Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Impuls im Endspurt
Bayer Leverkusen entlässt Trainer Peter Bosz und setzt im Kampf um die Europa-League-Plätze auf Ex-VfB-Coach Hannes Wolf
LEVERKUSEN (SID) - Peter Bosz hatte die Trainingswoche schon durchgetaktet, der Niederländer wollte die Länderspielpause nutzen, um Bayer Leverkusen wieder auf den Weg zu bringen. Doch die Verantwortlichen des kriselnden Fußball-Bundesligisten sahen die Ziele in akuter Gefahr und reagierten auf die anhaltende Talfahrt. Am Dienstag gab der Werksclub die Trennung von Bosz bekannt und stellte umgehend Hannes Wolf als dessen Nachfolger vor. Ikone Peter Hermann (69) wird Wolf assistieren. Bayer leiht die beiden vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zunächst aus.
„Angesichts der fußballerischen Entwicklung in den vergangenen Wochen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Trennung von Peter Bosz nicht mehr zu umgehen ist“, sagte Sport-Geschäftsführer Rudi Völler. Am Sonntag hatte Leverkusen 0:3 bei Hertha BSC verloren. Dieses Spiel sei „leider bezeichnend“für die Werkself gewesen, meinte Völler: „Unsere Mannschaft ist zuletzt immer wieder in dieselben Muster verfallen. Wir haben es nicht geschafft, die sich wiederholenden Fehler abzustellen.“
Wolf arbeitet beim DFB als Trainer der U18-Nationalmannschaft, weil sämtliche Länderspiele im Nachwuchsbereich wegen der CoronaPandemie ausfallen, war er auf Leihbasis sofort verfügbar. Er nannte Leverkusen eine der „reizvollsten Adressen im deutschen Fußball“und sprach von einer „sehr talentierten, spannenden Mannschaft“. Leverkusen habe „alle Möglichkeiten, ins internationale Geschäft zu kommen“, betonte Wolf. „Es liegt an uns, in den verbleibenden acht Spielen das Maximale für Bayer 04 Leverkusen herauszuholen.“
Leverkusen, kurz vor Weihnachten 2020 noch Tabellenführer, hat im Kalenderjahr 2021 zehn von 17 Pflichtspielen verloren und ist in der Liga auf Platz sechs abgerutscht. In der Europa League scheiterte das Team am Schweizer Meister Young Boys Bern, im DFB-Pokal am Regionalligisten Rot-Weiss Essen. Die Trennung ändere nichts an der „großen Wertschätzung“für Bosz, der das Team seit Januar 2019 betreut hatte, sagte Völler. In den vergangenen Wochen hatte er Bosz wiederholt das Vertrauen ausgesprochen, zuletzt aber klang der Weltmeister von 1990 weniger überzeugt. Nun wolle man mit dem „neuen Trainergespann die Wende schaffen und den zuletzt verlassenen Erfolgsweg wieder einschlagen“, sagte Sportdirektor Simon Rolfes.
Der 39-jährige Wolf habe sich bereits „eindrucksvoll bei großen Clubs in Szene gesetzt – besonders überzeugend durch den Bundesliga-Aufstieg mit dem VfB Stuttgart“, sagte Rolfes: „Hannes steht für einen Fußball, den wir bei Bayer 04 spielen wollen: intensiv, offensiv, aggressiv, attraktiv. Und natürlich erfolgreich – unsere internationalen Ambitionen bestehen weiterhin, wir sind als Tabellen-Sechster auf einem Europa-League-Rang, und den wollen wir mindestens verteidigen.“
Dabei soll auch Peter Hermann helfen, der in verschiedenen Funktionen bereits 29 Jahre für Bayer aktiv war. „Für mich schließt sich damit ein Kreis. Ich bin wieder dort, wo meine Fußball-Karriere richtig Fahrt aufgenommen hat, und wo ich mich einfach zu Hause fühle“, sagte der 69-Jährige.