Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Messe bietet Rüstzeug fürs Älterwerden
Rund 50 Aussteller auf der „aktiv 50plus“informieren über den dritten Lebensabschnitt
BIBERACH - „Born to be wild“– unter diesem inoffiziellen Motto hat Diakoniepfarrer Peter Schmogro am Freitag die Messe „aktiv 50plus“auf dem Gigelberg in Biberach eingeläutet. Über 50 Aussteller waren gekommen und informierten über Hilfestellungen für das Älterwerden.
Schmogro schnappte das Songzitat aus einem Medley auf, das die „Bischi“-Bläser-Combo des BischofSproll-Bildungszentrums zur Eröffnung der Messe spielte: „Ich glaube, das passt ganz gut, weil man auch im Alter mutig sein und nicht die Angst vor sich herschieben sollte. Dazu geben wir hier Anregungen.“Die Messe richte sich an Menschen in akuter Not, aber auch an jene, die jetzt schon an ihre Zukunft denken.
Probefahrt auf dem Pedelec
In der Gigelberghalle haben Aussteller mit kirchlichem, kommunalem, gewerblichem und allgemeinnützigem Hintergrund ihre Stände aufgebaut. Es gibt jede Menge Infomaterial und Gesprächspartner. Wer möchte, kann eine Probefahrt auf einem Pedelec oder einen Gesundheitscheck machen. Matilde Marquardt (74) lässt ihren Blutzuckerwert messen. Mit 167 liegt der zwar etwas hoch: „Aber das ist kein Problem, ich habe vorhin etwas Süßes gegessen.“Marquardt ist zum ersten Mal auf der Messe, ein Bekannter hat sie mitgenommen. Sie hält nicht viel von Ernährungstipps: „Ich esse das, wozu ich Lust habe. Wenn man seit 40 Jahren das Gleiche wiegt, ist wohl alles gut.“
Bei Günter Kaiser (86) ist das anders. Seit Jahrzehnten beschäftigt er sich mit seiner Ernährung. Außerdem macht er jeden Morgen eine Stunde Sport, zusätzlich arbeitet er zwei Mal wöchentlich in Aulendorf auf einem Outdoorsportplatz als Trainer: „Seit ich klein bin, habe ich einen Herzklappenfehler. Mit meinem persönlichen Präventivprogramm habe ich den aber gut im Griff.“Kaisers Frau Hedi (82) hat gerade einen Bewegungstrainer für Arme und Beine getestet: „Ich habe schon zwei Hüft- und Knie-Operationen hinter mir. Da kann ich nicht so trainieren wie mein Mann.“Sie hätte gerne so einen Heimtrainer zu Hause: „Für unsere Wohnung ist der leider zu groß. Ich habe mir einen Prospekt mitgenommen. Vielleicht ist da etwas dabei.“
Mit Technik haben die beiden nichts am Hut. Insgesamt beobachtet Hans-Jürgen Mesk von Hifi aktiv & Radio Becker jedoch, dass auch bei älteren Menschen das Interesse an moderner Fernseh- oder Musiktechnik steigt: „Aber das muss natürlich alles einfach funktionieren. Fernbedienungen zum Beispiel dürfen nicht zu viele Knöpfe haben.“Zugleich gebe es einen altersübergreifenden Trend zurück zu analogen Geräten wie etwa Plattenspieler: „Bei vielen sind die Platten eingestaubt. Die Leute halten gerne an Altem fest und freuen sich, wenn sie die Sachen wieder herausholen können.“
Heide Seefeld (76) geht mit der Zeit. Smartphone und Laptop? „Sicher, klar! Ohne geht es nicht mehr. Gerade für meine ganze Schreibarbeit.“Seefeld engagiert sich bei der Initiative Bürger für Bürger. Sie füllt Anträge aus, hilft bei Bewerbungen oder erstellt Familienchroniken – in der Regel digital. Die Arbeit mit den Klienten halte sie fit.
Altern macht jung
Seefeld ist wohl ein Paradebeispiel dafür, was die Messe fördern möchte: Menschen sollen im Alter nicht vereinsamen und einrosten, sondern beweglich und offen gegenüber neuen Entwicklungen sein. Landrat Heiko Schmid zitiert dazu den Zukunftsforscher Matthias Horx: „Mit der Alterung verjüngt sich die Gesellschaft.“