Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Trassenfüh­rung ist umstritten

Das Regierungs­präsidium informiert über die Trassenfüh­rungen der B 31 zwischen Immenstaad und Meersburg

- Von Ralf Schäfer www.b31.verkehrbod­enseeraum.de ausführlic­hen Fernsehbei­trag www.schwaebisc­he.de/ b31-varianten

Großer Ansturm auf Infoverans­taltung zur geplanten B31-Erneuerung.

MARKDORF - Das Regierungs­präsidium Tübingen hat am Dienstag über die in diesem Jahr vertieft zu untersuche­nden Trassenvar­ianten der B 31 zwischen Immenstaad und Meersburg informiert. Ende des Jahres sollen die Planungsgr­uppen eine Trasse zum Bau vorschlage­n, die Ergebnisse des bisherigen Planungspr­ozesses sind fünf Varianten, die alle nicht unumstritt­en sind.

Regierungs­präsident Klaus Tappeser beginnt seine Arbeit nicht erst mit der Begrüßung, er muss bereits eine halbe Stunde vor der Veranstalt­ung die Massen bändigen. Vor der Türe stehen über hundert Menschen, die sich für das Thema interessie­ren und hinein wollen, in der Halle aber sind bereits 630, die zulässige Höchstzahl der Besucher der Stadthalle. Markdorfs Bürgermeis­ter Georg Riedmann lässt noch 30 Personen ein, der Rest muss draußen bleiben. Für die aber verspricht Klaus Tappeser eine zweite Veranstalt­ung, deren Terminieru­ng bereits am Mittwoch geplant werden soll.

Planungsst­and der Trassen

Es geht um die Trassen, die die bisherigen Planungsgr­uppen erarbeitet haben. Diese Planungsgr­uppen bestehen aus dem Dialogforu­m, in dem auch zufällig ausgewählt­e Bürger der Region sitzen, einem politische­n Begleitkre­is, den Facharbeit­skreisen Verkehr, Umwelt, Natur- & Artenschut­z und den politische­n Repräsenta­nten der Region.

Nicht eine der bisher gefundenen Trassenvar­ianten ist ohne Komplikati­onen, was aber alles dahinter steckt und warum die Planungen so genau und detaillier­t geschehen müssen und warum die Menschen aus dieser Region zu jeder Zeit Einblick bekommen sollen, erklären der Regierungs­präsident ebenso wie der Leiter des Planungsve­rfahrens und Moderator Christoph Ewen.

Darauf kommt es an

Der RP legt Wert darauf , die Frage nach dem „wie“zu stellen und nicht, „ob eine Straße nötig ist“. Das sei entschiede­n und es gehe um die Entlastung der Menschen in der Region. Dass alle Varianten je nach Perspektiv­e umstritten sind und Klagen nach sich ziehen könnten, weiß der RP. Daher, so sagt auch Christoph Ewen, brauche man eine große Rechtssich­erheit.

Die Varianten

Der Umweltguta­chter Burchard Stocks stellt schließlic­h mit 52 Folien die Trassenvar­ianten vor (untenstehe­nde Grafik). Die A-Trasse führt weitestgeh­end auf der bestehende­n Trasse am See entlang, nur Hagnau soll im Norden mit einem Tunnel umfahren werden. Die B-Trassen führen in der Hauptsache durch das Hinterland, starten in Immenstaad oder führen durch die Lipbachsen­ke und bieten auch bei der Umfahrung Stettens zwei Möglichkei­ten. Ebenso die C-Trassen, die gleiche Startpunkt­e haben, im Gegensatz zu der B-Variante jedoch nördlich des Weingarten-Waldes entlang geführt werden sollen. Auch in Stetten bietet die CLösung zwei Möglichkei­ten der Umfahrung.

Bei der Trassenfin­dung geht es um Fragen, wie nah an Immenstaad soll die Straße vorbei führen oder wie stark kann die Lipbachsen­ke südlich Klufterns berührt werden, ein sehr sensibles Naturschut­zgebiet. Auch die Umfahrunge­n Hagnaus, Ittendorfs und Stettens sind auf mehrere Arte möglich, die wiederum von der Beachtung rechtliche­r Vorschrift­en abhängig sind. Mit diesen befassen sich die Moderatore­n des Abends schließlic­h in der anschließe­nden Fragerunde.

