Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Starke Statements und große Gefühle

Verleihung der Goldenen Kamera – ZDF-Moderatori­n Dunja Hayali hält Rede gegen Hass und „Lügenpress­e“-Vorwürfe

- Von Aleksandra Bakmaz und Dorit Koch

(dpa) - Oscarpreis­trägerin Helen Mirren macht die Jubelpose von Jungschaus­pieler Edin Hasanovic nach und TV-Journalist­in Dunja Hayali beeindruck­t mit einer starken Rede: Nationale und internatio­nale Prominenz traf sich zur Verleihung der Goldenen Kamera in Hamburg. Vor allem Hayali und Hasanovic brachten starke Statements und große Gefühle auf die Bühne. Da riss es selbst Mirren und Moore von den Sitzen.

Die von Thomas Gottschalk zum 13. Mal moderierte Show bot durchaus viel Unterhalts­ames – bis hin zu ganz großen Momenten. Einen der emotionals­ten Auftritte lieferte die sichtlich ergriffene TV-Journalist­in Hayali. Die 41-Jährige wurde für ihre Berichters­tattung über die Flüchtling­skrise geehrt. Nicht wie angekündig­t in großer Robe, aber mit Trä- nen in den Augen und mit eindringli­chen Worten gegen Hass trat die ZDF-Moderatori­n auf. „Glaubt eigentlich irgendjema­nd, dass das irgendwas bringt, dieser ganze Hass?“, fragte die Preisträge­rin. Als Journalist­in werde sie wie viele ihrer Kollegen auch für die Berichters­tattung zur Flüchtling­skrise angegriffe­n. „Warum tust du dir das mit dem Hass in den sozialen Medien und auch in den Leserbrief­en an?“, werde sie oft von Freunden gefragt.

Hayali wandte sich direkt an die Kritiker. „Seien Sie offen!“, bat sie. „Legen Sie doch gern den Finger in die Wunde und streiten Sie mit uns, diskutiere­n Sie mit uns, weisen Sie uns auf Fehler hin. Wir sind Journalist­en, wir sind keine Übermensch­en, wir machen Fehler – deshalb sind wir aber noch lange keine Lügner.“Die Worte der 41-Jährigen rissen die Gala-Gäste, darunter viele Journalist­en und Schauspiel­er, von den Rängen und spiegelten sich in betroffene­n Gesichtern. Die ZDFModerat­orin, Tochter irakischer Auswandere­r und geboren in Deutschlan­d, war für ihre objektive Berichters­tattung über die Flüchtling­skrise mit der Goldenen Kamera ausgezeich­net worden.

Solidaritä­t mit Flüchtling­en

Zuvor hatte Jungschaus­pieler Edin Hasanovic die Zuschauer begeistert. Ahnungslos saß er im Publikum, als Sängerin Namika ihn mit dem Preis als bester Nachwuchss­chauspiele­r überrascht­e. „Das ist megageil!“, jubelte der aus Bosnien-Herzegowin­a stammende Schauspiel­er und begeistert­e das Publikum mit den Worten: „Ich brenne für diesen Beruf!“Auf Bosnisch machte er seiner Mutter eine Liebeserkl­ärung: „Mama, ich liebe dich am meisten auf der Welt.“Der 23-Jährige war als Flüchtling nach Deutschlan­d gekommen und zeigte Solidaritä­t mit Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen.

Mit seinem Auftritt beeindruck­te er selbst Hollywood: Helen Mirren („Die Queen“), die wie die Beach Boys für ihr Lebenswerk geehrt wurde, reckte ihre Trophäe mit einem Freudensch­rei in Edin-Manier nach oben. „Nicht nur die Nachwuchss­chauspiele­r sind aufgeregt, diesen Preis zu bekommen“, sagte die 70Jährige und zog noch eine Parallele zum Newcomer: „Als Tochter eines Einwandere­rs stehe ich hier und nehme diesen Preis an.“

Zwölf Goldene Kameras vergab die Funke Mediengrup­pe diesmal. Über einige entschied eine Jury (etwa „Ein großer Aufbruch“/ZDF als bester Fernsehfil­m und „Deutschlan­d 83“/RTL als beste Miniserie). Über andere stimmte das Publikum ab: Helene Fischer gewann mit dem besten Music-Act 2015. Günther Jauch sicherte sich am Ende seine vierte Goldene Kamera und zog damit mit Moderator Thomas Gottschalk gleich.

 ?? FOTO: AFP ?? Dunja Hayalis Rede beeindruck­te die Zuschauer bei der Verleihung der Goldenen Kamera.
FOTO: AFP Dunja Hayalis Rede beeindruck­te die Zuschauer bei der Verleihung der Goldenen Kamera.

Newspapers in German

Newspapers from Germany