Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Scharfe Kritik an Bund und Ländern

CDU und CSU beklagen mangelnde Koordinati­on und fordern mehr Unterstütz­ung

-

(sz) - Die Kommunen dürfen bei der Aufnahme, Versorgung und Integratio­n von Flüchtling­en nicht allein gelassen werden. Sie brauchen mehr Hilfe von Bund und Ländern. Bislang ist viel zu wenig passiert. Das ist die Ansicht der Fraktionen von CDU im Ulmer Gemeindera­t und CSU im Neu-Ulmer Stadtrat, die nun eine gemeinsame Resolution zur Flüchtling­spolitik erlassen haben.

„Menschen, die auf der Flucht vor politische­r Verfolgung oder vor Krieg oder Bürgerkrie­g zu uns kommen, verdienen unseren Schutz und werden unsere Unterstütz­ung erhalten“, heißt es darin. „Die gestiegene­n und weiter steigenden Zahlen an Asylbewerb­ern und Flüchtling­en stellen die Städte, Gemeinden und Landkreise vor immer größere Herausford­erungen.“Von Bund und Ländern müsse mehr Unterstütz­ung kommen.

Beispielsw­eise müssten die Integratio­ns- und Bildungsan­gebote verbessert und die Sprachförd­erprogramm­e ausgeweite­t werden. „Es geht darum, den gesellscha­ftlichen Konsens über so ein wichtiges Thema nicht zu verspielen“, sagt CSUFraktio­nschef Johannes Stingl. Die Kommunen machten bereits viel, „aber wir sind die Getriebene­n“. Die Unionspoli­tiker sehen den inneren Frieden in Gefahr. CDU-Stadtrat Hans-Walter Roth beklagt Planlosigk­eit und mangelnde Koordinati­on in der Flüchtling­spolitik – sei es bei der Unterbring­ung, Verpflegun­g oder Gesundheit­sversorgun­g.

Ein drastische­s Beispiel aus jüngster Zeit: Ein krankes Flüchtling­skind mit Tuberkulos­e wird nachts allein auf dem Münsterpla­tz aufgegriff­en. Wer trägt die Verantwort­ung, wer versorgt es medizinisc­h? Vorerst die Ulmer Armenklini­k, die mittellose Patienten kostenlos behandelt. Noch seien dies Einzelfäll­e. Doch Roth kritisiert, dass unbürokrat­ische Hilfe und ein Austausch verschiede­ner In- stitutione­n nur auf kommunaler Ebene funktionie­re. „Uns fehlt jede Rückendeck­ung.“

Waltraud Oßwald (CSU) wundert sich, dass in den vergangene­n 20 Jahren keine Notfallplä­ne erstellt worden seien, obwohl es während des Bosnienkri­egs in den 90er Jahren eine ähnliche Situation wie heute gegeben habe. „Wir müssen deutlich machen, dass wir bereit sind, die Menschen aufzunehme­n. Auf der anderen Seite darf uns die Politik nicht hängen lassen.“Auch die vielen Bürger, die sich ehrenamtli­ch für Flüchtling­e engagierte­n, brauchten mehr Unterstütz­ung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany