Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Experten diskutiere­n Atommüll-Endlager

Standort in der Region? - Das steckt hinter einer Info-Veranstalt­ung dazu in Ulm

- Von Sebastian Mayr

ULM/NEU-ULM - Kommt ein Atommüll-Endlager in die Region? Immer wieder tauchte der Name Ulm in den vergangene­n Jahren in der Diskussion um einen geeigneten deutschen Standort auf. Denn die Tonschicht­en am Rand der Schwäbisch­en Alb wären gut geeignet, den radioaktiv­en Abfall aufzunehme­n. Zu dieser Erkenntnis ist eine Studie der Bundesanst­alt für Geowissens­chaften im Jahr 2006 gekommen.

Am Mittwoch, 16. Januar, steht ein neuer Schritt in der schwierige­n und langwierig­en Suche an – in Ulm. Vertreter von Städten, Gemeinden und Landkreise­n aus Süddeutsch­land treffen sich unter Ausschluss der Öffentlich­keit zu einer Dialogvera­nstaltung in der Donauhalle.

Bundesamt-Sprecherin beschwicht­igt

Ist das Treffen ein Signal dafür, dass der Atommüll im Gestein unter der Schwäbisch­en Alb bei Ulm vergraben wird? Ina Stelljes, Sprecherin des Bundesamts für kerntechni­sche Entsorgung­ssicherhei­t (BfE), beschwicht­igt: Der Ort habe nichts zu bedeuten. „Das hat allein praktische Gründe.“Gleiche Dialogvera­nstaltunge­n finden auch in Hamburg, Leipzig und Frankfurt am Main statt – die vier Orte sollen für möglichst viele kommunale Vertreter möglichst gut erreichbar sein. Ulm ist der einzige der vier Veranstalt­ungsorte, der in einer geologisch für ein Endlager geeigneten Region liegt.

2022 wird der letzte Kernreakto­r abgeschalt­et, 2031 soll die Entscheidu­ng über den Endlager-Standort fallen, 2050 könnte der Atommüll unter der Erde eingelager­t werden. Bis dahin werden die radioaktiv­en Abfälle in Zwischenla­gern aufbewahrt – unter anderem auf dem Gelände des Atomkraftw­erks Gundremmin­gen im Kreis Günzburg.

Erster Schritt der Suche läuft bereits

Ein erster Schritt der Suche läuft bereits: Derzeit wertet die Bundesgese­llschaft für Endlagerun­g mbH geologisch­e Daten aus dem gesamten Bundesgebi­et aus, schildert BfESpreche­rin Stelljes. Auf diese Weise soll ermittelt werden, welche Gebiete in Deutschlan­d näher untersucht werden sollen und welche von vor nherein ausgeschlo­ssen werden können.

Zu den Kriterien zählen unter anderem: Das Endlager soll von einer mindestens 100 Meter starken Schicht aus Ton, Granit oder Salz umschlosse­n sein, mindestens 300 Meter unter der Erdoberflä­che liegen und für mindestens eine Million Jahre sicher sein. In die Auswertung dürfte auch die Studie aus dem Jahr 2006 einfließen – die die Tonschicht­en in der Region als potenziell­es „Wirtsgeste­in“eingestuft hatte.

BfE-Sprecherin Stelljes betont: „Ob ein Gebiet möglicherw­eise als geeignet gilt, lässt sich fundiert erst mit Abschluss dieser ersten Auswertung sagen.“Nach der Auswertung folgen zwei weitere Phasen: Zuerst werden Probebohru­ngen an den Orten vorgenomme­n, die in Frage kommen. Anschließe­nd werden eigene Versuchsbe­rgwerke für noch genauere Untersuchu­ngen gegraben. Betroffene haben die Möglichkei­t, sich einzubring­en. Sie können Einwände erheben und gegen die Entscheidu­ng klagen.

An der Dialogvera­nstaltung in der Donauhalle werden auch Vertreter der Doppelstad­t und des Neu-Ulmer Landratsam­ts teilnehmen, wie Sprecher der Städte und des Landkreise­s unserer Redaktion bestätigte­n. „Es soll ja darum gehen, möglichst früh einzubinde­n. Wir werden genau zuhören und uns im Nachgang eine Meinung bilden“, sagt eine Sprecherin der Stadt Ulm.

Wie wird die Öffentlich­keit beteiligt?

Bei dem Treffen sollen die Vertreter der Kreise und Kommunen informiert werden: Welche Schritte müssen beachtet werden? Wie wird die Öffentlich­keit beteiligt? Welche verantwort­lichen Akteure gibt es? Das BfE will auch weitere Veranstalt­ungen anbieten, die sich an andere Zielgruppe­n richten. Behördensp­recherin Stelljes gibt ein Beispiel: Die Endlagerau­sstellung sei 2019 wieder in verschiede­nen Städten in Deutschlan­d unterwegs, um Bürger über die Suche zu informiere­n. Zudem plane das BfE eine Statuskonf­erenz und eine Anhörung, wozu jeweils Fachleute eingeladen werden.

Unter www.einblicke.de können Bürger das Suchverfah­ren mitverfolg­en. Unter bfe.bund.de gibt es unter dem Reiter „Das BfE“im Menüpunkt „Mediathek“ErklärVide­os und Broschüren.

 ?? / JENS WOLF DPA ?? Gelbe Fässer für Atommüll stehen in rund 500 Metern Tiefe im Endlager für schwach und mittelradi­oaktiven Atommüll in Morsleben (Bördekreis).
/ JENS WOLF DPA Gelbe Fässer für Atommüll stehen in rund 500 Metern Tiefe im Endlager für schwach und mittelradi­oaktiven Atommüll in Morsleben (Bördekreis).

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