Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Mit neuer App gegen den Herztod
Innenminister Strobl gibt in Ulm den Startschuss – System nutzt GPS-Daten
ULM - Startschuss für ein in BadenWürttemberg einzigartiges Projekt: In und rund um Ulm werden Ersthelfer nun über eine App benachrichtigt. Die App alarmiert diese anhand ihres Standortes und greift dazu auf deren GPS-Daten zu. Das Projekt, zu dessen Präsentation Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Donnerstag nach Ulm gekommen war, hat zum Ziel, dass bis zum Eintreffen der Ersthelfer beim Patienten nur noch halb so viel Zeit vergeht wie bisher.
Es wäre ein großer Schritt – vor allem bei der Rettung von Menschen, die Gefahr laufen, dem plötzlichen Herztod zu erliegen. Das sind deutschlandweit pro Jahr 50 000. Nur rund jeder Zehnte überlebt. Dies liegt in erster Linie daran, dass Helfer noch immer zu lange brauchen, bis sie beim Patienten sind.
Das Projekt erstreckt sich zunächst auf Ulm, den Alb-DonauKreis, Biberach und den Bereich Heidenheim. An der Umsetzung unter dem Dach des Rettungsdienstes Heidenheim-Ulm hat auch die Deutsche Traumastiftung mitgewirkt.
Jede verstrichene Minute senke bei der Diagnose „möglicher plötzlicher Herztod“die Chance, das Leben zu retten, um zehn Prozent, betonte Ronja Kemmer, Präsidentin des DRK-Kreisverbandes Ulm und CDU-Bundestagsabgeordnete. Ihr, wie sie selbst sagte, „ambitioniertes Ziel“: Ersthelfer sollen schon zwei oder drei Minuten nach der Alarmierung
eintreffen. Zuletzt brauchten sie in Ulm durchschnittlich siebeneinhalb Minuten.
Möglich machen soll dies die App „FirstAED“aus Dänemark. Sie erkennt, welcher Ersthelfer tatsächlich den kürzesten Weg zum Patienten hat – und zwar mit Hilfe von dessen GPS-Aufenthaltsdaten. Das ist das wirklich Neue. Benachrichtigungssysteme gibt es ansonsten bereits eine ganze Menge.
Und so läuft das Ganze ab: Die beiden räumlich nächsten Ersthelfer – etwa Mitglieder des DRK, der Feuerwehr, des ASB – werden über die App zur Adresse des Patienten geschickt (sie können auch ablehnen, dann wird der nächste angefragt); sie bekommen Namen und die schnellste Route direkt auf ihr Smartphone geschickt. Der drittnächste Ersthelfer wird gleichzeitig zum nächstgelegenen Defibrillator gelotst, um diesen dann zum Einsatzort zu bringen. Ersthelfer sind oftmals die Lebensretter schlechthin. Sie sind in der Regel vor dem Rettungsdienst und Notarzt da.
Ein „Meilenstein“sei die neue Anwendung, schwärmte Strobl. Er hält es für wünschenswert, die App flächendeckend einzusetzen. Bislang setzen schon Retter in Freiburg auf sie, hier fehlte jedoch die Verknüpfung zum nächsten Defibrillator.
Was allerdings auf keinen Fall fehlen darf, ist vernünftiger Handyempfang. Ohne Netz sind auch die besten Helfer von allen Informationen abgeschnitten.