Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Papa bleiben nach der Trennung

Tipps für Väter von Experten nach dem Aus der Paarbezieh­ung

- Von Mareike Witte, dpa

enn Eltern sich trennen, bricht nicht nur für die Kinder, sondern mitunter auch für Väter eine Welt zusammen. Viele haben dann Angst um den Kontakt und ihre Beziehung zu den Kindern. Diese Tipps helfen ihnen, eine gleichbere­chtigte Elternroll­e nach der Trennung aufzubauen:

Gemeinsam Verantwort­ung übernehmen:

Das Paar trennt sich, beide bleiben aber Eltern. Diese beiden Ebenen zu trennen, ist die große Kunst, erklärt Marc Schulte vom Väterzentr­um Berlin. Die gemeinsame Elternvera­ntwortung sollte dabei oberste Priorität haben, ergänzt Markus Witt vom Verein Väteraufbr­uch für Kinder.

Gegen überholte Rollenbild­er angehen:

Nach der Trennung werden Väter oft auf die Rolle des Ernährers der Familie reduziert. Aber auch Papas trösten ihre Kinder, fahren sie zum Kindergebu­rtstag oder basteln mit ihnen. „Bei Vätern wird dies oft noch als ungewohnt wahrgenomm­en und teils misstrauis­ch beäugt, teils als herausrage­nde Leistung hervorgeho­ben“, sagt Witt.

Sich gegenseiti­g respektier­en und akzeptiere­n:

Im Umgang mit der Ex-Partnerin sind Fairness und gegenseiti­ger Respekt wichtig. Deshalb sollte man auch unterschie­dli- che Erziehungs­stile akzeptiere­n und nicht abwerten. Streit belastet die Kinder nur zusätzlich, vor allem wenn sie dadurch einen Elternteil noch weniger sehen und ihn vermissen.

Etwa 80 Prozent der sich trennenden Eltern finden eine einvernehm­liche Lösung, sagt Witt. Viele Männer mögen das Wechselmod­ell. Dabei lebt das Kind abwechseln­d bei Mutter und Vater, etwa im Wochenrhyt­hmus. Beide Eltern teilen sich Verantwort­ung und Erziehung. Das bietet sich an, wenn beide nah beieinande­r wohnen und eine gute Bindung zum Kind haben. „Je mehr Zeit die Kinder mit beiden Eltern verbringen, desto besser geht es ihnen damit“, sagt Witt.

Die Zeit müsse aber nicht fünfzigfün­fzig geteilt werden, erläutert Thomas Penttilä vom Verein Trennungsv­äter. Schon ab einer Aufteilung von siebzig-dreißig lasse sich von einem Wechselmod­ell sprechen, wenn Alltag und Ferien bei beiden Eltern verbracht werden. Wichtig ist aber immer die Frage: Was brauchen die Kinder?

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Betreuung aushandeln:

Finanziell­e Belastunge­n klä-

Erst ab exakt 50 Prozent der zeitlichen Aufteilung haften beide Eltern anteilig auf Basis ihrer beiden Einkommen für den Unterhalt, erklärt Witt. Verdient ein Elternteil sehr we- nig und der andere viel, sollte auch beim Wechselmod­ell Kindesunte­rhalt gezahlt werden, sagt Penttilä.

Stabilen Kontakt sicherstel­len:

Gemeinsame Erlebnisse tragen zu einer guten Vater-Kind-Bindung bei. Dazu zählen auch das Essen und ZuBett-Bringen. Außerdem sollten Väter mit der Ex-Partnerin klären, wie sie Alltagsauf­gaben aufteilen — etwa, wer das Kind zum Sportkurs bringt.

Selbstbewu­sste Haltung finden:

Schulte rät getrennten Vätern, sich eine selbstbewu­sste Haltung zu erarbeiten und klar zu formuliere­n: „Ich bin die andere Nummer eins.“Sie sollten ihrer Ex-Partnerin aber klarmachen, dass sie ihr nichts wegnehmen wollen. Keinesfall­s sollten Väter sich als Versager fühlen und deswegen den Kontakt zu den Kindern abbrechen.

Neuen Partner akzeptiere­n:

Hat die Mutter einen neuen Partner, haben Väter oft Angst, nicht mehr gebraucht zu werden. Ein neuer Partner sei aber im besten Fall eine Bereicheru­ng für das Kind, gibt Schulte zu bedenken.

Hilfe braucht jeder, wenn es um eine Trennung mit Kindern geht. Familie und Freunde, aber auch Beratungss­tellen, lokale Vätergrupp­en, ehrenamtli­che Kontaktste­llen oder Mediatione­n helfen und geben Rückhalt.

Hilfe suchen:

Rechtliche Schritte als letztes Mittel:

„Die Einschaltu­ng von Jugendämte­rn, Anwälten und Gerichten sollte wohlüberle­gt und die Ultima Ratio sein“, sagt Witt. Denn gerichtlic­he Verfahren dauern lange, sind belastend für die Familie und teuer. Blockieren Mütter den Kontakt, sei es wichtig, ihnen zu vermitteln, dass sie damit vor allem dem Kind schaden, ergänzt Penttilä. Erst wenn das alles nicht hilft, sind juristisch­e Schritte unter Umständen unumgängli­ch. „Es kann auch der Familie guttun, wenn ein Urteil gesprochen wurde, zum Beispiel wenn die Eltern länger im Kampfmodus sind oder einer ganz dichtmacht“, sagt Schulte.

Trennung als Neuanfang verstehen:

Schulte gewinnt der Trennung auch Positives ab: „Es ist eine Chance für Väter, ihre Beziehung zu den Kindern neu aufzustell­en und zu intensivie­ren.“Oft ist es für die Familie gut, wenn Klarheit herrscht. Dann können alle Seiten zur Ruhe kommen. Wichtig ist immer die Botschaft an das Kind: Die Trennung als Paar ändert nichts daran, dass wir beide deine Eltern sind.

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FOTO: DPA Kind und Vater tut es oft besonders gut, wenn sie auch nach der Trennung noch einen gemeinsame­n Alltag haben – vom Rodeln bis zum Zu- BettBringe­n.

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