Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Neue Sanktionen gegen Nordkorea nach Raketentest
US-Präsident fordert China auf, mehr Druck auszuüben
TOKIO/SEOUL - Nach dem jüngsten Raketenabschuss durch Nordkorea hat US-Präsident Donald Trump neue Sanktionen gegen das Land angekündigt. Trump hatte zuvor mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping gesprochen. Danach erklärte das Weiße Haus, Trump habe Peking aufgefordert, „alle verfügbaren Hebel“zu nutzen, um den Druck auf Nordkorea zu erhöhen. Nordkorea hatte eine ballistische Interkontinentalrakete vom Typ Hwasong-15 getestet.
Das autokratisch geführte Land erklärte, das gesamte US-Festland liege nun in Reichweite nordkoreanischer Raketen. Man könne „die gesamte Kontinental-USA“treffen, hieß es in Pjöngjangs Propagandasender KCTV. Damit sei das „historische Ziel“erreicht, „die staatliche Atomstreitmacht zu vervollständigen“. Den USA wurde eine „Politik der atomaren Erpressung“unterstellt.
Sorge um Olympia in Südkorea
In Seoul fürchtet man, dass Nordkoreas Regime bereits 2018 über einsetzbare Atomwaffen verfügen könnte. Weniger als 100 Tage vor den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang zeigte sich Südkoreas Präsident Moon Jae In besorgt, dass sich der Raketentest des Nachbarn auf das Großereignis im Februar auswirken könnte. Moon ordnete an, zu überprüfen, ob der Test eine erfolgreiche Austragung der Spiele gefährden könnte. Der Austragungsort liegt nicht weit entfernt an der Grenze zu Nordkorea im Nordosten von Südkorea.
Der erste Raketentest von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un nach einer Pause von zweieinhalb Monaten stieß international auf scharfe Kritik. Südkorea und die USA warnten, dass der Weltfrieden bedroht sei. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel bestellte den nordkoreanischen Botschafter ins Auswärtige Amt, um gegen den Raketentest zu protestieren. Der UN-Sicherheitsrat in New York kam zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.
Die Hwasong-15 sei nach Angaben Nordkoreas vom „höchsten Abschusswinkel“gestartet worden, hieß es. Dadurch habe sie eine Höhe von 4475 Kilometern erreicht und eine Distanz von 950 Kilometern zurückgelegt, bevor sie ihr Ziel im Japanischen Meer getroffen habe. Im Juli hatte das Land nach eigenen Angaben zwei Raketen des Vorläufertyps Hwasong-14 getestet. Die neue Rakete flog nach Angaben von US-Verteidigungsminister James Mattis so hoch wie keine vor ihr. Nordkoreas Forschung und Entwicklung von ballistischen Raketen, die eine Bedrohung „überall in der Welt“seien, dauerten an.
Südkoreas Militär berichtete, die Rakete sei 4500 Kilometer hoch geflogen – zehnmal höher als die Umlaufbahn der internationalen Raumstation (ISS). Es waren der bisher längste Flug und die größte Reichweite, die eine nordkoreanische Rakete erreichte. Experten schätzen die Reichweite auf 13 000 Kilometer. „Eine solche Rakete hätte mehr als genug Reichweite, um Washington und jeden anderen Teil der kontinentalen USA zu erreichen“, meinte David Wright von der Vereinigung besorgter Wissenschaftler. Allerdings ist fraglich, ob die Sprengköpfe den kritischen Wiedereintritt in die Erdatmosphäre heil überstehen würden.