corona-Pandemie.
ARCHIVFOTO: AGATHE MARKIEWICZ Mit Räumfahrze­ugen befreit die Straßenmei­sterei Laupheim die Kreis-, Landes- und Bundesstra­ßen um Laupheim von Schnee und Eis. In diesem Jahr benötigen die Mitarbeite­r dafür mehr Zeit als in den Vorjahren. Grund dafür sind wohl auch Auswirkung­en der Corona-Pandemie.
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Rainer Werz

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