Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Starke Statements und große Gefühle
Verleihung der Goldenen Kamera – ZDF-Moderatorin Dunja Hayali hält Rede gegen Hass und „Lügenpresse“-Vorwürfe
(dpa) - Oscarpreisträgerin Helen Mirren macht die Jubelpose von Jungschauspieler Edin Hasanovic nach und TV-Journalistin Dunja Hayali beeindruckt mit einer starken Rede: Nationale und internationale Prominenz traf sich zur Verleihung der Goldenen Kamera in Hamburg. Vor allem Hayali und Hasanovic brachten starke Statements und große Gefühle auf die Bühne. Da riss es selbst Mirren und Moore von den Sitzen.
Die von Thomas Gottschalk zum 13. Mal moderierte Show bot durchaus viel Unterhaltsames – bis hin zu ganz großen Momenten. Einen der emotionalsten Auftritte lieferte die sichtlich ergriffene TV-Journalistin Hayali. Die 41-Jährige wurde für ihre Berichterstattung über die Flüchtlingskrise geehrt. Nicht wie angekündigt in großer Robe, aber mit Trä- nen in den Augen und mit eindringlichen Worten gegen Hass trat die ZDF-Moderatorin auf. „Glaubt eigentlich irgendjemand, dass das irgendwas bringt, dieser ganze Hass?“, fragte die Preisträgerin. Als Journalistin werde sie wie viele ihrer Kollegen auch für die Berichterstattung zur Flüchtlingskrise angegriffen. „Warum tust du dir das mit dem Hass in den sozialen Medien und auch in den Leserbriefen an?“, werde sie oft von Freunden gefragt.
Hayali wandte sich direkt an die Kritiker. „Seien Sie offen!“, bat sie. „Legen Sie doch gern den Finger in die Wunde und streiten Sie mit uns, diskutieren Sie mit uns, weisen Sie uns auf Fehler hin. Wir sind Journalisten, wir sind keine Übermenschen, wir machen Fehler – deshalb sind wir aber noch lange keine Lügner.“Die Worte der 41-Jährigen rissen die Gala-Gäste, darunter viele Journalisten und Schauspieler, von den Rängen und spiegelten sich in betroffenen Gesichtern. Die ZDFModeratorin, Tochter irakischer Auswanderer und geboren in Deutschland, war für ihre objektive Berichterstattung über die Flüchtlingskrise mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet worden.
Solidarität mit Flüchtlingen
Zuvor hatte Jungschauspieler Edin Hasanovic die Zuschauer begeistert. Ahnungslos saß er im Publikum, als Sängerin Namika ihn mit dem Preis als bester Nachwuchsschauspieler überraschte. „Das ist megageil!“, jubelte der aus Bosnien-Herzegowina stammende Schauspieler und begeisterte das Publikum mit den Worten: „Ich brenne für diesen Beruf!“Auf Bosnisch machte er seiner Mutter eine Liebeserklärung: „Mama, ich liebe dich am meisten auf der Welt.“Der 23-Jährige war als Flüchtling nach Deutschland gekommen und zeigte Solidarität mit Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen.
Mit seinem Auftritt beeindruckte er selbst Hollywood: Helen Mirren („Die Queen“), die wie die Beach Boys für ihr Lebenswerk geehrt wurde, reckte ihre Trophäe mit einem Freudenschrei in Edin-Manier nach oben. „Nicht nur die Nachwuchsschauspieler sind aufgeregt, diesen Preis zu bekommen“, sagte die 70Jährige und zog noch eine Parallele zum Newcomer: „Als Tochter eines Einwanderers stehe ich hier und nehme diesen Preis an.“
Zwölf Goldene Kameras vergab die Funke Mediengruppe diesmal. Über einige entschied eine Jury (etwa „Ein großer Aufbruch“/ZDF als bester Fernsehfilm und „Deutschland 83“/RTL als beste Miniserie). Über andere stimmte das Publikum ab: Helene Fischer gewann mit dem besten Music-Act 2015. Günther Jauch sicherte sich am Ende seine vierte Goldene Kamera und zog damit mit Moderator Thomas Gottschalk gleich.