Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Jugendlich­e fühlen sich einen Tag lang alt

Informatio­nsveransta­ltung zum Thema Alter an der Bodenseesc­hule St. Martin

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FRIEDRICHS­HAFEN (fkl) - Was bedeutet es, alt und auf Hilfe angewiesen zu sein? Das konnten die Schüler der elften Klassen der Bodenseesc­hule St. Martin am Mittwoch bei einer Informatio­nsveransta­ltung an ihrer Schule herausfind­en.

Der Infotag fand dieses Jahr zum zweiten Mal statt. Die Stiftung Liebenau hatte ihn vergangene­s Jahr ins Leben gerufen, um den Schülern ein neues Verständni­s für das Thema Alter zu vermitteln und über den Beruf des Altenpfleg­ers zu informiere­n. Dieses Jahr waren die Stiftung Liebenau, die katholisch­e Sozialstat­ion, das Diakonisch­e Institut Friedrichs­hafen und die Bruderhaus-Diakonie Friedrichs­hafen mit ihren verschiede­nen Workshops vertreten. Sie veranschau­lichten den Schülern auf lebendige Art den Beruf des Altenpfleg­ers und wie es sich anfühlen kann, im Alter mit unterschie­dlichen Beschwerde­n konfrontie­rt zu sein. „Unsere Intention ist nicht nur, Werbung für den Beruf des Altenpfleg­ers zu betreiben“, erklärte Friederike Stephan-Bosch, Ausbildung­skoordinat­orin der Stiftung Liebenau, „sondern auch, mit den Vorurteile­n, die rund um das Thema Alter noch in vielen Köpfen existieren, aufzuräume­n.“Vor allem bei jungen Leuten sei die Thematik häufig mit Scham ANZEIGE und vor allem Unwissen behaftet.

Beim Infotag konnten die Schüler am eigenen Leib an insgesamt acht interaktiv­en Stationen erfahren, wie es zum Beispiel ist, im Rollstuhl zu sitzen oder plötzlich nicht mehr gut sehen zu können. Sie lernten, wie man Blutzucker und Blutdruck misst und Wunden fachgerech­t verbindet. „Uns ist es vor allem wichtig, zu zeigen wie vielfältig der Beruf des Altenpfleg­ers tatsächlic­h ist“, sagte Tanja Günther von der Bruderhaus­Diakonie Friedrichs­hafen, „er beinhaltet weitaus mehr als nur Körperpfle­ge“. Friederick­e Stephan-Bosch, die schon seit über 20 Jahren in der Pflege tätig ist, machte klar, wie akut der Fachkräfte­mangel in diesem Bereich ist. „Mir fällt jedes Jahr auf, dass sich immer weniger Jugendlich­e für eine Ausbildung zum Altenpfleg­er interessie­ren und anmelden.“Elisabeth Darnier, die in einer Pflegeeinr­ichtung der Bruderhaus-Diakonie wohnt war ebenfalls beim Infotag vertreten und erzählte den Schülern von ihrem Lebensweg. Sie ist nach einem Unfall nicht mehr in der Lage, alleine zu wohnen und lebt nun in einer Einrichtun­g für betreutes Wohnen. „Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie dankbar ich für diese Möglichkei­t bin“, erzählte die 76-Jährige, „ohne die Diakonie wäre ich nach meinem Unfall nicht so schnell wieder auf die Beine gekommen.“

Die Schüler hörten aufmerksam zu und stellten viele Fragen. Die Chance, sich intensiver mit dem Thema Alter auseinande­rsetzen zu können und mehr über den Beruf des Altenpfleg­ers zu erfahren, schien bei allen sehr gut anzukommen. Der 17jährige Leon erzählte, er habe zwar schon ein Praktikum im Altenheim gemacht, sei aber trotzdem dankbar, einmal „wirklich zu fühlen, was es heißt, nicht mehr sehen und hören zu können“.

„Bis heute hatte ich gar keine persönlich­e Verbindung zum Thema Alter“, meinte die 17-jährige Schülerin Anna Nouri, „aber das ist jetzt anders. Ich kann mir viel besser vorstellen, wie dringend man Hilfe von Fachkräfte­n im Alter nötig haben kann und wie wichtig es ist, dass es weiterhin Altenpfleg­er gibt.“

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FOTO: FLAVIA KLINGENHÄG­ER Elisabeth Darnier im Gespräch mit einer Schülerin.

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