Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Waldbrände und Extremtemperaturen in Europa
Heftige Winde fachen Feuer in Frankreich und Spanien an – Den Briten machen Rekordtemperaturen zu schaffen
BORDEAUX/MADRID/LONDON (dpa) - Der Süden und Westen Europas leiden weiter unter Gluthitze. Während auf den britischen Inseln Rekordwerte gemessen werden, kämpfen Feuerwehren in Frankreich und Spanien gegen die Flammen.
In Großbritannien haben die Temperaturen erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen die Marke von 40 Grad überstiegen. In Coningsby in der ostenglischen Grafschaft Lincolnshire wurden am Dienstagnachmittag 40,3 Grad gemessen, wie der Wetterdienst Met Office nach vorläufigen Daten bekannt gab. Am Londoner Flughafen Heathrow und im St. James' Park im Regierungsviertel wurden zuvor 40,2 Grad Celsius gemessen.
Erst kurz davor war mit 39,1 Grad in Charlwood in der englischen Grafschaft Surrey ein britischer Hitzerekord aufgestellt worden – dieser währte jedoch kaum länger als eine Stunde. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch der Heathrow-Rekord am Dienstagabend noch erneut gebrochen werden könnte. In Teilen Englands wurden bis zu 42 Grad erwartet. Auch die Nacht zum Dienstag hatte sich bereits als bislang wärmste herausgestellt. In weiten Teilen des Landes kam es zu Beginn der Woche zu Störungen des öffentlichen Lebens: Schulen blieben geschlossen, teilweise machten auch Geschäfte oder Restaurants dicht. Der Bahnverkehr kam nur mit großen Verspätungen voran oder fiel sogar ganz aus, weil die Infrastruktur nicht auf so hohe Temperaturen ausgelegt ist.
Die Waldbrände an der französischen Atlantikküste haben sich weiter ausgebreitet. Innerhalb einer Woche verbrannten südlich von Bordeaux 19 300 Hektar Land, wie die zuständige Präfektur für die Gironde am Dienstagmorgen mitteilte. Das entspricht etwas mehr als dem gesamten Stadtgebiet Braunschweigs. Am Dienstag bleibe die Lage ungünstig. Heftige Winde hatten es den Einsatzkräften immer wieder erschwert, die Brände auf trockenen Böden im Zaum zu halten.
Die Nacht zum Dienstag war nach Angaben der Präfektur sehr schwierig. Ein Altenheim bei Testede-Buch wurde geräumt. Seit Beginn der schweren Waldbrände bei Testede-Buch
und Landiras vor einer Woche mussten mehr als 34 000 Menschen vorsichtshalber ihre Bleibe verlassen. Auch ein Zoo in der Gegend wurde teilweise geräumt und etwa 370 Tiere in einem anderen Zoo untergebracht. Bei dem Feuer bei Landiras vermuten Ermittler inzwischen Brandstiftung. Wie die Staatsanwaltschaft Bordeaux mitteilte, kam ein Mann in Polizeigewahrsam.
Die in Spanien seit Mittwoch voriger Woche verstärkt wütenden Brände haben in sieben Tagen mindestens 60 000 Hektar Wald zerstört. Das berichtete der staatliche Fernsehsender RTVE am Dienstag unter Berufung auf die Behörden der verschiedenen betroffenen Regionen. Das entspricht in etwa 80 Prozent der Fläche der Hansestadt Hamburg. „Das ist bezüglich Feuer der schlimmste Notfall seit es Aufzeichnungen gibt“, sagte Zivilschutz-Direktor Leonardo Marcos dem Radiosender Cadena Ser. Dazu trage unter anderem „eine der größten bekannten Hitzewellen“bei, die auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen sei.