Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Schlöndorff macht jetzt Krimi
Der namenlose Tag (ZDF,
Mo., 20.15 Uhr) - Volker Schlöndorff ist oscargekrönt. Jetzt hat er sich, 78jährig, mit seinem 30. Film erstmals an einen Fernseh- krimi gewagt. Der Schriftsteller Friedrich Ani hat die Vorlage geliefert, von deren Hauptfigur der große Regisseur „sehr berührt“war. Dass die Geschichte um einen doppelten Selbstmord in ein und derselben Familie schrecklicher nicht sein könnte, hat den Regisseur, „der eigentlich keine Krimis und schon gar nicht viele Tote“mag, nicht abgeschreckt. Ani wiederum war mit Schlöndorffs Ergebnis dann „in allen Punkten einverstanden“. Im Film glänzen erstklassige Schauspieler wie Thomas Thieme, Devid Striesow und Ursina Lardi unter Schlöndorff, können aber als Charaktere trotzdem nicht so recht überzeugen. Dazu wird inhaltlich einfach zu dick aufgetragen: Der pensionierte Kriminalhauptkommissar Jakob Franck (Thieme), der früher oft als „Todesbote“Angehörige informieren musste, wird von der Vergangenheit eingeholt. Ein verzweifelter Mann namens Winther (Striesow) informiert ihn, dass sich seine Ehefrau gerade erhängt hat. Tragisch: Vor zwei Jahren hatte sich die einzige Tochter des Paares ebenfalls erhängt. Jetzt gibt Winther dem Kommissar die Schuld am Tod seiner Frau. Franck recherchiert, eigentümlich, aber leider auch sehr zäh. Die Literaturverfilmung mag zwar gelungen sein, aber dem Krimi fehlt eindeutig die Spannung.