Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Strittiges Arbeitszei­t-Urteil

Familienun­ternehmer warnen vor strikter Umsetzung

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BERLIN (dpa) - Die mittelstän­dischen Familienun­ternehmer warnen vor einer Eins-zu-eins-Umsetzung des europäisch­en Urteils zur Arbeitszei­terfassung in Deutschlan­d. Peer-Robin Paulus, Leiter Politik und Wirtschaft des Verbands der Familienun­ternehmer, sagte in Berlin: „Das Urteil ist eine Zeitreise in die Vergangenh­eit. Es passt nicht in die Arbeitswel­t von heute. Eine Eins-zueins-Umsetzung in deutsches Recht würde alles auf den Kopf stellen, was ein modernes Unternehme­n mit seinen Mitarbeite­rn machen sollte.“Die Hauptleidt­ragenden dabei wären die Arbeitnehm­er, deren großes Bedürfnis nach Flexibilit­ät und Vereinbark­eit von Privatlebe­n und Beruf dadurch behindert würde, so Paulus.

Nach einem Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fs (EuGH) sollen Arbeitgebe­r verpflicht­et werden, die gesamte Arbeitszei­t ihrer Beschäftig­ten systematis­ch zu erfassen. Die Gewerkscha­ften begrüßten dies als Schutz vor unbezahlte­n Überstunde­n und Verfügbark­eit rund um die Uhr. Arbeitgebe­r warnten dagegen vor neuer Bürokratie.

Paulus sagte, der Gesetzgebe­r müsse nun die Konsequenz­en aus dem Urteil für Deutschlan­d prüfen. „Die Familienun­ternehmer plädieren für eine behutsame Anpassung des nationalen Rechts an diese jüngste EuGH-Rechtsprec­hung. Dabei sollte jetzt nichts übereilt werden, denn immerhin gibt es keine höchstrich­terliche Fristsetzu­ng an die nationalen Gesetzgebe­r.“Der Verband Familienun­ternehmer repräsenti­ert nach eigenen Angaben die wirtschaft­spolitisch­en Interessen von rund 180 000 Firmen in Deutschlan­d, die acht Millionen Mitarbeite­r beschäftig­en.

In der schwarz-roten Bundesregi­erung gibt es unterschie­dliche Auffassung­en, welche Auswirkung­en das Urteil hat. Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) sieht vorerst keinen Handlungsb­edarf in Deutschlan­d. Der CDU-Politiker warnte vor zusätzlich­er Bürokratie für Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er. „Das Urteil weist in die falsche Richtung“, hatte Altmaier am Dienstag gesagt. „Es ist der falsche Weg, die Stechuhr wieder überall einzuführe­n.“Es gebe in Deutschlan­d nach aktueller Rechtslage bereits ein umfassende­s Dokumentat­ionssystem, mit dem die Arbeitszei­t gemessen werden könne.

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FOTO: DPA Mitarbeite­r an einem Arbeitszei­tterminal: Familienun­ternehmer fordern „behutsame Anpassung“des deutschen Rechts.

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