Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Gemeinwohl-Ökonomie steht im Fokus der Tagung
Bündnis „Wir sind dran“lädt zur Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit, Ethik und Zukunft ein
MENGEN - Soziale Gerechtigkeit, menschenwürdige Arbeitsbedingungen und ökologische Nachhaltigkeit sind Themen, die alle etwas angehen. Themen, auf die auch jeder Einfluss nehmen kann. Davon sind Brunhilde Raiser, Geschäftsführerin des Evangelischen Bildungswerks Oberschwaben, Karin Schmeh-Silbe vom K-Punkt Ländliche Entwicklung im Kloster Heiligkreuztal und Julianna Ranzmeyer und Elfriede Elser von der Leader-Aktionsgruppe Oberschwaben überzeugt. In der Tagung „Enkeltaugliche Zukunft in ländlichen Räumen mitgestalten“, die am 10. März stattfindet, will das Bündnis „Wir sind dran“, dem sie angehören, Impulse zum Mitmachen und Selbst-in-die-Hand-nehmen geben.
Der Besuch bei Elobau in Leutkirch hat die Organisatorinnen zu diesem Tagungsschwerpunkt inspiriert. „Es ist eins der wenigen Unternehmen, das eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt, in die neben ökonomischen und monetären Leistungen auch soziale, ökologische und ethische Werte einfließen“, sagt Julianna Ranzmeyer. Da gehe es um Mitspracherechte von Mitarbeitern, Gesundheitsaspekte und Standards für Lieferantenketten. „Gerade in den vergangenen Monaten wurde immer mehr über Nachhaltigkeit diskutiert. Aber wie sie erreicht werden kann, auch bei uns vor der Haustür, da gibt es viele Fragezeichen“, sagt Brunhilde Raiser. Da sei eine Gemeinwohl-Bilanz nur ein möglicher Ansatzpunkt.
Wie die Idee der GemeinwohlÖkonomie auch auf Kommunen, Kirchen, Einrichtungen oder Vereine übertragen werden kann und wo das bereits funktioniert, können Interessierte bei der Tagung erfahren. „Die richtet sich an keine spezielle Zielgruppe, wir laden wirklich alle ein“, betont Karin Schmeh-Silbe. Es gehe schließlich auch darum, Menschen aus verschiedenen Arbeitsund Lebenswelten zum Gespräch und Austausch zusammenzubringen und zu vernetzen. Optimalerweise
nehmen die Teilnehmer die Motivation mit, eigene Projekte umzusetzen oder bei sich im Ort anzustoßen. „Das hat bei vergangenen Tagungen gut funktioniert“, sagt Brunhilde Raiser. Der Verein „Alt werden in Blochingen“habe sich etwa nach einer Veranstaltung zu „Caring Communities“gegründet.
Um möglichst viele Anregungen zu geben, ist auch das Feld der eingeladenen Referenten breit aufgestellt. Heike Müller wird die nach der Gemeinwohl-Ökonomie zertifizierte Vincenz Service GmbH mit Sitz in Sigmaringen vorstellen, Wilfried Knorr das Diakoniedorf Herzogsägmühle und Maria Heubuch, die als Landwirtin im Europäischen Parlament gesessen hat, wird über die Vereinbarkeit von Gemeinwohl und Landwirtschaft sprechen. „Den neutralen wissenschaftlichen Blick liefert uns Professor Wolfgang Ertel von der Hochschule Ravensburg-Weingarten“, so Ranzmeyer.
In verschiedenen Workshops können die Teilnehmer dann bestimmte Themen nach Interessenslage vertiefen. Unter anderem werden Stefan Schwarz von der Bürger-Aktiengesellschaft Regionalwert AG, der Berater für Nachhaltigkeit und Wirtschaftsethik Armin Hipper und Simon Neitzel und Sarina Gisa vom Verein Wirundjetzt Gruppen anleiten. „Spannend wird sicher auch, was Joachim Langer für Möglichkeiten vorstellt, die Gemeinwohl-Ökonomie in die Schul- oder Erwachsenenbildung zu integrieren“, findet Elfriede Elser.
Und weil Jugendliche eben genau die Enkel sind, für deren Zukunft heute Projekte angeschoben werden sollten, sollen auch sie an der Tagung teilnehmen. „Wir möchten Jugendliche zu einem Vorbereitungsworkshop einladen, an dessen Ende Statements gesammelt werden“, erklärt Karin Schmeh-Silbe. „Diese Formulierungen, was den jungen Menschen wichtig ist und was sie von der Zukunft einfordern, sollten sich wie ein roter Faden durch die Tagung ziehen.“