Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
SV-Vorsitzende hat „manche schlaflose Nacht“verbracht
Im Zentrum des Sportvereins Ettenkirch wird wieder trainiert – Mona Foltan schaut optimistisch nach vorn
Von Wilfried Geiselhart
FRIEDRICHSHAFEN - Nur ein paar Monate ist das neue Sport- und Gesundheitszentrum des Sportvereins Ettenkirch geöffnet gewesen, dann musste es wegen Corona schon wieder schließen. Bei 3,6 Millionen Euro lagen die Investitionskosten, sodass es kein Wunder ist, dass Mona Foltan, die Vorsitzende des SV Ettenkirch, „manche schlaflose Nacht“verbracht hat, wie sie berichtet. „Doch jetzt ist die Situation schon wieder etwas gelöster. Alle sind froh, wieder trainieren zu dürfen.“
Keine Frage, sie ist sichtlich erleichtert, dass mit der Wiedereröffnung des vereinseigenen Sport- und Gesundheitszentrums am 2. Juni wieder ein „Stück Normalität“ins Vereinsleben eingezogen ist. Verschwunden sind die Sorgenfalten freilich noch lange nicht. Die Ungewissheit, wie es angesichts der Corona-Krise weitergehen wird, bleibt auch Mona Foltan nicht erspart.
Erst im vergangenen Dezember hatte der Sportverein sein neues Zentrum eröffnet, in vielfacher Hinsicht eine „einzigartige Leistung“, wie Oberbürgermeister Andreas Brand bei der Eröffnung betonte. „Dieses Projekt zeigt uns, was Vereine in der Lage sind, zu leisten“, waren seine würdigenden Worte. Ein Großteil der finanziellen Last und Verantwortung trägt der Verein selbst. Die gesamten Investitionskosten lagen bei etwa 3,6 Millionen Euro. Zuschüsse kamen von der Zeppelin-Stiftung
und vom Württembergischen Landessportbund. Das Grundstück neben der LudwigRoos-Halle wurde dem SV Ettenkirch im Rahmen einer Erbbaupacht zur Verfügung gestellt. Der im Gebäude
entstandene Bürgersaal wurde von der Stadt übernommen, die dem Verein die dafür entstandenen Kosten zurückgezahlt hat. Das vormalige SVE-Center an der LudwigRoos-Halle wurde ebenfalls von der
Stadt übernommen und wird jetzt vom Jugendtreff Ettenkirch genutzt.
Mit 540 Aktiven ist der Fitnessbereich die stärkste Abteilung des SV Ettenkirch. Dass alle Mitglieder in der bisherigen Corona-Krise bei der Stange geblieben sind, dafür ist die Vereinsvorsitzende dankbar. „Wir haben schon im April ein Mitgliederschreiben herausgegeben und um Verständnis und Solidarität gebeten“, sagt sie. Außerdem wurde im Mai der Einzug der monatlichen Gebühren ganz ausgesetzt. „Staatliche Unterstützung habe ich gleich bei Beginn der Krise beantragt. Das hat auch reibungslos geklappt“, betont Mona Foltan.
Für die Wiedereröffnung habe sich der Verein passgenaue Lösungen überlegt, um den geforderten Hygienestandards gerecht zu werden, berichtet die Vorsitzende. Mehr sogar. Angesichts der Größe der Trainingsräume dürften nach aktueller gesetzlicher Vorgabe 32 Personen gleichzeitig trainieren. „Wir haben uns entschlossen, aus Sicherheitsgründen kleinere Schritte zu gehen“, erklärt sie. So ließ der Verein in der ersten Woche nach Wiedereröffnung sieben Leute gleichzeitig trainieren, jetzt wurde diese Zahl auf 15 erhöht. Grundsätzlich ist eine Voranmeldung nötig. „Wir machen das nicht per App, sondern auf die altmodische Weise per Telefon“, sagt Mona Foltan. „Damit wollen wir vor allem auch unseren vielen älteren Mitgliedern entgegenkommen, die in digitaler Hinsicht vielleicht nicht auf dem neuesten Stand sind.“
Der Trainingsablauf im SVE Sport- und Gesundheitszentrum sieht derzeit jeweils einstündige „Schichten“vor, zwischen denen viertelstündige Reinigungsintervalle liegen. Natürlich sei jeder Trainierende darüber hinaus verpflichtet, bei Beendigung der Übungen sein Trainingsgerät zu desinfizieren. „Dazu geben wir jedem einen kleinen Eimer zur Hand, der mit Desinfektionsmittel und Einwegtuch ausgestattet ist“, erklärt Foltan.
Umkleiden und Duschen dürfen nach aktuellem Stand noch nicht benutzt werden. Also sind die Mitglieder angehalten, bereits umgezogen zu erscheinen und auch so den Trainingsraum wieder zu verlassen. Auf die beliebten Fitnesskurse wird derzeit noch ganz verzichtet. Diese passten nicht in das Konzept des geforderten „moderaten Trainings“. Gerade im Kursbetrieb sei trotz Abstandsregeln vermutlich von einer höheren Anzahl von Aerosolen auszugehen. „Das ist uns im Augenblick einfach noch zu riskant“, sagt sie.