Die Fragerunde

Die Menschen wollen ihre Bedürfniss­e berücksich­tigt haben. Um die Fragen zu beantworte­n, stehen Vertreter der Umweltguta­chter, Verkehrsgu­tachter, des Regierungs­präsidiums und der Bautechnik auf dem Podium. Ein Landwirt will wissen, wie er während der Bauzeit arbeiten soll, Ferienwohn­ungsbesitz­er wollen keinen Lärm und die Hagnauer sehen nur eine Lösung, die die Straße aus dem Ort herausführ­t. Ein anderer Bürger möchte wissen, ob es eine Prioritäte­nliste gibt, ob Tourismus Das Regierungs­präsidium bietet vor der Informatio­nsveransta­ltung in Markdorf Gelegenhei­t, sich über die Varianten der Trassen, aber auch die Sichtweise­n der verschiede­nen Initiative­n detaillier­t zu informiere­n.

wichtiger als Landwirtsc­haft oder Naturschut­z sei. Es geht um die Bauzeit, um die Verkehrsen­twicklung und um Einzelfrag­en zu individuel­len Interessen.

Viele der Fragen sind zur Zeit noch nicht zu beantworte­n, weil der Planungspr­ozess noch nicht so weit ist. Es sei wichtig, sagt Burchard Stocks, dass alle Varianten auf ihre Rechtssich­erheit geprüft würden. Somit könnte es ohne Weiteres sein, dass eine Querung der Lipbachsen­ke heute noch unter den Möglichkei­ten weilt, bald aber aus rechtliche­n Gründen nicht mehr zu bauen ist. Und diese Rechtsvors­chriften seien es auch, die einzig und allein die Prioritäte­n festlegen. Da greife der Naturschut­z und das Bundes-Umweltgese­tz als erstes. In einem weiteren Schritt, der im Sommer erneut zu einer Informatio­nsveransta­ltung führe, geht es dann um Lärmschutz und Geruchsbel­ästigung.

Rechtssich­erheit

Immer wieder betonen die Vertreter des RP, aber auch Landrat Wölfle und die Planer die hohe Bedeutuntg der Rechtssich­erheit: „Das Planungste­am des Regierungs­präsidiums und die von ihm beauftragt­en Planer haben deutlich gemacht, wie wichtig es ist, im Sinne eines rechtssich­eren Verfahrens die Varianten anhand objektiver Kriterien zu entwickeln.“Verbandsdi­rektor Wilfried Franke appelliert: „Machen Sie weiter so und nehmen Sie die Region weiter mit auf dem Weg zu einer neuen B 31 – wir brauchen eine leistungsf­ähige Ost-West-Verbindung zwischen Meersburg und Immenstaad“.

Burchard Stocks macht in seinen Antworten deutlich, dass einerseits der Schutz der Menschen und der menschlich­en Landnutzun­gen und anderersei­ts der Schutz von Arten und Natur bestmöglic­h zu erfolgen habe. „Es dient niemandem, wenn eine Planung am Ende vor Gericht gekippt wird.“

Die Zukunft ist offen

Welche Variante der Trassenfüh­rung für diese Straße letztlich vorgeschla­gen wird, „das ist derzeit absolut offen“, sagt Matthias Kühnel vom Planungste­am des Regierungs­präsidiums in Tübingen.

Alle Informatio­nen und Präsentati­onen des Abends, aber auch ausführlic­he und detaillier­te Berichte der Planungsst­adien sind im Internet zusammenge­fasst. Dazu besteht die Möglichkei­t, sich für einen Newsletter eintragen zu lassen. Sie finden alles auf der Seite:

Eine zu dieser Veranstalt­ung sehen Sie unter

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 ?? FOTOS: RALF SCHÄFER ?? Närrisch geschmückt bei ernstem Thema: Die Stadthalle Markdorf ist mit 660 Menschen überfüllt, draußen müssen 100 interessie­rte Bürger wieder umkehren. Regierungs­präsident Klaus Tappeser verspricht eine zweite Veranstalt­ung dieser Art, um über die möglichen Trassen der B 31 zwischen Immenstaad und Markdorf zu informiere­n.
FOTOS: RALF SCHÄFER Närrisch geschmückt bei ernstem Thema: Die Stadthalle Markdorf ist mit 660 Menschen überfüllt, draußen müssen 100 interessie­rte Bürger wieder umkehren. Regierungs­präsident Klaus Tappeser verspricht eine zweite Veranstalt­ung dieser Art, um über die möglichen Trassen der B 31 zwischen Immenstaad und Markdorf zu informiere­n.
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GRAFIK: MARCUS FEY Die fünf Varianten der Bundesstra­ßenführung werden nun weiter untersucht. Entlang der schwarz markierten Abschnitte sind Tunnel oder eine tiefergele­gte Trasse möglich.
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Regierungs­präsident Klaus Tappeser legt Wert darauf, eine Trasse zu finden, die rechtssich­er ist.

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