Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Zum Jubiläum gibt’s harte Mafia-Kost
Jubiläums-„Tatort“: In der Familie (So., 29. Nov. und 6. Dez., 20.15 Uhr) -
Die Programmplaner konnten nicht wissen, in welch trübe Zeiten das „Tatort“-Jubiläum fallen würde. Vielleicht wäre sonst etwas Heiter-Beschwingtes zum Beispiel aus Münster oder Wiesbaden gelaufen. Aber der „Tatort“fordert sein Publikum, hat er immer schon – warum sollte das zum 50. anders sein? Und so erwarten die Zuschauer diesen und nächsten Sonntag zwei Folgen, die in ihrer unausweichlichen Zuspitzung auf ein düsteres Ende manchmal kaum zu ertragen sind. Gearbeitet haben hier die Besten: Der Regisseur Dominik Graf, der legendäre Folgen wie „Frau Bu lacht“zum 25. „Tatort“Geburtstag
gedreht hat, führt im ersten Teil Regie, Pia Strietmann steht ihm in Teil zwei nicht nach. Dass Jörg Hartmann seinen Dortmunder Kommissar Faber zwar nicht sympathisch, aber packend spielt, steht außer Zweifel. Seine Kollegin Nora Dalay (Aylin Tezel) gibt in dieser Folge zudem eine würdige Abschiedsvorstellung. Gut, die Münchner Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), die in diesen Crossover-Folgen mitermitteln, wirken in Dortmund eher wie der Kasper und der Seppl (O-Ton Faber). Sie sind halt nur in München wirklich dahoim.
Sonst passen alle klassischen Mafia-Zutaten: Eine schlecht laufende
Pizzeria im Pott, ein krankhafter Ehrbegriff, Drogen und viel, viel Blut werden geschickt verwoben mit dem Drama einer vormals glücklichen, deutsch-italienischen Kleinfamilie. Vater Luca Modica (Beniamino Brogi) gerät immer mehr in die Fänge der kalabrischen ’Ndrangheta, seine Frau (Antje Traue) versucht unter Einsatz ihres Lebens, wenigstens die 17-jährige Tochter (Emma Preisendanz) aus allem herauszuhalten. Als „Requiem“bezeichnet Regisseurin Strietmann das, was sich in Teil zwei als Schicksal für diese junge Frau abzeichnet. Das ist düster, gewalttätig und trostlos – aber auch von der ersten Minute an packend erzählt. „Tatort“halt. Nichts für zarte Gemüter.