Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Klar, dass man Kompromisse eingehen muss“
BERLIN - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann
(Grüne) sieht schwierige Verhandlungen auf die Grünen zukommen. Dennoch ist er für baldige Sondierungsgespräche mit der Union und der FDP, wie er im Gespräch mit Kara Ballarin und Sabine Lennartz sagte.
Ihre Sondierungskommission steht schon. Haben die Grünen es besonders eilig, in die JamaikaKoalition zu kommen?
Wir haben es nicht besonders eilig, aber man muss doch schauen, dass ein Land möglichst schnell wieder eine funktionierende Regierung hat.
Man könnte den Prozess ja dadurch beschleunigen, dass die Grünen schonmal mit der FDP sprechen, bis CDU und CSU ihre gemeinsame Linie gefunden haben. Unterstützen Sie diesen Vorschlag von FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki?
Wir werden uns natürlich unterhalten, aber es wird keine Parallelverhandlungen geben. Es wird ernsthaft verhandelt, das ist das Wichtigste. Und dass das jetzt so langsam geht, hat die Union zu verantworten, das liegt sicher nicht an uns.
Sind Sie und Ihr Vize Thomas Strobl von der CDU die richtigen Brückenbauer für Jamaika-Sondierungen? Das Ringen um den Umgang mit dem Urteil zu möglichen Diesel-Fahrverboten hat am Freitag in Stuttgart ja zu einem ordentlichen Koalitionskrach geführt.
Wir haben doch nur eine Sitzung vertagt. Da muss man doch kein Drama draus machen und immer gleich von einer Koalitionskrise sprechen. Wir müssen bis zum 4. Oktober ein Ergebnis haben, und das werden wir. Außerdem sind die Spitzenkandidaten die Brückenbauer einer möglichen Jamaika-Koalition – die sind die Chefs im Ring. Wir sind nur ihre Beiboote.
Wie ist Ihr Gefühl zur Stimmung an der Basis? Will sie Jamaika?
Die allermeisten wollen, dass wir gestalten. Genauso wie der überwiegende Teil unserer Wählerschaft. Es gibt nur gewisse Ängste um den Preis, um den man verhandelt. Die nehmen wir ernst. Sicherlich ist es ein langer Weg, den wir vor uns haben, und es werden schwierige Verhandlungen. Zugleich ist doch klar, dass man Kompromisse eingehen muss. Das gilt aber für alle beteiligten Parteien.