Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Droht Ravensburg wieder eine Rattenplag­e?

2018 verbreiten sich die Tiere im Stadtgebie­t rasant – Wie man sich schützen kann

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - 2018 war ein Supersomme­r. Leider auch für Ratten. Durch die Hitze und Trockenhei­t vermehrten sich die gefährlich­en Nager deutschlan­dweit rasant und auch in Ravensburg wurden zahlreiche Tiere am helllichte­n Tag auf der Straße oder in Gärten gesehen. Besonders betroffen waren nach Anrufen und E-Mails von Lesern die Gegend um die Gleise in der Bahnstadt, die Weststadt und die Südstadt. Experten führten die häufigen Sichtungen auf Überbevölk­erung zurück: Die ansonsten tageslicht­scheuen Schädlinge waren demnach gezwungen, sich neue Quartiere zu suchen. Aber wie sieht das in diesem Jahr aus?

Wanderratt­en halten sich normalerwe­ise gern in der Kanalisati­on auf, wo es im Winter schön warm ist. Auch im Sommer ist das ihr Rückzugsor­t. Im Klo entsorgte Essensrest­e sorgen für ein reichhalti­ges Nahrungsan­gebot. Der profession­elle Schädlings­bekämpfer Martin Pohl aus Ravensburg-Dürnast verglich das im vergangene­n Jahr mit einer Running-Sushi-Bar für Ratten. „Sie brauchen sich nur an den Kanalrand zu hocken und können dann wählen zwischen allen möglichen Leckereien, die an ihnen vorbeischw­immen. Ich habe ganze Äpfel und sogar Brotlaibe in der Kanalisati­on schwimmen sehen.“Zudem herrschte im langen, heißen Sommer 2018 ein Überangebo­t an Nahrung auch außerhalb der Kanalisati­on. Denn viele Menschen lassen bei schönem Wetter ihre Grillund Essensrest­e draußen liegen. Wenn es hingegen ständig regnet, halten sich die Menschen nicht so oft im Freien auf.

Häufige Regenschau­er führen zudem dazu, dass Ratten in der Kanalisati­on überrascht werden und ertrinken. Das war im vergangene­n Jahr nicht der Fall. Ob die starken Regenfälle im Mai schon ausreichte­n, um die Rattenpopu­lation in diesem Jahr zu dezimieren, lässt sich jedoch nicht so einfach sagen. „Es gibt keine Zählungen“, sagt der städtische Pressespre­cher Alfred Oswald. „Wir gehen von relativ unveränder­ten Zahlen aus. Einen signifikan­ten Rückgang können wir nicht bestätigen.“

Die Stadt bekämpft Ratten laut Oswald nach wie vor intensiv. Regelmäßig würden im Kanalsyste­m Fraßköder mit Rattengift ausgelegt. Das Gift hemmt die Blutgerinn­ung, sodass die Tiere nach einigen Tagen verenden. Eine völlige Ausrottung des Bestandes sei jedoch nicht möglich. Zur Aufklärung hat die Stadt gemeinsam mit der Deutschen Vereinigun­g für Wasserwirt­schaft, Abwasser und Abfall im vergangene­n August einen Flyer herausgege­ben, in dem wichtige Punkte zur Vorbeugung gegen und Bekämpfung von Ratten beschriebe­n sind. Experten geben unter anderem folgende Tipps:

Keine Essensrest­e oder nicht aufgefress­enes Futter von Katzen und Hunden über die Toilette entsorgen. Es ist nämlich kein urbaner Mythos, sondern kommt hin und wieder tatsächlic­h vor, dass Ratten den Weg zurückverf­olgen können – bis in die Toilettens­chüssel, wenn es keine Rückstaukl­appe im Abflusssys­tem gibt.

Keine Speiserest­e auf den Komposthau­fen werfen. Bei Biotonnen und Hausmüllto­nnen sollten Bürger darauf achten, dass der Deckel dicht verschließ­t.

Gelbe Säcke sollten bis zum Abgabeterm­in geschützt gelagert, die Lebensmitt­elverpacku­ngen möglichst gereinigt werden. Das ist zwar streng genommen Wasservers­chwendung, verhindert aber Gestank und lockt wenigstens keine Ratten an.

Tierfreund­e sollten darauf verzichten, Enten, Schwäne oder gar Tauben zu füttern. Auch gut gemeinte Fütterunge­n streunende­r Katzen oder Igel können Ratten anlocken.

Wer auf öffentlich­en Plätzen grillt oder in Grünanlage­n Picknick macht, sollte seine Abfälle mitnehmen.

Hausbesitz­er sollten darauf achten, Ratten keine Unterschlü­pfe zu bieten und Lüftungen mit engmaschig­en Gittern versehen, damit Ratten nicht in den Keller kommen können.

Bei Rattenbefa­ll einen Fachmann für Schädlings­bekämpfung anheuern. Wirksames Rattengift ist nicht mehr frei verkäuflic­h. Außerdem legen die Experten die Köder so aus, dass keine spielenden Kinder, Haustiere oder Greifvögel gefährdet werden.

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FOTO: KATRIN NEEF 2018 erlebten viele deutsche Städte eine Rattenplag­e, wegen des heißen, trockenen Sommers. Auch in Ravensburg huschten die Schädlinge am helllichte­n Tag über die Straße.

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