Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Diskriminierung wegen Coronavirus in der Region?
Viele Beschwerden bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes – Verein ist auch in Biberach aktiv
RAVENSBURG (sz) - Bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes haben sich in den vergangenen Wochen vermehrt Menschen asiatischer Herkunft gemeldet, die von Ausgrenzungen wegen des neuartigen Coronavirus berichten. „Wir erleben gerade, dass Menschen pauschal wegen ihres Aussehens oder ihrer Herkunft ausgegrenzt und benachteiligt werden“, erklärte Behördenleiter Bernhard Franke.
Auch bei der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft Bodensee ist das Coronavirus derzeit Dauerthema. Der 2015 in Ravensburg gegründete Verein ist unter anderem in Ravensburg, Wangen, Biberach, Lindau und Vorarlberg tätig und hat es sich zum Ziel gesetzt, vor Ort die Beziehungen zwischen Deutschen und Chinesen zu verbessern. Inzwischen gibt es mehr als 100 Mitglieder.
Eine Neujahrsfeier, die für den 25. Januar geplant war, musste der Verein absagen. Zu groß war die Angst vor Ansteckungen. „Es wären zu viele
Menschen an einem Ort gewesen“, sagt die Vorsitzende Haibo Xuang. Sie hat sich im Verein umgehört und erfahren, dass die Mitglieder durchaus Veränderungen spüren. „Es gibt komische Blicke auf der Straße und die Kinder berichten davon, dass sie von anderen Kindern geärgert und beschimpft wurden“, sagt Haibo Xuang. Es helfe allerdings, wenn Kinder oder Erwachsene die Situation erklärten. Etwa, indem sie darauf hinwiesen, dass sie zwar Chinesen seien, aber schon lange nicht mehr dort waren. „Es ist eine außergewöhnliche Phase, wir fassen das aber nicht wirklich als Diskriminierung auf“, sagt Xuang. Ängste könne sie verstehen. „Wenn ich Chinesen sehe, denke ich mir manchmal selbst zuerst: Hoffentlich kommen sie nicht aus Wuhan.“
Die „Schwäbische Zeitung“hat mehrere Inhaber asiatischer Geschäfte in Ravensburg gefragt. Diese bestätigen keine konkreten Fälle von Diskriminierung, wie sie die Bundesbehörde und der Verein feststellen.