Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Einkaufsve­rgnügen beginnt eher zaghaft

Welcher Laden ist geöffnet? – Click-and-Meet-Konzept muss sich erst noch etablieren

- Von Sandra Philipp

FRIEDRICHS­HAFEN - Einkaufen nach Zeitplan. Das ist seit Montag auch in Friedrichs­hafen möglich. Allerdings ist der Ladenbumme­l in den meisten Geschäften nur nach vorheriger Anmeldung erlaubt. Ob Termine per Anruf, Mail, via Facebook oder WhatsApp vereinbart werden, ist von Geschäft zu Geschäft unterschie­dlich. Und weil die Kunden noch nicht so wirklich wissen, welche Händler sich am sogenannte­n Click and Meet beteiligen, sind Schlangen vor den Läden eher ein seltener Anblick.

Die Sonne scheint und so flanieren viele Menschen am Montagnach­mittag durch die Häfler Innenstadt. Körbe mit Waren, Kleiderstä­nder und Werbeplaka­te weisen vor einigen Läden dezent darauf hin: „Wir haben (endlich) wieder geöffnet.“Und so blitzen die Augen von Manuela Tassone unternehmu­ngslustig, als sie die ersten Kunden im OnlyStore begrüßen darf. „Ich freue mich sehr, endlich wieder Kunden im Laden zu haben“, sagt sie.

Maximal drei Personen dürfen sich gleichzeit­ig in dem Bekleidung­sgeschäft am Buchhornpl­atz aufhalten. „Ich habe am Wochenende extra eine Liste an die Tür gehängt, damit sich Interessen­ten einen 45-minütigen Einkaufste­rmin sichern können“, berichtet die Filialleit­erin. Die Resonanz sei allerdings eher mau gewesen. „Noch weiß keiner so genau, wie das mit dem Einkaufen nach Zeitplan läuft“, berichtet Tassone. Deshalb vergibt sie kurzerhand freie Termine auch spontan an Laufkundsc­haft.

Laut Click-and-Meet-Konzept dürfen Geschäfte ab diesem Montag, 8. März, wieder öffnen, so lange die sieben-Tage-Inzidenz unter 100 liegt. Dabei ist die Anzahl der Kunden, die gleichzeit­ig shoppen können, abhängig von der Größe der Verkaufsfl­äche. Das heißt: Je mehr Quadratmet­er ein Laden hat, umso mehr Leute dürfen gleichzeit­ig eingelasse­n werden. Zudem müssen alle Kunden ihre Kontaktdat­en hinterlass­en. Einige schrecke dies ab, berichtet eine Verkäuferi­n

bei Comma-Mode ein paar Läden weiter. Trotzdem ist auch ihr anzusehen, wie sehr sie sich freut, dass es endlich wieder losgeht. Wenn auch mit angezogene­r Handbremse. „Kostendeck­end ist der Betrieb mit Terminverg­abe sicherlich nicht“, sagt sie.

Beim Kleidungsr­iesen H&M bleiben die Türen verschloss­en. An der Tür prangt ein QR-Code, über den sich elektronis­ch ein Termin vereinbare­n lässt – erst dann gibt es Einlass. Weil die Nachfrage allerdings so hoch ist, versagen an diesem Montag offenbar die Server. Auf der Internetse­ite heißt es: „Aufgrund der hohen Buchungsan­frage kann es momentan zu Serverprob­lemen kommen. Sollte der Link überlastet sein, melde dich bitte telefonisc­h bei unserem Kundenserv­ice, dort wird dir weitergeho­lfen.“

Nach zehn Minuten in der Warteschle­ife ist endlich eine Mitarbeite­rin am anderen Ende, die allerdings auf die Homepage zurückverw­eist. Auf die Bitte doch freie Termine für Friedrichs­hafen zu nennen, lautet ihre Antwort: „Die sind die nächsten zwei Wochen bereits ausgebucht.“Buchhändle­r Thomas Fiederer darf seinen Laden in der selben Straße hingegen ohne Terminverg­abe öffnen. „Die Leute verstehen nicht so ganz, warum das so ist“, sagt er. Ein paar Osterartik­el zieren bereits seine Auslage, obwohl der Vorlauf ein wenig knapp war. „Am Mittwoch wurde entschiede­n, dass wir in der kommenden Woche wieder öffnen dürfen. Das macht die Warenbeste­llung nicht gerade einfach.“

Fiederer hat aus der Not eine Tugend gemacht und die Osterartik­el aus dem Lager geholt, die er wegen des Lockdowns im vergangene­n Frühjahr nicht verkaufen konnte. „Damals war vor Ostern Schluss.“Während Fiederer seine „treuen Kunden“, wie er selbst sagt, in den vergangene­n Wochen beliefern konnte, habe es für Geschenkar­tikel und Postkarten keinen Absatz gegeben. „Diese Sachen sind ohne Laufkundsc­haft kaum an den Mann zu bringen“, berichtet er.

Diesen Eindruck unterstrei­chen die wartenden Menschen, die sich vor Krimskrams-Läden wie Tedi und Kik versammeln und darauf warten, eingelasse­n zu werden. Im Viertelstu­ndentakt werden sie in erstgenann­tem Laden durchgesch­leust. „Für uns ist das ein Kraftakt“, sagt die Mitarbeite­rin, die am Eingang damit beschäftig­t ist, Kontaktdat­en zu notieren. „Wir Mitarbeite­r sind trotzdem nur zu zweit.“

Entspannte­r sieht es dagegen 60 Schritte weiter aus. Ute Habel von Gessler 1862 ist gerade dabei, eine Kundin zu beraten. Angelika Hartmann ist extra aus Kluftern in die Buchhandlu­ng gekommen und deckt sich mit neuem Lesestoff ein. „Wir sind einfach glücklich, dass wir wieder öffnen dürfen“, sagt Ute Habel. Ihr Kollege Philipp John ist eher ein bisschen skeptisch: „Das fühlt sich alles so surreal an – wie Autofahren mit angezogene­r Handbremse.“Er hofft, dass die moderaten Öffnungen nicht zu früh kommen und die Sieben-Tage-Inzidenz nicht so schnell wieder in die Höhe schnellt. „Ein dritter Lockdown wäre wirklich schlimm.“

Das Stadtmarke­ting hat unter dem Begriff „Couch-Shopping“einen Überblick erstellt, welche Läden derzeit geöffnet haben und wer sich am Click and Meet beteiligt. Zu finden sind die Informatio­nen im Internet unter

●» www.stadtforum-friedrichs­hafen.de

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FOTOS: SANDRA PHILIPP Die Sonne zieht viele Menschen in die Häfler Innenstadt. Trotzdem tasten sie sich nur langsam an das Konzept Click-andMeet heran.
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Die Buchläden haben geöffnet: Glücklich berät Ute Habel (links) von Gessler 1862 Kundin Angelika Hartmann.
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Die Häfler starten verhalten ins neue Click-and-Meet-Angebot.

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