Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Corona erhöht Sparquote
Gerade Jüngere legen in Krisenzeiten mehr Geld zurück
BERLIN - Geschlossene Geschäfte, ausgefallene Reisen sowie die allgemeine Unsicherheit in der CoronaKrise haben die Deutschen zu Sparweltmeistern werden lassen. Jeder Dritte hat sein Sparverhalten geändert. „Im zweiten Quartal schoss die Sparquote mit 21,1 Prozent in unbekannte Höhen“, sagt der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, (DSGV), Helmut Schleweis. Im langjährigen Durchschnitt legen die Bundesbürger nur jeden zehnten Euro ihres verfügbaren Einkommens zur Seite. Für das Gesamtjahr erwarten die Volkswirte der Sparkassen mit gut 14 Prozent einen absoluten Spitzenwert.
Im geänderten Verhalten spiegelt sich die Pandemie vor allem bei Jüngeren wider. Bei den 14- bis 29-Jährigen beobachten die Sparkassen einen langfristigen Trend. Corona sei für sie die erste markante Krise mit direkter Betroffenheit, erläutert Schleweis, „dieser Schock hat gesessen“. In den vergangenen Jahren wollten eine Mehrheit in dieser Altersgruppe zukünftig eher mehr konsumieren als mehr sparen. Derzeit ist es umgekehrt. Dahinter steckt einerseits die Erfahrung, dass Azubis und Studierende in der Pandemie Einkommenseinbußen hinnehmen mussten. Andererseits zeigt sich darin auch ein wachsendes Interesse am Thema Nachhaltigkeit. Sie haben auch ein überdurchschnittliches Interesse an nachhaltigen Geldanlagen. 39 Prozent von ihnen haben sich damit schon beschäftigt, weit mehr als andere Altersgruppen.
Die Pandemie hat auf die meisten privaten Haushalte bisher geringe finanzielle Auswirkungen. Das geht aus dem „Vermögensbarometer“des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands hervor. Demnach sind 43 Prozent der Haushalte mit ihrer finanziellen Situation zufrieden im Vergleich zu 43 Prozent im vergangenen Jahr. Der Anteil der Unzufriedenen ist mit 18 Prozent gleich geblieben. Dabei haben viele Haushalte durchaus weniger im Portemonnaie. 39 Prozent der Befragten gaben an, dass sie bereits finanzielle Einbußen erlitten haben. Jeder Zehnte, vor allem Selbstständige und Freiberufler, spricht sogar von erheblichen Einbußen. Doch eine große Mehrheit geht von einer Delle aus und rechnet in den kommenden zwei Jahren mit einer gleichbleibenden Lage oder einer Verbesserung.
Sorge bereiten den Sparern vor allem die niedrigen Zinsen. Trotzdem sind das Sparbuch oder lausig verzinste Tagesgelder anhaltend weit verbreitet. Das spüren die Sparkassen an hohen Zuflüssen in diesem Jahr. Sie liegen 40 Prozent über dem Vorjahreswert. „Allein seit März wurden 36 Milliarden Euro zusätzlich auf dem Girokonto geparkt“, erläutert Schleweis. Für die Altersvorsorge sind Lebens- und Rentenversicherungen am beliebtesten. Auf dem dritten Rang rangieren erstmals Investmentfonds und verdrängen damit die selbstgenutzte Immobilie aus der Spitzengruppe der Geldanlagen.