Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Diese Reportage geht an die Nieren
37 Grad – Kampf um jeden Atemzug (ZDF, Di., 22.15
Uhr): Diese Doku von Ann Heigl ist nicht nur hochemotional, sondern auch toppolitisch. Denn die El- tern Anja und Tony kämpfen gleich an zwei Fronten. Auf der einen Seite sind da ihre kleinen Zwillingsjungs Leo und Mats. Sie kamen 2014 in Neuseeland zu Welt, wo das junge Paar eigentlich nur ein paar Monate in Tonys Heimat verbringen wollte. Es war eine Frühgeburt und Leo ist krank. Bei einer Operation wird aus Versehen seine Luftröhre verletzt. Atmen kann er nur noch durch eine sogenannte Trachealkanüle, die bis zu 50 Mal am Tag abgesaugt werden muss. Auch Sprechenlernen und Schlucken ist deshalb nicht möglich. „Man lebt nicht richtig. Wir überleben jeden Tag“, sagt die geräderte Anja. Als Zuschauer empfindet man das allergrößte Mitgefühl für die Eltern, die am Rande des Nervenzusammenbruchs stehen. Weil es medizinisch in Neuseeland nicht mehr weitergeht, entschließt sich das Paar zur Rückkehr nach Hamburg, wo auch die Großeltern leben. Die Kinderklinik „Lufthafen“in Altona ist auf Lungenkrankheiten spezialisiert; hier erhoffen sie sich Besserung für Leo. Auch wenn Deutschland medizinisch auf dem neuesten Stand ist – pflegetechnisch ist genau das Gegenteil der Fall. Tony und Anja müssen um jede Hilfe kämpfen. Versöhnlich stimmt, dass zum Schluss wenigstens ein Hoffnungsschimmer aufkeimt.