Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Unfalltod eines 20-Jährigen: Flüchtiger Fahrer rief Polizei
Der Mann soll keine „klassische Fahrerflucht“begangen haben
NEU-ULM - Das Entsetzen in den beiden Neu-Ulmer Stadtteilen Pfuhl und Burlafingen ist nach dem Unfalltod eines 20-Jährigen am frühen Sonntagmorgen immer noch groß. An der Unglücksstelle auf der Kreisstraße NU 8 haben Angehörige und Freunde Blumen und Kerzen niedergelegt. Die Polizei gibt derweil neue Erkenntnisse zum Unfallhergang bekannt.
Demnach soll der 32-jährige Unfallfahrer, der zwischenzeitlich als Flüchtiger von der Polizei gesucht wurde, sofort nach der Kollision mit dem 20-Jährigen auf der Straße zwischen Pfuhl und Burlafingen umgedreht und auch den Notruf als Erster abgesetzt haben. Die Rettungskette sei so auch in Gang gesetzt worden, berichtet Thomas Merk, der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Neu-Ulm auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“.
Der 32-Jährige habe auch gegenüber der eintreffenden Streife als Zeuge ausgesagt. Dass er aber den jungen Mann überfahren hatte, habe er jedoch nicht ausgesagt, so Merk. Als Grund hierfür geht die Polizei nach derzeitigem Stand der Ermittlungen von einem „Schock“aus. „Das ist eine absolute Ausnahmesituation“, sagt Merk.
Die Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung dauern an. Auch der Aspekt Fahrerflucht sei damit noch nicht aus der Welt. Unter anderem deshalb, weil sich der 32-Jährige auch einige Zeit nach dem Unfall nicht gestellt habe. Erst nachdem die Beamten „ihre routinemäßige Arbeit“erledigt hatten, die ersten Spuren ausgewertet waren und der 32-Jährige erneut damit konfrontiert wurde, habe er den Sachverhalt eingeräumt.
Weil das Unfallopfer nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei schon zuvor auf der Straße lag, seien etwaige Beschädigungen am Unfallauto sowie weitere Spuren nicht auf Anhieb zu erkennen gewesen. „Es lag beispielsweise keine verbeulte Motorhaube oder eine kaputte Scheibe vor“, erklärt Merk. Bei der erneuten Überprüfung des 32-Jährigen und dessen Auto seien aber entsprechende Spuren am Unterboden des Fahrzeugs festgestellt worden.
Autofahrer und Opfer kannten sich wohl nicht
Der 32-jährige Neu-Ulmer soll nach Angaben der Polizei aus dem Bereich Günzburg/Burgau auf dem Weg nach Hause gewesen sein. Er war – anders als das Unfallopfer – nicht Gast auf dem Burlafinger Dorffest. Dem Fahrweg zufolge dürfte er in einem der beiden Stadtteile Pfuhl oder Burlafingen wohnen. Nähere Angaben dazu wollte die Polizei nicht machen: „Es ist ein Hiesiger“, so Merk. Autofahrer und Opfer kannten sich aber wohl nicht.
Hinweise darauf, dass der Autofahrer zum Zeitpunkt des Unfalls unter dem Einfluss von Alkohol oder anderer Drogen stand, liegen derzeit nicht vor, so die Polizei. „Er hat den jungen Mann einfach nicht gesehen“, sagt Merk. So sind an der Unfallstelle auch keine Bremsspuren zu erkennen.
Obduktion für
Dienstag geplant
Warum der 20-Jährige, der auf dem Heimweg vom Burlafinger Dorffest war, auf der Straße lag, müsse noch ermittelt werden. Merk: „Das wissen wir so detailliert auch noch nicht.“Unklar ist auch die genaue Todesursache. Rückschlüsse darauf erhoffen sich die Ermittler unter anderem aus der Obduktion des Toten, die am Dienstag durchgeführt werden soll. Laut Merk spiele Alkohol sicherlich eine Rolle.
Diesbezüglich würden auch Gespräche mit den Veranstaltern des Burlafinger Dorffestes geführt. Nach bisherigem Ermittlungsstand treffe diese aber keinerlei Verantwortung. „Dem müssen wir aber generell nachgehen“, sagt Merk. Offenbar sei dem 20-Jährigen aber der Zugang zum Bar-Zelt verwehrt worden, womit die Veranstalter ihrer Pflicht nachgekommen seien.