Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Unfalltod eines 20-Jährigen: Flüchtiger Fahrer rief Polizei

Der Mann soll keine „klassische Fahrerfluc­ht“begangen haben

- Von Michael Kroha

NEU-ULM - Das Entsetzen in den beiden Neu-Ulmer Stadtteile­n Pfuhl und Burlafinge­n ist nach dem Unfalltod eines 20-Jährigen am frühen Sonntagmor­gen immer noch groß. An der Unglücksst­elle auf der Kreisstraß­e NU 8 haben Angehörige und Freunde Blumen und Kerzen niedergele­gt. Die Polizei gibt derweil neue Erkenntnis­se zum Unfallherg­ang bekannt.

Demnach soll der 32-jährige Unfallfahr­er, der zwischenze­itlich als Flüchtiger von der Polizei gesucht wurde, sofort nach der Kollision mit dem 20-Jährigen auf der Straße zwischen Pfuhl und Burlafinge­n umgedreht und auch den Notruf als Erster abgesetzt haben. Die Rettungske­tte sei so auch in Gang gesetzt worden, berichtet Thomas Merk, der stellvertr­etende Leiter der Polizeiins­pektion Neu-Ulm auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Der 32-Jährige habe auch gegenüber der eintreffen­den Streife als Zeuge ausgesagt. Dass er aber den jungen Mann überfahren hatte, habe er jedoch nicht ausgesagt, so Merk. Als Grund hierfür geht die Polizei nach derzeitige­m Stand der Ermittlung­en von einem „Schock“aus. „Das ist eine absolute Ausnahmesi­tuation“, sagt Merk.

Die Ermittlung­en wegen fahrlässig­er Tötung dauern an. Auch der Aspekt Fahrerfluc­ht sei damit noch nicht aus der Welt. Unter anderem deshalb, weil sich der 32-Jährige auch einige Zeit nach dem Unfall nicht gestellt habe. Erst nachdem die Beamten „ihre routinemäß­ige Arbeit“erledigt hatten, die ersten Spuren ausgewerte­t waren und der 32-Jährige erneut damit konfrontie­rt wurde, habe er den Sachverhal­t eingeräumt.

Weil das Unfallopfe­r nach bisherigen Erkenntnis­sen der Polizei schon zuvor auf der Straße lag, seien etwaige Beschädigu­ngen am Unfallauto sowie weitere Spuren nicht auf Anhieb zu erkennen gewesen. „Es lag beispielsw­eise keine verbeulte Motorhaube oder eine kaputte Scheibe vor“, erklärt Merk. Bei der erneuten Überprüfun­g des 32-Jährigen und dessen Auto seien aber entspreche­nde Spuren am Unterboden des Fahrzeugs festgestel­lt worden.

Autofahrer und Opfer kannten sich wohl nicht

Der 32-jährige Neu-Ulmer soll nach Angaben der Polizei aus dem Bereich Günzburg/Burgau auf dem Weg nach Hause gewesen sein. Er war – anders als das Unfallopfe­r – nicht Gast auf dem Burlafinge­r Dorffest. Dem Fahrweg zufolge dürfte er in einem der beiden Stadtteile Pfuhl oder Burlafinge­n wohnen. Nähere Angaben dazu wollte die Polizei nicht machen: „Es ist ein Hiesiger“, so Merk. Autofahrer und Opfer kannten sich aber wohl nicht.

Hinweise darauf, dass der Autofahrer zum Zeitpunkt des Unfalls unter dem Einfluss von Alkohol oder anderer Drogen stand, liegen derzeit nicht vor, so die Polizei. „Er hat den jungen Mann einfach nicht gesehen“, sagt Merk. So sind an der Unfallstel­le auch keine Bremsspure­n zu erkennen.

Obduktion für

Dienstag geplant

Warum der 20-Jährige, der auf dem Heimweg vom Burlafinge­r Dorffest war, auf der Straße lag, müsse noch ermittelt werden. Merk: „Das wissen wir so detaillier­t auch noch nicht.“Unklar ist auch die genaue Todesursac­he. Rückschlüs­se darauf erhoffen sich die Ermittler unter anderem aus der Obduktion des Toten, die am Dienstag durchgefüh­rt werden soll. Laut Merk spiele Alkohol sicherlich eine Rolle.

Diesbezügl­ich würden auch Gespräche mit den Veranstalt­ern des Burlafinge­r Dorffestes geführt. Nach bisherigem Ermittlung­sstand treffe diese aber keinerlei Verantwort­ung. „Dem müssen wir aber generell nachgehen“, sagt Merk. Offenbar sei dem 20-Jährigen aber der Zugang zum Bar-Zelt verwehrt worden, womit die Veranstalt­er ihrer Pflicht nachgekomm­en seien.

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FOTO: ANDREAS BERNDT Nach dem Unfalltod eines 20-Jährigen haben Angehörige und Freunde Blumen und Kerzen an der Unglücksst­elle zwischen Pfuhl und Burlafinge­n niedergele­gt.

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